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SAP-Anwender verweigern die Cloud

Digitalisierung beherrscht die Ausgabenplanung vor allem der großen Unternehmen und des gehobenen Mittelstandes im deutschsprachigen Raum. Wie eine aktuelle Investitionsumfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) zeigt, fließen derzeit rund 60 Prozent der IT-Budgets in die Digitalisierung. Hier sind es vor allem Unternehmen aus dem Handel sowie dienstleistungsnahe Unternehmen, die in neue Geschäftsmodelle investieren.

Warum nochmal in die Cloud investieren?”, Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG e.V. kritisiert mangelnde Flexibilität bei SAP-Lizenzmodellen.

Ein weiteres großes Thema ist die Migration auf S/4HANA. Auch wenn laut SAPs jüngsten Zahlen mehr als 5400 Unternehmen neue Echtzeit-ERP aus Walldorf implementiert haben, scheint das junge Produkt längst nicht für alle Unternehmen das geeignete Mittel zu sein, um sich den geänderten Anforderungen im Markt anzupassen.

Der überwiegende Teil der Nutzer setzt nach wie vor auf die Business Suite und das wird wohl auch auf absehbare Zeit noch so bleiben. In den nächsten drei Jahren wolle laut eigenen Angaben etwa ein Drittel der Anwender auf S/4HANA migrieren. Das bedeutet im Umkehrschluss, das über 60 Prozent der Nutzer noch unentschlossen sind, oder keine Migration angestrebt wird.

“Wir haben nach wie vor eine starke Basis, die vorerst auf der Business Suite bleiben werden”, erklärt Marco Lenk, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Dafür gebe es verschiedene Gründe. Einige Anwender erklären, dass ihnen noch Informationen und Aufklärung fehlen, welche Mehrwerte Anwender mit S/4 erreichen können.

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“S/4 enthält viele Simplifizierungen von Prozessen”, erläutert Lenck weiter. Auch wenn Unternehmen dann vielleicht Business-Prozesse verschlanken und verbessern können, müssen sie diese erst einmal an den neuen Standard anpassen und das bedeute zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Investitonen. So fehlten aber für einige Unternehmen die Treiber für den Umstieg, denn für die Digitalisierung brauchten die Unternehmen laut DSAG nicht unbedingt S/4.

Nur knapp 12 Prozent der deutschsprachigen SAP-Anwender sehen Investitionen in neue digitale Geschäftsmodelle als “sehr wichtig”. Rund 50 Prozent hingegen optimiert dagegen bestehende Prozesse. (Bild: DSAG)

Neben 50 Prozent der DSAG-Mitglieder, die in klassische Produkte wie die Business Suite investieren, stehen derzeit 16 Prozent der Befragten, die massiv in S/4HANA investieren wollen. Im deutschsprachigen Raum setzen 2 Prozent bereits auf S/4HANA. In der Schweiz und Österreich erreicht das mit jeweils 8 Prozent einen höheren Wert. Vor allem große Unternehmen, die mehrere ERP-Systeme im Einsatz haben, wagten sich laut Lenck an die Migration auf das neue ERP.

Lediglich zwei Prozent der DSAG-Mitglieder haben bereits die neue ERP-Suite S/4HANA im Einsatz. Knapp 15 Prozent wollen sogar ganz auf eine Migration verzichten. (Bild: DSAG)

Keine Zweifel aber gibt es dahingehend, ob für deutsche Anwender Digitalisierung ein Thema ist. Insgesamt scheint derzeit eine gewisse Aufbruchsstimmung im deutschsprachigen Raum zu herrschen. Das lasse sich auch daran ablesen, dass die IT-Budgets bei DSAG-Mitgliedern um fast 5 Prozent steigen. Das bedeutet laut der Anwendervereinigung einen Zuwachs von über 3 Prozentpunkten gegenüber 2016. In Österreich verdoppelt sich der Zuwachs bei den IT-Investitionen im Vergleich zu 2016 sogar auf über 8 Prozent. Lediglich in der Schweiz sind die Investitionen mit – 2 Prozent rückläufig. Allerdings sei das nicht gleichbedeutend mit SAP-Ausgaben, die wachsen um 3 Prozent, was den Vorjahreswert von 6 Prozent aber auch deutlich unterschreite.

