Das kalifornische High-Tech-Start-up Rigetti Computing hat im vergangenen Jahr zwei Finanzierungsrunden über insgesamt 64 Millionen Dollar abgeschlossen, aber erst diese Woche darüber informiert. Das Unternehmen aus Berkeley arbeitet an einer Quantum-Computing-Plattform für künstliche Intelligenz. Es hat kürzlich die Beta-Version einer Forest genannten API, für Quantum-Computing in der Cloud bereitgestellt.
Im Zuge der beiden nun bekannten Finanzierungsrunden wurden im März und November vergangenen Jahres einmal 24 und einmal 40 Millionen Dollar eingenommen. Die Gesamtfinanzierung beläuft sich damit nun auf 69,2 Millionen Dollar. Die Serie-A-Runde über 24 Millionen wurde vom bekannten Wagniskapitalgeber Andreessen Horowitz angeführt. Mit Vijay Pande entsendet der seitdem auch eine Vertreter in das Board of Directors bei Rigettei Computing, dem neben dem Gründer und CEO Chad Rigetti auch der Investor Charlie Songhurst angehört.
Die Serie-B-Finanzierungsrunde über 40 Millionen Dollar wurde von Vy Capital angeführt, Andreessen Horowitz war aber ebenso wieder dabei wie die bereits in der ersten Runde eingestiegenen, weiteren Investoren, darunter der Continuity Fund von Y Combinator, Data Collective, FF Science, AME Cloud Ventures, Morado Ventures sowie Sutter Hill Ventures, Susa Ventures und Bloomberg Beta.
In der aktuellen Pressemitteilung erklärt CEO Chad Rigetti, das erhaltene Kapital sei bisher und werde weiterhin für den Ausbau des Geschäfts, des Forschungs-Teams sowie die Infrastruktur investiert worden, die zur Fertigung und Inbetriebnahme der Quantum-Prozessoren erforderlich sei.
Rigetti Computing wurde 2013 gegründet und geht das Thema Quantencomputer etwas anders an, als die Branchenriesen, darunter vor allem IBM. Den geplanten Weg macht die nun zur Verfügung gestellte API Forest deutlich. Sie ist für ein hybrides Computing-Modell aus klassischen und Quantencomputern gedacht. Dabei wird Cloud-Infrastruktur mit dem Quantencomputer verknüpft, der aber nicht alle Aufgaben übernimmt, sondern lediglich als eine Art Beschleuniger dient.
“Quantum Computing hat schon jahrzehntelang Durchbrüche Computing versprochen, blieb aber bislang schwer fassbar”, erklärt Investor Vijay Pande. Das von Rigetti zusammengestellte Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren sowie die erarbeitete Kombination aus Hard- und Software habe aber das Potenzial, Quantum-Computing nun endlich für diverse Einsatzbereich nutzbar zu machen, darunter auch Maschinenlernen.
Damit begibt sich Rigetti allerdings auf ein Terrain, das zum Beispiel auch von Google bearbeitet wird und in dem Firmen wie Microsoft – das seit 2011 im Rahmen seiner Quantum Architectures and Computation Group (QuArC) sowohl an Software für Quanten-Computing als auch an einem Quantencomputer selbst arbeitet – sowie von IBM beackert wird.
IBM strebt dabei nach einem universell nutzbaren Quantencomputer – also einem Rechner, der ganz unterschiedliche Aufgaben übernehmen kann. Erste praxisrelevante Erfolge meldete der Konzern Anfang März. Seitdem steht das “IBM Q Quantensystem” samt Services über die Cloud bereit. In den kommenden Monaten sollen APIs die Verbindung zu klassischen IT-Systemen herstellen. Als Einsatzgebiete nennt aber auch IBM neben Forschung, Maschinenlernen die Analyse von Finanzinformationen, Lieferketten und Logistikabläufen.
Es ist daher nicht ganz klar, inwieweit der IBM-Quantencomputer tatsächlich schon jetzt “universell nutzbar” ist. Solch eine Maschine ist wesentlich komplizierter zu bauen, als ein sogenannter, ebenfalls schon komplexer, adiabatischer Quantencomputer. Für letzteren ist vor allem die kanadische Firma D-Wave Systems bekannt. Sie arbeitet unter anderem mit Google, der NASA und Rüstungsfirmen zusammen. Allerdings ist ihr Ansatz unter Experten umstritten, beschränkt er sich doch im Wesentlichen auf die Lösung von Optimierungsproblemen.
Das kann allerdings schon ziemlich viel sein. Auf der CeBIT zeigten die Volkswagen Digital Labs etwa ein ihren Aussagen zufolge nur mittels Quanten-Computing mögliches Szenario für die Verkehrsflusssteuerung in Großstädten. Dabei prognostiziert der von D-Wave angemietet Quantencomputer die Verkehrslage kontinuierlich auf Basis der soeben vorhanden Daten, gibt eine Karte mit zu erwartenden Engpässen aus und bietet so Ansatzpunkte für unmittelbare Maßnahmen – die dann direkt wieder in die nächste Prognose einfließen. Konventionelle Computer seien hier überfordert, erklären die Experten von VW, da sie für die erforderlichen Berechnungen einfach zu lange benötigten.
Aufgrund der verfügbaren Datenlage beschränkte sich das auf der CeBIT gezeigte Beispiel auf Peking. Noch in diesem Jahr soll aber durch das Metropolis:Lab Barcelona von Volkswagen die gute Datenlage in Barcelona zusammenmit der Konzerntochter Seat und den lokalen Behörden genutzt werden, um dort Erfahrungen in der Praxis zu sammeln.
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