NTT Europe: Mehr Geschäft mit der Enterprise Cloud geplant

NTT Europe (Grafik: NTT Communications)

Mit dem Erwerb des Hosters E-Shelter 2015 öffnete sich der japanische Provider NTT.com die Tür nach Europa. Mit Cloud-Angeboten für Unternehmen will NTT hierzulande anderen Playern Marktanteile abjagen.

Im Juni kaufte NTT.com, die Telekommunikations- und Cloud-Tochterfirma der NTT-Gruppe, 86,7 Prozent der Aktien von E-Shelter, einem vor allem in Frankfurt mit 40.000 Quadratmetern Kollokationsfläche präsenten Anbieter. Weitere Flächen, insgesamt 70.000 Quadratmeter, unterhält E-Shelter in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Wien und Zürich. Laut einer damaligen Pressemitteilung wurde NTT.com dadurch zum Rechenzentrumsanbieter mit der drittgrößten RZ-Fläche in Europa.

Global sei man laut dem Marktforschungsunternehmen Telegeography mit 368.000 Quadratemetern RZ-Fläche ohnehin der größte Anbieter. Auch umsatzmäßig kann sich die Firma durchaus sehen lassen: 2016 setzte NTT.com nach eigenen Angaben 100 Milliarden Dollar um und bedient weltweit über 10.000 Kunden.

liver Harmel, Country Manager CEE, NTT Europe Ltd. Germany (Bild: NTT.com)
“Wir sprechen international aktive deutsche Mittelständler an”, sagt Oliver Harmel, Country Manager CEE, bei NTT Europe (Bild: NTT.com)

Nun schickt sich der Provider an, die hiesigen Ressourcen stärker zu monetarisieren. Auf der CeBIT warb er für sein gemanagtes, softwaredefiniertes WAN (SD-WAN) und seine deutschen Cloud-Ressourcen. “Wir suchen gezielt nach international aktiven Kunden, die in ihren Märkten nationale, entsprechend regulierte Ressourcen in der Cloud suchen”, erklärt Oliver Harmel, Country Manager CEE, NTT Europe Ltd. Germany, im Gespräch auf dem CeBIT-Messestand.

Zwei Kundentypen stünden im Mittelpunkt: einmal solche, denen es vor allem um die Umsetzung ihres digitalisierten Geschäftsmodells auf einer hochverfügbaren Cloud-Infrastruktur ginge. Einer davon ist etwa Matrix42, ein Anbieter von Workplace- und Mobility-Lösungen, der seine Services bei NTT.com auf der Enterprise Cloud hostet.

Es seien mitnichten vor allem japanische Kunden mit deutschen Dependancen, die bislang auf die Angebote von NTT.com anspringen. Diese Gruppe mache nur zehn Prozent der Kunden aus, sagt Harmel. “Wir wenden uns gezielt an globale Player aus Deutschland.” Besonders global agierende Mittelständler, die auf einen weltweit nach gleichen SLA-Standards arbeitenden Cloud-Service zählten, gehören in Deutschland zur bevorzugten Zielgruppe.

NTT Europe (Grafik: NTT Communications)

Kombination von IaaS und Managed Service

NTT.com bietet in Deutschland unter der Marke Enterprise Cloud einerseits eine Shared-Resource-IaaS-Lösung an, wobei der Cloud-Provider das Betriebssystem und die Sicherheitssoftware stellt. Für die Schichten darüber ist der Kunde zuständig. In der ersten Generation konnte man im Rahmen dieses Dienstes nur VMware-Hosts bekommen.

Jetzt, in Generation 2, die es seit dem vierten Quartal 2016 gibt, hat der Kunde mehr Wahlmöglichkeiten: Er kann auch mit einem Bare-Metal-Server beginnen und dann über einen Katalog zusätzliche Ressourcen buchen. Im Rahmen dieses Angebots werden beispielsweise nun OpenStack und Hyper-V sowie Docker-Container unterstützt. Trotzdem übernimmt der Provider die Verantwortung für diese Ebene.

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Daneben können Kunden auch Managed-Private-Cloud-Ressourcen nutzen, die für ihn individuell aufgebaut werden und lediglich ihm zur Verfügung stehen. Beides – die stärker standardisierte Enterprise Cloud und die Managed-Private-Cloud-Ressourcen, lassen sich kombinieren. So kann ein Kunde mehrere VMs im Rahmen des virtualisierten Standardangebots ordern und auf einer weiteren, individuell für ihn aufgebauten Infrastruktur beispielsweise eine Datenbank mit sehr spezifischen Anforderungen laufen lassen. “Die Lizenzkosten für die Datenbank fallen dann auch nur für diesen Server an, und man muss dafür nicht extra ein Kollokationsrack mieten”, sagt Harmel.

Weltweite Abdeckung hilft globalen Kunden

NTT.com sieht einen seiner wesentlichen Vorteile in den weltweiten Ressourcen. Harmel: “Bei der Netzabdeckung durch unser privates Backbone gehören wir weltweit zu den drei Großen.” Meist müsse sein Unternehmen lediglich die letzte Meile zubuchen. Verbindungen gibt es in 196 Länder, in 120 Ländern existieren Niederlassungen. Die Deutsche Telekom habe, verglichen mit NTT.com, “eher ein kleines Netz und einen kleineren DC-Footprint”. Jedes Rechenzentrum biete eine Fülle an Verbindungsoptionen einschließlich solche zu Hyperscalern, damit die Kunden auch stärker hybridisierte Cloud-Konzepte unter Einschluss von Public-Cloud-Services umsetzen können.

Der Enterprise-Cloud-Service wird weltweit aus 13 der insgesamt rund 140 NTT.com-Rechenzentren mit gleichen SLAs angeboten. Die zwei Rechenzentren von E-Shelter, die sich in und in unmittelbarer Nähe von Frankfurt befinden, sind dabei die Basis für ein auf Deutschland fokussiertes Redundanzkonzept, das mittels direkter Glasfaserverbindungen schnellste Disaster Recovery ermöglicht. Wen die lediglich 25 Kilometer zwischen den beiden Standorten stören, kann bei NTT.com ansonsten auch ein europaweites Redundanzkonzept nutzen.