Die IoT Tech Expo in London zog auch dieses Jahr wieder IT-Entscheider, Hersteller, Entwickler, Technologieanbieter sowie Betreiber aus vielen Ländern an. Von Connected Industry und Connected Services über Smart Cities und Connected Living bis hin zu Data & Security wurde nahezu das gesamte Spektrum des Internet of Things (IoT) abgedeckt. Dabei ließ sich beobachten, dass der Anwender immer stärker in den Mittelpunkt rückt und es nicht mehr allein um reine Kostenminimierung und Effektivitätssteigerung geht.
So präsentierte beispielsweise das US-Unternehmen Daqri einen neuen “Smart Helmet“, der unter anderem mit einem Klarsicht-Display sowie diversen Sensoren und Kameras ausgestattet ist, darunter eine “Thermal Camera”. Mitarbeiter können somit nicht nur jederzeit und an jedem Ort auf Echtzeitinformationen und virtuelle Anleitungen per Augmented Reality zugreifen, sondern beispielsweise auch Umgebungstemperaturen erkennen.
Mit Hilfe der Thermal Camera werden unter anderem Gefahrenquellen wie heiße Rohre und andere Wärmequellen über das Display im Visier des Helms sichtbar, die mit dem bloßen Auge nicht ohne Weiteres erkannt werden können. Der Helm trägt dadurch bei aller Produktivitätssteigerung auch dazu bei, dass der Arbeitsplatz für den Mitarbeiter sicherer wird. “Die Idee, Angestellte durch Technologie zu ersetzt, limitiert uns letztlich nur”, sagt Brian Mullins, Gründer und CEO von Daqri. “Die weitaus bessere Idee ist es, die Sinne der Mitarbeiter sowie das, wozu sie fähig sind, zu unterstützen.”
Dass Daten auch auf anderen Wegen übertragen werden können als per Kabel, WiFi oder Bluetooth, beweist das Unternehmen Chirp. Dessen Verfahren, bei denen Daten per Audio-Technologie übermittelt werden, werden unter anderem in einem Kernkraftwerk von EDF in Frankreich eingesetzt. Laut Hersteller kann mittels Chirp prinzipiell jedes Gerät, das über einen Lautsprecher oder Mikrofon verfügt, Daten senden beziehungsweise empfangen.
Übertragungen von mobilen Endgeräten zu POS-Systemen, digitalen Schildern oder selbst Spielsachen (prominentes Beispiel dafür sind die “Skylanders”) sind ebenso realisierbar wie die Übermittlung von Daten vom Fernseher, einer Radiosendung oder auch einer Webseite aufs Smartphone. Neben hörbaren Signalen arbeitet Chirp dabei auch mit Ultraschall. Die Übertragungsgeschwindigkeiten liegen laut James Nesfield, CTO bei Chirp, je nach Umgebung und Umständen, zwischen 25 bps bis 100 bps.
Mit seinen Eigenschaften eignet sich Chirp vor allem dann, wenn altbekannte Ansätze keine Option sind. Dazu gehören auch bestimmte Einsatzgebiete wie Kernkraftwerke. Denn in diesen dürfen aus Sicherheitsgründen keine Funkfrequenzen eingesetzt werden, und damit auch kein WiFi, Bluetooth und ähnliche Standards. In dem Kernkraftwerk in Frankreich entschied man sich daher (bei ausgesuchten Anwendungen) für Chirp – auch, weil kabelgebundene Lösungen deutlich teurer gewesen wären.
Der Vorteil gegenüber Lösungen wie Infrarot wiederum ist, dass mit Chirp Daten selbst dann übermittelt werden können, wenn sich Gegenstände zwischen Sender und Empfänger befinden. Kann der Empfänger das Signal hören beziehungsweise wahrnehmen, ist auch eine Datenübertragung möglich.
Auch andere Aussteller wie der Embedded-Computing-Spezialist Advantech, der Anbieter PTC mit seiner IoT-Plattform Thingworx und Lemonbeat mit Automationslösungen auf Basis der Lemonbeat smart Device Language (LsDL) zeigten auf der IoT Tech Expo, welche Möglichkeiten das Internet of Things bereits bietet – und wie die Zukunft aussehen könnte.
Dr. Andreas Fink, Vorsitzender der M2M Alliance, der auf der IoT Tech Expo eine Podiumsdiskussion zum Thema M2M-Konnektivität leitete, sieht dennoch weiter Optimierungsbedarf rund ums Internet of Things: “Es gibt eine Fülle von drahtlosen Protokollen, deren Technologie allerdings weitgehend von klassischen Anwendungen geprägt ist. Momentan verbiegen wir den einen oder anderen Standard regelrecht, um das Anwendungsgebiet zu erweitern”, so Fink.
“Was jetzt gefragt ist, sind mehr innovative Lösungen. Doch dabei muss die Interoperabilität zu bestehenden Systemen gegeben sein. In der Summe müssen wir weg von Insellösungen – auch wenn diese in Einzelfällen sicherlich ihre Daseinsberechtigung haben”, so Fink weiter.
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