Bayerischer Rundfunk baut Task-Force gegen Fake News auf
“Fakten zu recherchieren, zu verifizieren und fehlerfrei darzustellen, gehört selbstverständlich traditionell zur Kernaufgabe eines jeden Journalisten, das ist unser Tagesgeschäft”, erklärte Thomas Hinrichs, Informationsdirektor beim Bayerischen Rundfunk, gegenüber dem Branchenportal Meedia. Allerdings sei die “Flut an Fake News” auch für den BR ein Problem. Dem wolle man nun mit einem “BR-Verifikation”-genannten Team begegnen. Dessen Mitglieder solle sich dann gezielt mit dem Phänomen beschäftigt.
Beim Aufspüren von Fake News soll dem Team, das derzeit ausgebildet wird und frühestens Ende März die Arbeit aufnimmt, auch Software zur Verfügung stehen. Einige Tools würden bereits jetzt genutzt, andere müssten eventuell noch angeschafft werden. Was das BR-Verifikation-Team genau für seine Arbeit benötigt, wird bei dem Sender derzeit nachgedacht. Auch wie das Spezialisten-Team mit den unterschiedlichen Redaktionen am besten zusammenarbeitet, versucht man derzeit herauszufinden.
Wie und in welcher Form die Ergebnisse der Arbeit des Teams in die Berichterstattung des BR einfließen ist ebenfalls noch unklar. Denkbar ist laut Meedia eine eigene Website oder eine eigene Rubrik. Ein BR-Sprecher erklärte dem Portal gegenüber zudem, man wolle auch intensiv mit der ARD zusammenarbeiten, die ebenfalls darüber nachdenkt,wie sie systematisch Nachrichten überprüfen, Fake News identifizieren und als solche kenntlich machen kann.
Bei BR24, dem News-Angebot des Bayerischen Rundfunks, wird als Hilfe für die Redaktionen zudem eine Factfox genannte Browser-Erweiterung entwickelt und erprobt. Die soll auf eine ständig aktualisierte Datenbank zurückgreifen und es BR-Mitarbeitern erlauben, bei umstrittenen Themen schnell auf verlässliche und aktuelle Zahlen zuzugreifen.
Diese Woche hatten Bundesnachrichtendienst (BND) und Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) eine fast ein Jahr lang andauernde Untersuchung zu einer mutmaßlich durch staatliche Stellen in Russland gesteuerten Kampagne zur Desinformation in Deutschland vorerst abgeschlossen, ohne Beweise für die Vermutung zu finden. Ausgangspunkt der von Kanzlerin Angela Merkel persönlich in Auftrag gegebenen Untersuchung war der “Fall Lisa”. Dabei ging es um Berichte über eine – wie sich später herausstellte durch sie selbst erfundene Vergewaltigung einer 13-Jährigen – für erhebliches Aufsehen insbesondere unter aus Russland stammenden Bevölkerungsgruppen gesorgt. Wie Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR erfahren hatten, soll der 50-seitige Untersuchungsbericht entgegen früheren Plänen nun jedoch nicht veröffentlicht werden.
Gefälschte E-Mails enthalten häufig Viren oder andere Angreifer. Oft sollen auch private und sensible Daten gestohlen werden. Anhand weniger Kriterien lassen sich gefährliche E-Mails jedoch schnell erkennen.
Ebenfalls diese Woche hat sich Frankreich, wo die Präsidentschaftswahlen anstehen, ein breites Bündnis zum Kampf gegen Falschmeldungen formiert. An dem “CrossCheck” genannten Projekt beteiligen sich neben der Nachrichtenagentur Agence France-Presse auch Buzzfeed Frankreich und die Zeitungen Le Monde, L’Express sowie Facebook und Google. Ziel ist es laut Google, der Öffentlichkeit eine Entscheidungshilfe zu bieten, “was und wem sie in den kommenden Monaten in ihren Social-Media-Feeds, bei Internetsuchen und dem generellen Konsum von Online-Nachrichten trauen können.”
Dass wie auch immer geartete Stellen, denen die Deutungshoheit darüber übertragen wird, was echte und was falsche News sind, durchaus auch selbst ein Problem sind, hat der Bitkom kürzlich angemerkt. “In der aktuellen Diskussion werden Themen wie Fake Follower, Fake News, Hatespeech oder Social Bots wild durcheinander geworfen. Die Diskussion muss versachlicht und differenziert geführt werden”, gab Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder zu bedenken. Er sprach sich für Maßnahme aus, die Medienkompetenz generell zu fördern und betonte, dass die aktuelle Rechtslage bereits einen angemessenen Umgang mit dem Problem ermöglicht.
“Rechtswidrige Inhalte müssen schon heute von den Betreibern von Online-Plattformen gelöscht werden, wenn sie davon Kenntnis erlangen”, so Rohleder. Handelt es sich um Straftaten wie Beleidigungen, Verleumdungen oder Volksverhetzung, müssen sogar die Behörden aktiv werden. Neue Gesetze seien nicht notwendig. Um Straftaten im Internet konsequenter verfolgen zu können, sollten Strafverfolgungsbehörden und Gerichte aber finanziell und personell besser ausgestattet werden.
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Der Bitkom hatte auch eine Umfrage zum Thema Fake News in der deutschen Bevölkerung vorgelegt. Demnach scheint der Einfluss von Falschmeldungen im Internet hierzulande deutlich geringer zu sein, als in der Diskussion darüber oft unterstellt wird. Den Ergebnissen der Umfrage zufolge informieren sich die meisten Menschen in Deutschland weiterhin in klassischen Medien über das aktuelle Geschehen. 92 Prozent nutzen dazu das Fernsehen, 72 Prozent in Tageszeitungen und 69 Prozent hören Nachrichten im Radio. Das Internet liegt in der Gesamtbevölkerung als Informationsquelle mit 63 Prozent auf Platz fünf. In der Gruppe der Personen zwischen 14 und 49 Jahre rangiert es dagegen nach dem Fernsehen auf Platz zwei.
Allerdings haben auch im Internet immer noch Nachrichtenseiten klassischer Printmedien (79 Prozent), von TV-Sendern (69 Prozent) sowie die Startseiten von E-Mail- beziehungsweise Internet-Providern (67 Prozent) und Radiosender (27 Prozent) eine hohe Bedeutung als Nachrichtenlieferanten. Lediglich jeder Fünfte nutzt soziale Netzwerke, um sich über das aktuelle Geschehen zu informieren. Selbst unter den 14- bis 29-Jährigen sind es nur 25 Prozent, die soziale Netzwerke nutzen, um über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu bleiben. “Die Bedeutung sozialer Netzwerke als Informationsquelle wird offenkundig überschätzt”, bilanziert Rohleder. “Soziale Netzwerke dienen primär der persönlichen Kommunikation und nicht der politischen Information.”
Auch Professor Harald Lesch, der schon gegen “Fake News” kämpfte, als es die noch gar nicht gab, hat sich in einem aktuellen Video Gedanken zu dem Thema gemacht.