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ox.io will ein europäisches Google mit Privatsphäre werden

Auf der Deutsch-französischen Digitalkonferenz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wurde neben zahlreichen politischen Absichtserklärungen und einem umfangreichen Start-up-Förderprogramm auch ein konkretes Joint Venture vorgestellt. Für die Neugründung ox.io haben sich Open-Xchange, Anbieter von E-Mail- und Kommunikationssoftware auf Open-Source-Basis, und die französische Suchmaschine Qwant zusammengetan. Erklärtes Ziel ist es, “eine Internet-Suche ohne Nutzer-Tracking mit einem umfassenden Online-Dienst für E-Mail, Collaboration, Datei-Sharing und Office-Productivity” anzubieten – kurzum, ein europäisches “Kern-Google”.

Wie (das meiste) bei Google ist auch ox.io kostenlos und wird durch Werbung finanziert. Allerdings sollen deren Inhalte die Anwender selbst definieren können. Mittelfristig ist zudem eine werbefreie Bezahlvariante geplant. Interessierte können sich bereits jetzt unter http://ox.io für ein Nutzerkonto und eine E-Mail-Adresse nach dem Muster Max.Mustermann@ox.io anmelden. Die kostenlose Testversion bietet zunächst einmal 2 GByte E-Mail-Speicherplatz und 2 GByte Online-Speicher für Daten.

Anmeldungen für die etwas mager ausgestattete Versuchsversion sind ab sofort möglich, Verbesserungen schon in Aussicht gestellt (Screenshot: silicon.de)

Der Online-Service basiert auf der OX App Suite. Damit steht im Browser ein Desktop mit Programmen zur Bearbeitung von E-Mails, Texten, Tabellen und Präsentationen sowie zur Verwaltung von Terminen und Kontakten zur Verfügung. Der OX Drive genannte Cloud-Speicher bietet zusätzlich Funktionen zur Verwaltung und Synchronisierung von Dokumenten, Bildern, Fotos und Videos.

Das Angebot steht als Testversion Interessierten ab sofort kostenlos zur Verfügung. In den kommenden Wochen soll das Angebot um die nutzerdefinierte Werbung erweitert werden. Zur Verschlüsselung von E-Mails und Dateien mittels PGP (Pretty Good Privacy) wird der kostenlose Dienst demnächst um OX Guard erweitert.

Betrieben wird der Dienst von Heinlein Support. Die Firma hat schon durch das Angebot Mailbox.org, das ebenfalls auf Open-Xchange basiert, Erfahrung in dem Umfeld gesammelt und 2014 ein Cloud-Office-Angebot als Alternative zu Office 365 und Google Apps vorgestellt. Der Betreiber verspricht, dass Anwenderdaten ausschließlich in Rechenzentren in Berlin gespeichert werde und damit deutschen und europäischen Datenschutzregelungen unterstehen. Außerdem sollen Daten der Services, die auf der OX App Suite basieren, nicht anderweitig verwendet oder verkauft werden.

Auch Internet-Suchmaschine Qwant, die das Angebot abrundet, setzt hier an, um sich von Google zu differenzieren. Sie verspricht erstens kein Nutzertracking zu betreiben und zweitens keine “Filterblase” um den Anwender herum zu bauen. Qwant ist zwar ebenfalls auf Werbeeinnahmen angewiesen, die bei der Suche angezeigt wird, will da jedoch mit der nutzerdefinierten Werbung einen eigenen Weg gehen. Der könnte erfolgreich sein, wenn Werbetreibende für eine kleinere Gruppe mehr zu zahlen bereit sind, weil die mehr oder weniger ausdrücklich zuvor zugestimmt haben, zu bestimmten Themen Werbung sehen zu wollen.

Vier gegen Google (von links): Frank Hoberg, Co-Founder und Executive Vice President Sales, Open-Xchange, Rafael Laguna, Co-Founder und CEO, Open-Xchange, Jean-Baptiste Piacentino, Deputy CEO, Qwant und Peer Heinlein, Inhaber und Geschäftsführer von Heinlein Support, dem Unternehmen, das ox.io hostet. (Bild: ox.io)

Um da geeignete Angebote und Formate zu entwickeln hat Qwant ein bisschen Zeit gekauft: Im Frühjahr 2014 hat der Axel Springer Verlag über die Tochter Axel Springer Digital eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an der Suchmaschine Qwant erworben. Details zur genauen Höhe der finanzielle Beteiligung an dem französischen Start-up sind nicht bekannt.

Qwant begann 2011 mit der Arbeit an einer Suchmaschine. Nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung ging das Angebot im Januar 2013 an den Start. Seit März 2014 ist die Suchmaschine auch in Deutschland aktiv. Nach eigenen Aussagen verkauft Qwant keine eigenen Anzeigen. Einnahmen will es lediglich über die Beteiligung an E-Commerce-Umsätzen sowie im “Business to Business”-Bereich, etwa als Analysedienst für Soziale Medien, erzielen.

Redaktion

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