Die Deutsche Telekom hat sich mit der United Internet AG über den Verkauf von Strato geeinigt. Wie United Internet mitgeteilt hat, wird es für die Telekom-Tochter bis zu 600 Millionen Euro in bar bezahlen. Davon sollen 566 Millionen direkt beim Abschluss der Transaktion, der die Zustimmung der zuständigen Behörden vorausgesetzt, im Laufe des ersten Halbjahrs 2017 erwartet wird, entrichtet werden. Die Höhe des restlichen Betrags hängt davon ab, ob bis zu einem späteren Zeitpunkt bestimmte Ziele erreicht wurden.
Die Übernahme kommt einigermaßen überraschend. Schließlich wollte die Telekom Berichten zufolge im Sommer ihre Tochter Strato noch mit dem Kauf von Host Europe stärken. An dem Unternehmen soll auch United Internet Interesse gehabt haben, den Zuschlag erhielt dann kürzlich jedoch der US-Anbieter GoDaddy, der dafür 1,69 Milliarden Euro bezahlte.
Offensichtlich geht die Telekom davon aus, dass Strato in seiner aktuellen Größe und Aufstellung nicht zukunftsfähig ist und sieht weder keine anderen Kandidaten, die zur Stärkung des Bereichs zugekauft werden könnten, oder hält das Geschäftsfeld im aktuellen Umfang für die eigene Entwicklung nicht für strategisch bedeutsam. Die Anleger sehen Strato bei United Internet jedoch offenbar gut aufgehoben. Die Aktie des größten deutschen Web-Unternehmens kletterte seit der Bekanntgabe der Transaktion heute Morgen um über 4 Prozent auf aktuell 36,77 Euro.
Das 1997 gegründete Strato hat ihren Hauptsitz in Berlin, betreibt aber seit Jahren auch ein Rechenzentrum in Karlsruhe, wo auch United Internet vertreten ist. Das Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit rund 500 Mitarbeiter und betreut mit ihnen rund 2 Millionen Kunden. Für 2016 werden ein Jahresumsatz von rund 127 Millionen Euro und ein EBITDA von rund 48,5 Millionen Euro erwartet. Strato ist außer in Deutschland hauptsächlich noch in den Niederlanden aktiv.
Für Strato ist es nicht der erste Besitzerwechsel. Das noch junge Unternehmen wurde 1998 von der nicht unumstrittenen Firma Teles gekauft. 2004 verkaufte Teles für rund 132 Millionen Euro an die Freenet AG, die es dann fünf Jahre später zum doppelten Preis an die Telekom weiterveräußerte.
United Internet, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 3,72 Milliarden Euro erwirtschaftet und knapp 8300 Mitarbeiter beschäftigt hat, hat zwar noch keine Aussagen zur Zukunft der Strato AG gemacht, es ist jedoch davon auszugehen, dass der Konzern seine Mehrmarkenstrategie fortsetzt. In deren Rahmen ist er mit 1&1, Web.de, GMX sowie seit der Übernahme von Versatel auch mit 1&1 Versatel im B2B-Segment aktiv. Außerdem gehören United Domains, das im Bereich Webhosting und Domains für Firmenkunden aktive InternetX, der Domain-Marktplatz Sedo sowie die britische Firma Fasthosts zum Konzern. In den US-Markt ist United Internet 2010 über den Kauf von Mail.com eingestiegen, in Spanien durch den Kauf des Webhosters Arsys 2013.
Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.
Die Übernahme der Strato AG ist aufgrund einer kürzlich bekannt gegebenen Beteiligung von Warburg Pincus am Geschäftsbereich “Business Applications” von United Internet möglich. Dem Investor gehört davon ein Drittel. Für den Strato-Kauf soll eine Holding-Struktur eingerichtet werden. Finanziert wird der Kaufpreis dann aus einem internen Darlehen von United Internet an den Geschäftsbereich “Business Applications in Höhe von 350 Millionen Euro. Der restliche Betrag setzt sich aus von United Internet und Warburg Pincus anteilig aufzubringendem Eigenkapital zusammen.