Wenn künftige Generationen einmal auf das Jahr 2016 zurückblicken, werden sie in ihren Geschichts-E-Books wahrscheinlich kaum etwas über IT und Technologie finden. Dazu gab es zu viele politische Ereignisse, die das Jahr prägten. Und währen in der IT durchaus die eine oder andere wichtige und spannende Neuerung an die Öffentlichkeit kam, deren Bedeutung vielleicht erst in ein paar Jahren voll erfasst wird, gab es doch nichts, was das Jahr jetzt schon komplett geprägt hat.
Dennoch hat sich die Branche natürlich weiterentwickelte, gab es kleine und große Highlights, Skandale, Überraschungen und auch den einen oder anderen Wendepunkt. Im Jahresrückblick greift die silicon.de-Redaktion diesmal aber nicht wie oft in der Vergangenheit einzelne Produkte heraus, sondern versucht einmal, anhand von Marktzahlen die großen Entwicklungslinien nachzuzeichnen und so auch einen Status Quo der IT am Ende des Jahres 2016 zu liefern. Wir hoffen, es ist auch für Sie etwas Interessantes dabei, wünschen Ihnen die eine oder andere neue Erkenntnis beim Lesen und ein gesundes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2017.
IT, das ist inzwischen vielfach schon mit Internet gleichzusetzen. Und 62 Millionen Menschen in Deutschland nutzen laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts inzwischen das Internet. Am häufigsten versenden oder empfangen sie E-Mails oder suchen sie nach Informationen über Waren oder Dienstleistungen. Das Lesen von Nachrichten ist inzwischen ebenfalls eine wichtige Online-Beschäftigung. Weitere Bereiche der Mediennutzung, etwa Fernsehen, Radio oder Filme schauen, wandern ebenfalls ins Netz ab. Dazu gibt es weiter unten in diesem Beitrag noch mehr Informationen.
Allerdings gibt es bei der Meidennutzung im Web deutliche Unterschiede zwischen den Generationen. In der Gesamtbevölkerung liegt klassisches Fernsehen mit 71 Prozent noch klar vorne. Bei den 14- bis 19-Jährigen entfallen dagegen jeweils 41 Prozent des wöchentlichen Fernseh- und Videokonsums auf TV und Video on Demand-Angebote (VoD). Letztere sind laut Digitalisierungsbericht 2016 bei den Jüngeren bereits gleich auf Augenhöhe mit TV über SAT, Kabel, DVB-T oder IPTV.
Bei der jährlich durchgeführten JIM-Studie (Jugend – Information – Media) wurden Teilnehmer (12- bis 19-Jährige) auch nach ihren drei Lieblingsangeboten gefragt. Youtube liegt da ganz weit vorne, ist aber bei Jungs noch deutlich beliebter als bei den Mädchen. Die finden dagegen WhatsApp wesentlich wichtiger. Da freut sich Facebook: Schließlich gehört sein „traditionelles“ Angebot, das gleichnamige Soziale Netzwerk, nur bei 26 Prozent der Jugendlichen zu den Favoriten.
Keine Internetnutzung ohne Internetzugang. Allerdings blieb Deutschland in diesem Punkt auch 2016 deutlich hinter den von Wirtschaftsverbänden, Telekommunikationsanbietern und Politikern immer wieder formulierten Führungsanspruch zurück. Andere Länder machen es einfach besser. In der jüngsten Ausgabe des State of the Internet Report von Akamai liegt Deutschland mit einem Internetzugang mit durchschnittlich 13,7 MBit/s auf Platz 26.
Im Schnitt gehen 59 Prozent der Deutschen auch unterwegs online. Die Studie D21-Digital-Index 2016 hat jedoch erhebliche Unterschiede in der mobilen Internetnutzung zwischen den Bundesländern zutage gebracht. Demnach liegt dieser Anteil in den nun auch schon nicht mehr ganz so neuen Bundesländern nur zwischen 51 und 53 Prozent. Eine Ausnahme ist Berlin mit einem Nutzeranteil von 63 Prozent. Das legt die Vermutung nahe, dass nicht das fehlende Bedürfnis, mobil das Internet zu nutzen, sondern die fehlende Infrastruktur beziehungswiese die schlechte Qualität der Verbindung sich auf die Nutzerzahlen auswirkt.
Die Zahlen für das Weihnachtsgeschäft liegen noch nicht vor und damit auch nicht für das Gesamtjahr. Aber zumindest im dritten Quartal 2016 ist der Smartphone-Absatz in Deutschland leicht zurückgegangen. Verbraucher kauften zwischen Juli und September laut gfu rund 5,7 Millionen Geräte, das waren 1,9 Prozent weniger als im Vorjahrsquartal. Von klassischen Mobiltelefonen (Feature Phones) wurden im dritten Quartal 2016 hierzulande immerhin noch 419.000 Stück verkauft. Das waren aber dennoch 24 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
2015 wurden in Deutschland rund 25 Millionen Smartphones, aber nur 3,4 Millionen Digitalkameras verkauft. Verdrängt werden vor allem die Kompaktkameras. Das belegt auch eine YouGov-Umfrage vom September 2016. Demnach fotografieren 44 Prozent der Befragten mehrmals täglich mit ihrem Smartphone. Einfache Digitalkameras nutzen dafür dagegen nur zwei Prozent im Dauereinsatz.
