Fördermittel für IT-Firmen – Wahre Magie für Außenstehende
Förderprogramme der EU, des Bundes und einzelner Länder, helfen Unternehmen, innovative Produkte und Leistungen zu entwickeln. Eines der geförderten Unternehmen ist Contentful, ein Berliner Start-up, das sich als Content Management Developer Platform positioniert. Insgesamt 1,3 Millionen Euro erhielt Contentful aus dem Pro FIT-Programm der Innovationsbank Berlin Brandenburg. Für die Bewerbung holte sich Contentful Unterstützung durch die Fördermittelberatung förderbar. Heute, ein Jahr später, schildern Chris Schagen, CMO von Contentful, und Thomas Schröter, Geschäftsführer von förderbar, wie der Beantragungsprozess für Fördermittel im IT-Bereich verlief und welche Rolle die Fördermittel in der Entwicklung des Start-ups spielten.
silicon.de: Herr Schagen, oftmals schreckt der – zumndest vermutete – hohe Aufwand Unternehmen davon ab, Förderprogramme in Erwägung zu ziehen. Was motivierte Sie, sich um Fördermittel zu bewerben?
Chris Schagen: Als Contentful sich in Berlin im Dezember 2014 um Fördermittel bewarb, hatten wir unser Produkt bereits gelauncht, der Markteintritt war gelungen und die ersten größeren Kunden kamen an Bord. Doch als kleine Firma hatten wir noch geringe Engineering-Ressourcen. Dabei steigt der Druck, wenn ein Unternehmen noch keine Gewinne schreibt, aber die Kundenerwartungen erfüllen muss. Wir hätten dann entweder unter unseren Erwartungen entwickeln oder in eine neue Finanzierungsrunde gehen müssen – doch 2014 hustete der Finanzmarkt wieder einmal.
Wir entwickeln aber ein hochinnovatives Produkt, das viel Anklang auch im Ausland fand. Also schauten wir, welche Möglichkeiten es im Bereich öffentlicher Fördermittel geben könnte. Einige Förderprogramme unterstützen innovative Technologieprojekte. Und wenn etwas innovativ sein sollte, müssten das doch wir sein! Contenful hatte den Wunsch, in seine Entwicklungsorganisation zu investieren, doch wir wollten wenig Aufwand mit einer Fördermittelakquise betreiben.
silicon.de: Herr Schröter, Sie begleiten Technologie-Unternehmen bei der Suche nach Fördermitteln. Welche Projekte haben Ihrer Erfahrung nach die größten Chancen auf eine Förderung?
Thomas Schröter: Jedes Programm hat unterschiedliche Richtlinien, wonach es die Förderfähigkeit eines Projekts bewertet. Doch grundsätzlich lässt sich sagen, dass es sich immer um eine Innovation handeln sollte. Zwar gibt es keine feste Definition für “Innovation”. Doch die meisten Institutionen verstehen ähnliches darunter: Innovativ ist ein Produkt, wenn es über den heutigen Stand der Wissenschaft und Technik hinausgeht und eine mögliche Markteinführung noch in der Ferne liegt.
Deshalb sollte in der Antragsstellung der Forschungsanteil des Projekts in jedem Fall hervorgehoben werden, um den Innovationsgrad zu betonen. Darüber hinaus sollten die Ressourcen zur Durchführung des Projekts im Haus vorhanden sein. Schließlich wollen die Geldgeber die Innovationskraft des Unternehmens stärken und nicht die Arbeit externer Dienstleister.
silicon.de: Wie verlief der Beantragungsprozess bei Contentful?
Schagen: Unsere Hauptsorge war eigentlich, wieviel Ressourcen uns das kosten würde. Vor über zehn Jahren habe ich einmal einen Förderantrag gestellt und empfand das als wahnsinnig komplex. Das war ein richtiger Zeitfresser. Mein Learning war: Das muss man Leuten überlassen, die Erfahrung darin haben. Wir sprachen dann mit förderbar, die sich Contentful ansahen und einen ersten Workshop mit uns vereinbarten.
