Categories: PolitikRecht

Amazon nimmt für seinen Sprachassistenten Alexa Meinungsfreiheit in Anspruch

Amazon will US-Behörden bei Ermittlungen in einem Mordfall keinen Zugriff auf Audioaufzeichnungen eines Echo-Geräts gewähren. Das Gerät stand in einem Haus im US-Bundesstaat Arkansas, in dem ein Besucher nach einer Party tot im Whirlpool aufgefunden wurde. Der Besitzer des Hauses behauptet, als er ins Bett gegangen sei, habe er den Toten noch lebend im Whirlpool gesehen. Die Polizei fand jedoch Hinweise (unter anderem durch den Smart Meter am Wasseranschluss), dass in der Nacht der Innenhof mit enormen Mengen Wasser von Blutspuren gereinigt worden war. Ein weiterer möglicher Tatverdächtiger war zudem von Nachbaren auf dem Heimweg gesehen worden.

Nun erhoffen sich die Behörden von den von dem Amazon-Echo-Gerät in der Wohnung gemachten Aufzeichnungen weitere Erkenntnisse. Sie fordern daher die Herausgabe von Audiodaten, es zwischen 21. und 22. November 2015 aufgezeichnet hat. Um Sprachbefehle erkennen zu können, nimmt der Assistent kurze Audiofragmente auf und schickt sie an Amazons Server. Amazon betont zwar, dass Echo nicht ununterbrochen alle Umgebungsgeräusche erfasst, räumt aber ein, dass manchmal Sprach- und Initialisierungsbefehle falsch erkannt würden, wodurch unbeabsichtigt längere Audioaufnahmen ausgelöst werden könnten. Von diesen Aufnahmen, die eventuell Wörter oder Geräusche enthalten, erhoffen sich die Ermittler nun weitere Hinweise auf die Vorkommnisse.

Gegen den daher erwirkten Durchsuchungsbefehl wehrt sich Amazon nun mit dem Argument, dass die Antworten des mit Echo verknüpften digitalen Assistenten Alexa unter den Schutz des ersten Zusatzartikels der US-Verfassung fallen, der das Recht auf Meinungsfreiheit festschreibt. Wie Forbes berichtet, argumentiert Amazon damit, dass seine Kunden das Recht hätten, Alexa anonym zu nutzen, da der Assistent unter Umständen auch Antworten zu “anstößigen” Produkten liefere.

Webinar

Digitalisierung fängt mit Software Defined Networking an

In diesem Webinar am 18. Oktober werden Ihnen die unterschiedlichen Wege, ein Software Defined Network aufzubauen, aus strategischer Sicht erklärt sowie die Vorteile der einzelnen Wege aufgezeigt. Außerdem erfahren Sie, welche Aspekte es bei der Auswahl von Technologien und Partnern zu beachten gilt und wie sich auf Grundlage eines SDN eine Vielzahl von Initiativen zur Digitalisierung schnell umsetzen lässt.

“Angesichts des ersten Verfassungszusatzes und den möglichen Auswirkungen auf die Privatsphäre sollte der Durchsuchungsbefehl aufgehoben werden, außer das Gericht stellt fest, dass der Staat die hohen Anforderungen für die zwangsweise Herausgabe solcher Materialien erfüllt”, heißt es in einer Stellungnahme von Amazon. “Amazon gibt ohne gültige und rechtlich bindende Anweisungen keine Kundendaten heraus.”

Bislang ist völlig offen, ob Amazon Echo überhaupt für die Mordermittlungen relevante Daten aufgezeichnet hat. Mit seinem Widerspruch verteidigt Amazon allerdings vor allem eigene Interessen. Der Fall könnte den Behörden als Beispiel dienen, um künftig häufiger auf Daten von Sprachassistenten zuzugreifen. Das könnte bei Verbrauchern erhebliches Misstrauen gegen derartige Produkte hervorrufen.



[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

Tipp: Wissen Sie alles über Edward Snowden und die NSA? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Redaktion

Recent Posts

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

17 Stunden ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

2 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

3 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

3 Tagen ago

Thomas-Krenn.AG: viele Pflichten, knappe Ressourcen, mehr freie IT-Welt

IT-Infrastruktur-Trends 2025: Open-Source-Projekte sowie aufwändige regulatorische und Pflichtaufgaben werden das Jahr prägen.

3 Tagen ago

Stadt Kempen nutzt Onsite Colocation-Lösung

IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…

4 Tagen ago