Jeden Tag kommen von Mobiltelefonen in Deutschland 302 Millionen Sprachverbindungsminuten zusammen, so ein Ergebnis der alljährlichen TK-Marktanalyse von Dialog Consult und VATM. Das sind damit seit dem Beginn des Siegeszugs der Mobiltelefone erstmals weniger gewesen als im Vorjahr. Verantwortlich dafür sind laut VATM sogenannte Over-the-Top-Anbieter (OTT). Dazu gehört etwa Skype. 2016 wurden über Software-basierte OTT-Telefonie täglich 250 Millionen Verbindungsminuten abgewickelt.
Internet der Dinge (IoT), Industrie 4.0 und Big Data sowie Big-Data-Analytics, die alle untrennbar miteinander verwoben sind, bestimmten 2016 vielfach die Diskussion über strategische IT-Themen und Projekte. Vielfach geht es dabei im Maschinen- und Autobauerland um die Vernetzung und Ausstattung mit Sensoren von Maschinen. Ein anderer Aspekt, die Beziehung zu Verbrauchern mittels IoT-Geräten und Technologien zu verändern, steht weniger im Vordergrund. Das mag auch daran liegen, dass die hierzulande noch zögerlich zu solchen Produkten greifen. Die Industrie sollte den Trend aber nicht verschlafen, denn in anderen Teilen der Welt sieht das anders aus.
Wie kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Zahlen zeigen, ist aber auch in Firmen die Nutzung von Big Data noch ein untergeordnetes Thema. Das mag daran liegen, dass Big Data in erster Linie als Thema für große Unternehmen gesehen wird. Doch da sollte der Mittelstand aufpassen. Es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, wie auch er von der Auswertung komplexer Daten profitieren kann. Nur: Manche davon geben sich gar nicht direkt als Big Data zu erkennen, sondern verbergen sich in einem anderen Dienst.
In einer von PwC durchgeführten Umfrage gaben 33 Prozent der Teilnehmer an, schon einmal Opfer von Identitätsdiebstahl im Internet geworden zu sein. Die Entwendung und missbräuchliche Nutzung personenbezogener Daten eines Menschen durch Dritte im Internet wurde am häufigsten für den Versand von Spam-Mails genutzt. Jeweils sechs Prozent gaben an, dass mit ihren Daten schon ein gefälschter Account angelegt wurde oder dass ihnen Kreditkartendaten gestohlen und missbraucht wurden. Das Fiese daran: Oft werden die Daten gar nicht dem Betroffenen selber, sondern bei einem von ihm genutzten Dienst entwendet, der schlampig damit umgeht.
Wer den Verdacht hat, dass seine Daten von anderen verwendet werden, der kann zum Beispiel das vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut angebotene, kostenlose Online-Tool Identity Leak Checker nutzen. Und ein sicheres Passwort hilft auch zu verhindern, dass Fremde nicht den eigenen Account übernehmen. Welche Passwörter völlig ungeeignet sind, hat das HPI erst kürzlich anhand einer Auswertung gehackter Nutzerkonten untersucht
2016 haben Browser-Anbieter, insbesondere Google und Mozilla, die Unterstützung von Adobes Flash Player, “der Mutter aller Sicherheitslücken” weiter zurückgefahren. Zwar ist HMTL5 noch nicht ganz so weit, dass es Flash überall ersetzen kann, aber der Zeitpunkt rückt näher. So driftet Flash langsam in die Grauzone ab und immer öfter werden für Nutzer gar nicht sichtbare Flash-Inhalte lediglich für Tracking-Zwecke ausgespielt. Doch auch das wird nur eine vorübergehende Erscheinung sein. Festzuhalten bleibt für 2016: Flash verscheindet langsam aus dem (seriösen) Web
Kaum geht die eine Plage, kommt die nächste: Seitdem unterstellt wird, dass der US-Wahlkampf im Wesentlichen durch Halbwahrheiten und Lügenpropaganda (was ist daran neu?) in Social-Media-Angeboten entschieden wurde (ah, das ist neu!) hat sich die Politik auf die Fahnen geschrieben, gegen Fake-News vorzugehen. Problematisch sind allerdings die dafür gewählten Konzepte: “Wahrheitsministerien” erinnern an unheilvolle Zeiten, in denen lediglich bestimmten Einrichtungen die Autorität zustand zu definieren, was “wahr” ist. Ob im Mittelalter die Kirche und die Inquisition, Im “Dritten Reich” das “Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda” oder in den kommunistischen Staaten die Gremien der Partei.
So etwas wollten wir eigentlich nicht noch einmal erleben – zumal ja auch mit den geltenden Gesetzen den vorhandenen staatlichen Einrichtungen Mittel und Wege zur Verfügung stehen, Urheber der gröbsten Fake-News zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen. Das klappt sogar in Berlin, wo ja sonst nicht so sehr viel klappt…
Einer im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführten Umfrage zufolge sind Deutsche sowieso recht skeptisch, wem sie was glauben sollen. Demnach halten hierzulande lediglich ein Viertel soziale Netzwerke, Blogs und Videoportale für zuverlässig. Das ist ein wesentlich geringerer Anteil als in anderen Ländern und kann somit indirekt auch als ein indirektes Lob an die vielgeschmähte Presse verstanden werden
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Aussagekräftige Statistiken mit einigen Überraschungen. Der Text ist allerdings noch verbesserungsfähig (siehe unten).
Frank Raudszus
Von klassischen Mobiltelefonen (Feature Phones) wurden im dritten Quartal 2016 hierzulande immerhin noch 419.000 Stück. Das waren aber dennoch 24 Prozent als im Vorjahresquartal.
Danke für den Hinweis. Die zwei Fehler wurden korrigiert.
Redaktion silicon.de