Auf Basis des Workshops haben wir Hausaufgaben bekommen:
Welche Arbeitspakete können wir zusammenstellen, um förderfähig zu sein? Wir haben das abgeglichen mit unserer Roadmap: Was hatten wir geplant? Bei welchen Wünschen am Markt glaubten wir, sie umsetzen zu müssen?
Auf dieser Basis erstellten wir einen Projektplan und diskutierten ihn bei einem zweiten Treffen ausführlich mit einem technischen Sachverständigen von förderbar. Hier schauten wir gemeinsam, ob der Plan tatsächlich umsetzbar wäre, wie der Zeitraum aussehen müsse und wie hoch eine adäquate Fördersumme für die entsprechenden Manntage wäre.
Gefälschte E-Mails enthalten häufig Viren oder andere Angreifer. Oft sollen auch private und sensible Daten gestohlen werden. Anhand weniger Kriterien lassen sich gefährliche E-Mails jedoch schnell erkennen.
Wir haben neun Themengebiete identifiziert, sieben davon technischer Natur sowie zwei für Marketing und Vertrieb. Das komplette Schreiben des Projektantrags hat uns dann förderbar abgenommen, interaktiv mit uns, mit vielen kleinen Schulterblicken. Das fertige Antragsformular glich schließlich einem Telefonbuch, mit Arbeitspaketen, der Darstellung der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens, Erfolgsmetriken, umsatzseitiger Planung und vielem mehr.
silicon.de: Was kann eine Fördermittelberatung leisten und was ist bei der Auswahl eines Dienstleisters zu beachten?
Schröter: Fördermittelberater haben einen umfassenden Überblick über die verschiedensten Förderprogramme und können zum einen sehr gut sagen, welches Programm zu welchem Projekt passt. Sollen zum Beispiel Markteinführungsaktivitäten gefördert werden, käme in Berlin und Brandenburg überhaupt nur das Pro FIT-Programm in Frage.
Zum anderen wissen die Berater, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, worauf die Gutachter bei den Institutionen im Förderantrag besonderen Wert legen, wie ausführlich die Passagen sein sollten und so weiter. Unternehmen können hier viel Zeit und Ressourcen sparen, indem sie professionelle Unterstützung suchen.
Dabei sollten sie sich die Beratung natürlich genau ansehen. Bei förderbar arbeiten wir zum Beispiel mit einem Provisionsmodell – den wesentlichen Teil der Beratungskosten tragen Unternehmen nur, wenn die Förderung tatsächlich bewilligt wird.
Schagen: Das fanden wir eine gute Sache. Das partnerschaftliche Modell von förderbar macht einen zu einer Art Schicksalsgemeinschaft, wir haben eng für den gemeinsamen Erfolg zusammengearbeitet.
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silicon.de: Wenn Sie zurückblicken, Herr Schagen, welche Rolle spielten die Fördergelder dann bei der Umsetzung Ihres Vorhabens?
Schagen:Wir waren wirtschaftlich deutlich erfolgreicher als geplant, das sagte uns auch die IBB im Abschlussgespräch. Das zeigt uns natürlich auch, dass die Sachen, die wir gebaut haben, vom Markt wirklich gut angenommen wurden. Es war entscheidend für unser Unternehmen. Wir hätten sonst kleinere Brötchen backen oder schon früher eine Finanzierung suchen müssen, wir wären langsamer gewesen und hätten dadurch sicher nicht den einen oder anderen Kunden gewonnen. Im Mai vergangenen Jahres konnten wir eine große Finanzierungsrunde mit einem bedeutenden US-Investor abschließen – das hätten wir vorher vielleicht nicht erreicht.
silicon.de: Welche Tipps würde Contentful Unternehmen auf den Weg geben, die innovative IT-Projekte fördern lassen wollen?
Schagen: Wichtig ist es, mit Leuten zu sprechen, die viele Projekte sehen und wissen, was positiv beschieden wird und was nicht. Manche Projekte kommen einem im Unternehmen wahnsinnig innovativ vor – sie sind es aber vielleicht nicht. Auf der anderen Seite sehen Außenstehende manchmal wahre Magie! Dafür benötigt man den Blick von außen.