Neben der Business Suite, die immer doch den gewichtigsten Investitionsschwerpunkt darstellt, sind es die HANA Cloud Platform, Hybris und Successfactors, in die SAP-Anwender investieren wollen. (Bild: DSAG)

Von diesen Budgets fließen laut der aktuellen Investitionsbefragung über 60 Prozent in die digitale Transformation. Das betreffe bestehende Prozesse wie auch neue Projekte. Etwa die Hälfte der Befragten versuche sich an Prozessoptimierungen und investiert entsprechend. Etwas über 40 Prozent messen diesen Investitionen eine mittlere Bedeutung zu. 36 Prozent der Befragten schätzen dagegen Investitionen in neue Geschäftsmodelle als wichtig bis sehr wichtig ein. Dieser Wert ist konstant geblieben zur Befragung von 2016, teilt die DSAG mit.

Knapp ein Drittel der Unternehmen misst der Digitalisierung keine hohe Bedeutung für Investitionen zu. Diese Einschätzung schwankt jedoch stark, je nachdem in welcher Branche ein Unternehmen tätig ist. In Handel und Dienstleistungen sind es 17 Prozent der Unternehmen, die Investitionen in neue Geschäftsmodelle als sehr wichtig erachten. Dem gegenüber stehen 10 Prozent in der Produktion.

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Marco Lenck erklärt, dass vor allem Handel und Dienstleistungen unter Druck stehen. “Sie spüren das geänderte Nutzerverhalten der Verbraucher als erstes. Das produzierende Gewerbe steht eine Stufe dahinter, daher ist auch hier die Bereitschaft zu Investition noch nicht so ausgeprägt.”

Alle Welt spricht über die Cloud. In der Welt der SAP-Anwender ist man hier aber nach wie vor zurückhaltend. Hauptinvestitionen werden in diesem Bereich kaum getätigt. Diese Zurückhaltung führt die größte SAP-Anwendergruppe auch auf das Lizenzmodell von SAP zurück, das den Anwendern, die On-Premise funktionierenden Produkte nutzen, nicht genügend Flexibilität biete: “Hier fragen sich viele Unternehmen, warum sie nochmal investieren müssen.”

Am wichtigsten ist nach wie vor die Business Suite. Weitere wichtige Investitionsbereiche sind Success Factors, Hybris, die HANA Cloud Platform (HCP), Ariba und Concur. Auch in diesen Investitionspläne spiegle sich die digitale Transformation bei den SAP-Anwendern wieder, wie Lenck im Gespräch mit silicon.de erklärt. Dennoch sehen nur 0,4 Prozent der Anwender in der HCP den Hauptinvestititonsbereich. Bei Cloud for Analytics sind es laut DSAG 0,9 Prozent. Bei dem Cloud-basierten Successfactors seien es derzeit 2,1 Prozent und bei Hybris sehen derzeit 4,6 Prozent den Investitionsschwerpunkt.

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So werde beispielsweise HCP typischerweise dafür verwendet, um externe Ressourcen oder Partner einzubinden. Mit Investitionen in Hybris werde die digitale Kundenbindung gestärkt und über Successfactors bildeten Unternehmen die Digitalisierung des Recruiting-Prozesses ab.

Lenck resümiert: “Es geht voran, aber nicht auf voller Breiter. Dadurch wächst die Gefahr, dass Leuchtturmprojekte vorangetrieben werden und aber keine Integration hatt.” Immer mehr zeige sich aber – auch im eher risikoscheuen deutschen Mittelstand – der “Mut zum Risiko”. Damit werde “Trial and Error in der Digitalisierung zu einem Weg, Projekte auszuprobieren”, so Lenck.

Bleiben wir beim Thema Integration. Die Anwendervereinigung sieht hier einen neuen Trend: “Unternehmen modellieren vor allem unternehmensübergreifende Prozesse”, führt der DSAG-Vorsitzende aus. Immer weniger würden Unternehmen aber versuchen, das über integrierte Systeme abzuwickeln. Vielmehr gingen Unternehmen dazu über, integrierte Datenmodelle zu entwickeln. Zum einen würden sich Unternehmen damit Zeit sparen, zum anderen könnten so auch Partner oder Netzwerke, die man über die Systeme nicht anknüpfen kann, in die eigenen Prozesse eingebunden werden.

Redaktion

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