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Ein Keylogger namens Facebook

Big Data und Facebook: Das soziale Netz sammelt bis zu 600 Terabyte an Daten über die User. Wer diese Plattform nutzt, sucht eine gewisse Öffentlichkeit. Doch wie die Datenwissenschaftlerin Vicki Boykis jetzt in einer Art Metastudie über Facebook herausgefunden hat, speichert die Plattform nicht nur gelöschte Informationen, sondern auch Posts, die zwar getippt, aber dann doch nicht abgeschickt werden. Mit anderen Worten: Facebook fungiert als eine Art Keylogger – eine Malware, die üblicherweise Hacker verwenden, etwa um Online-Bankdaten auszuspionieren. Facebook begründet das damit, dass man auf diese Weise versucht habe, die Selbstzensur von Menschen zu untersuchen.

Aber damit wird es wohl inzwischen nicht mehr getan sein, Facebook sammelt demnach auch Statements, von denen Menschen die sie verfasst haben, irgendwann zu dem Schluss gekommen sind, dass diese aus welchen Gründen auch immer nicht in die Öffentlichkeit gehören. In der Studie wurden 3,9 Millionen Facebook-Nutzer über einen Zeitraum von 17 Tagen beobachtet. Es habe sich gezeigt, dass in diesem Zeitraum mehr als 70 Prozent der Nutzer mindestens einen Post nicht abgeschickt haben.

Zudem verwende Facebook sehr viele unterschiedliche Datenbanken. Selbst wenn Facebook wollte, dass ein Post oder ein Account aus allen Datenbanken gelöscht würde, wäre wohl selbst der Betreiber selbst nicht in der Lage, alle Spuren und alle Abhängigkeiten dieser Information zu löschen, wie ein ehemaliger Facebook-Berater erklärt.

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Daneben kritisiert die Datenwissenschaftlerin auch, dass Facebook unter anderem ethnische Minderheiten detailliert durchleuchtet oder auch das Verhalten von Outings von homosexuellen Anwender kleinteilig aufzeichnet. Dank einer ausgefeilten Gesichtserkennung verfüge Facebook zudem über die weltweit größte Datenbank mit biometrischen Gesichtsmarkern.

Mit dieser Zusammenfassung wollte die Datenexpertin Boykis vor allem eines: “Es ist wicht zu verstehen, was Facebook, das Unternehmen, mit unseren Hoffnungen, Träumen, politischen Statements und Baby-Fotos anstellt, sobald sie die haben.”

Die Forscherin warnt weiter, dass alle Informationen, die jemals auf Facebook hinterlassen wurden, also auch gelöschte Posts und Bilder, jederzeit an Unternehmen oder Behörden weitergeleitet werden können. Facebook könne auch aufgrund der umfassenden Auswertung von Metadaten, ein sehr detailliertes Bild der Nutzer zeichnen. Doch damit nicht genug, Boykis weist auch nochmal darauf hin, dass offenbar immer wieder Mitarbeiter von Facebook auch direkt auf persönliche Daten zugreifen können, zumindest tauchen immer wieder entsprechende anekdotische Berichte auf.

Facebook sammelt und untersucht rund 29.000 verschiedene soziale Indikatoren. (Bild: Vicky Boykis)

Auch scheint Facebook über Informationen zu verfügen, die ein Nutzer niemals in das Portal eingegeben hat, wie zum Beispiel die Heimatadresse oder auch alternative Email-Adressen. Diese werden offenbar aus den Suchen von Bekannten abgeleitet. Schon bald, so Boykis weiter, könnte Facebook in der Lage sein, auch in Geschäften Nutzer zu erkennen.

Facebook nutze 29.000 verschiedene Indikatoren für die Auswertung der Nutzer. Informationen, die Facebook nicht über das eigene Netzwerk erheben könne, würden von anderen Datenvermarktern wie Experian oder Acxiom hinzugekauft. Damit könne Facebook zum Beispiel auf das Einkommen eines Nutzers schließen. Für Werbetreibende ist das natürlich eine wichtige Information.

Informationen, die Nutzer an Facebook nicht weitergeben, werden aus anderen Quellen “ergänzt”, warnt die Datenexpertin Vicky Boykis. (Bild: Boykis)

Ebenfalls als problematisch stuft die Wissenschaftlerin Facebooks Bemühungen ein, die Nutzer dazu zu bringen, möglichst viel Zeit im Feed zu verbringen. Das werde erreicht, in dem Nutzern bestimmte Nachrichten und bestimmte Inhalte wie Baby-Bilder häufiger angezeigt werden. Dieses Phänomen, das auch als “Filter-Bubble” (Filterblase) bekannt ist, sorge jedoch nicht nur dafür, dass Anwender länger auf Facebook bleiben, sondern habe auch eine Manipulation der Stimmung und der Meinung zufolge.

Viele Punkte, die Boykis anführt, sind schon bekannt. Dennoch zeigt ihre Zusammenfassung, wie genau Facebook inzwischen über jeden Nutzer informiert ist, und dass es praktisch unmöglich ist, einmal gegebene Informationen zu widerrufen machen.

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Facebook könne zudem über Single-Sign-on auch das Verhalten auf anderen Webseiten nachverfolgen. Boykis warnt daher alle Nutzer, dass alles, was auf welchem Weg auch immer auf Facebook landet, öffentlich gemacht werden oder an eine Regierungsbehörde weitergegeben werden könnte.

“Als Nutzer von Facebook sind wir und unsere Daten dessen Produkt. Und je mehr wir darüber verstehen, wie diese Daten eingesetzt werden, können wir uns nach wie vor auf Facebooks Spielwiese nach deren Regeln bewegen, aber wir sollten dabei einfach ein bisschen mehr nachdenken”, schließt die Datenexpertin.

Redaktion

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