Amazon hat angekündigt, den Betreiber der auf arabische Länder spezialisierten E-Commerce-Plattform Souq.com übernehmen zu wollen. Der sehr dünn ausgefallenen Pressemitteilung zufolge, soll die Transaktion, sofern die zuständigen Behörden zustimmen, noch 2017 abgeschlossen werden. Souq.com werde dann “Teil der Amazon-Familie” – soll also offenbar nicht integriert, sondern als eigene Site weitergeführt werden, aber von der Zusammenarbeit profitieren.
Zu finanziellen Details der Übernahme hat Amazon keine Angaben gemacht. Über den Kauf wird bereits seit Monaten spekuliert. Im November hatte Bloomberg unter Berufung auf “mit den Verhandlungen vertraute Quellen” von einer Kaufsumme von einer Milliarde Dollar gesprochen. Jetzt will TechCrunch erfahren haben, dass von Amazon tatsächlich 650 Millionen Dollar bezahlt werden. Im Februar 2016 hatten Investoren, darunter Tiger Global Management und Naspers aus Südafrika, in einer Finanzierungsrunde 275 Millionen Dollar in den Online-Shop gesteckt.
Souq.com betreibt E-Commerce-Sites für die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Saudi-Arabien und Kuwait, beliefert aber auch Kunden in Bahrein, Oman und Katar. Im Shop sind Angaben des Betreibers zufolge rund 1,5 Millionen Produkte gelistet. Die Produktpalette reicht von Elektronik über Bekleidung und Einrichtungsbedarf bis zu Kosmetik. Ronaldo Mouchawar, CEO und Mitgründer von Souq.com, erwartet durch die Übernahme vor allem Vorteile dadurch, dass Souq.com nun auf die Technologie und das Know-how von Amazon zugreifen und dessen Beziehungen zu Lieferanten nutzen kann. Außerdem soll wohl auch für Souq.com ein Modell eingeführt werden, dass dem Amazon Marketplace entspricht, wo also Dritte Waren anbieten und verkaufen können.
Seit Oktober 2016 ist Souq.com auch an dem in der Region aktiven Lebensmittel-Online-Händler InstaShop beteiligt. Souq selbst konzentriert sich in seinem Bereich “Supermarket” derzeit vor allem auf den Vertrieb von Marken-Süßwaren, Kaffee, Tee und Feinkost. Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und weitere Lebensmittel werden von InstaShop über Website und die App vertrieben. Unklar ist, was Amazon mit dieser Beteiligung anfangen wird.
In der Golf-Region konkurriert Souq.com mit dem von Rocket Internet unterstützten Namshi und mit MarkaVIP, hat aber beide offenbar abgehängt. Die allerdings auch lediglich auf Mode ausgerichteten Wettbewerber kamen in ihren letzten Finanzierungsrunden auf 35 respektive 20 Millionen Dollar. Alle drei spekulieren mit prognostizierten hohen Wachstumszahlen für E-Commerce-Aktivitäten in der Region.
Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.
Die stützen sich darauf, dass in den Staaten der Region zwei Drittel der Einwohner einen Internetzugang haben und das Pro-Kopf-Einkommen vergleichsweise hoch ist. Dass aber auch in den arabischen Ländern E-Commerce kein Selbstläufer ist, musste bereits der in zahlreichen Projekten beteiligte Mohamed Alabbar erfahren, der seit einiger Zeit versucht, mit Noon.com einen weiteren Konkurrenten aufzubauen und der auch an der Übernahme von Souq.com interessiert gewesen sein soll. Die eigene Site wird immer noch als “Coming soon” beworben. Ob das Versprechen nach dem Einstieg von Amazon in der Region nun noch gilt, ist unklar.