Künstliche Intelligenz revolutioniert Dokumenten-Management
Die gesamte ECM-Branche steht vor der Aufgabe, ihre Software fit zu machen für neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Internet der Dinge. OpenText hat seinen Ansatz dafür kürzlich auf eienr Veranstaltung in München vorgestellt.
Auf die steigende Nachfrage nach innovativen Technologien für die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie hat OpenText bereits reagiert. So übernahm der in Kanada beheimatete Softwarehersteller Anfang 2015 Actuate, einen Anbieter von Analytics-Lösungen. Damit konnte die Enterprise-Information-Management-Suite um Funktionalitäten für die Analyse und Visualisierung von strukturierten wie auch unstrukturierten Daten erweitert werden. Im September 2016 erwarb OpenText für 1,62 Milliarden Dollar die “Enterprise Content Division” (ECD) von Dell EMC, zu der die bekannte ECM-Lösung Documentum, die Integrationslösung InfoArchive und die App-Plattform Leap gehören.
Mit dem Abschluss der Übernahme im Januar 2017 bekräftigte der Anbieter zugleich, die Lösungen aus dem ECD-Portfolio weiterzuentwickeln. Auch auf der Innovation Tour in München wollten die rund 800 Teilnehmer wissen, wie die Integration der Lösungen in das vorhandene OpenText-Portfolio aussehen wird. “Unseren Kunden und Partnern können wir versichern, dass wir Documentum und die anderen Lösungen weiter entwickeln werden, um ihnen damit auch Planungssicherheit zu geben”, bestätigt Roger Illing, SVP Enterprise Sales Europe bei OpenText, am Rande der Konferenz in München.
Eine Cloud-Lösung ist nicht immer die erste Wahl
Nicht nur die Integration der zugekauften Lösungen beschäftigt derzeit die OpenText-Kunden, sondern auch der allgegenwärtige Trend der Digitalisierung. Mark Barrenechea, CEO und CTO von OpenText, präsentierte die Features des neuen Release 16 EP2 der Enterprise Information Management Suite, das ab Ende April verfügbar sein soll und sowohl in der Cloud als auch On-Premise angeboten wird. Aber nicht immer ist eine Cloud-basierte Lösung die erste Wahl, wie Roger Illing bestätigt: “Gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen wird ausschließlich On-Premise-Software eingesetzt.
Bei Unternehmen mit einer Multi-Tennant-Umgebung ist jedoch die Verwendung von Cloud-basierten Lösungen sinnvoll. Nahezu jeder Kunde fragt nach einer Cloud-Lösung, aber nicht alle Anwendungen werden in die Cloud gehen. Wir haben viele große Kunden aus dem behördlichen Umfeld, die lieber selbst Cloud-Anbieter für andere Behörden sind.” Im Übrigen verfügt OpenText über eine eigene Cloud-Infrastruktur mit drei zertifizierten Rechenzentren in Europa und ist daher nicht auf externe Cloud-Provider wie Amazon Web Services oder Microsoft angewiesen.
Automatisierung durch Integration und eine agile Plattform
Auf die Vorteile der digitalen Transformation werden nur die wenigsten Unternehmen verzichten wollen, den dadurch lassen sich nicht nur neue Servicemodelle etablieren, sondern auch die Automatisierung vorantreiben. Roger Illing weist bei der Digitalisierung auf zwei Aspekte hin: die Integration und eine agile Plattform, um den Automatisierungsgrad im Betrieb zu erhöhen: “Damit lässt sich später beispielsweise Industrie 4.0 umsetzen oder ein Serviceprodukt digitalisieren. Im Übrigen benötigen auch papierlose Prozesse eine agile Plattform. Bei vielen Versicherungen erfolgt beispielweise die Dokumentenerstellung immer noch über Mainframe-Systeme, die nicht integriert sind. Hinzu kommen Output-Management-Prozesse, die teils aus einem SAP-System oder auch einem Mainframe-System kommen.”
Enterprise Information Management bietet die Basis für IoT
Auch das Internet der Dinge (IoT) beschäftigt derzeit Unternehmenslenker und IT-Verantwortliche. Die Umsetzung eines IoT-Szenarios hat erhebliche Auswirkungen auf das interne Informations-Management, weiß Roger Illing: “Ein Unternehmen möchte nicht den gesamten Informationsfluss, der für IoT benötigt wird, an das interne ERP-System abgeben. Ein Teil davon wird auch immer in unserer EIM-Lösung liegen.”
Derzeit setzt OpenText bei einem Robotics-Hersteller ein Projekt um, bei dem es darum geht, dem Servicemitarbeiter alle nötigen Informationen bereitzustellen, die er beim Kunden vor Ort benötigt. „Um beispielweise geringe Ausfallzeiten der Roboter zu gewährleisten, muss er verstehen, was mit den Geräten passiert. Hierzu erhält der Servicemitarbeiter Daten vom Gerät zurück und kann simulieren, wann es ausgetaucht werden muss. Allerdings kommen hier strukturierte und unstrukturierte Daten zusammen. Predective Maintenance hilft also bei der Frage, wann die Roboter gewartet werden müssen”, erklärt Illing.
KI-Plattform “Magellan” soll IBM Watson Paroli bieten
Mit der KI-Plattform “Magellan” begibt sich OpenText auf neues Terrain, dass bisher vor allem IBM mit seiner Watson-Technologie beherrschte. Mithilfe neuartiger Features wie Voice Recognition, Videoanalyse, kontextuelle Suche sowie semantische und numerische Analyse können Anwender Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz umsetzen. Zugleich erhalten sie Zugang zur Open-Source-Plattform Apache Spark, die auf offenen Standards wie HTML5, Java, SQL und Hadoop basiert, mehr als 1000 Algorithmen bietet und Predective Analytics ermöglicht.
Effektive Meeting-und Kollaboration-Lösungen
Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.
Anwender erwarten durch den Einsatz der neuen Technologien vor allem die Automatisierung von Routinetätigkeiten. OpenText wollte anlässlich der Innovation Tour wissen, wie die Bundesbürger dem zunehmenden Einsatz von intelligenter Automatisierungstechnik in den Bereichen Regierungswesen, Kundenservice, Arbeitsplatz, Straßenverkehr und Gesundheitswesen gegenüberstehen und hat hierzu Google mit einer Umfrage beauftragt.
Wichtigstes Ergebnis: die Befragten sehen die Vorteile der Automatisierungstechnik hauptsächlich bei administrativen Tätigkeiten. Im Gesundheitswesen erwarten 21 Prozent der befragten Bundesbürger einen vereinfachten Zugang zu den eigenen medizinischen Daten, knapp 42 Prozent versprechen sich genauere Diagnosen und 31 Prozent schnellere Diagnosen. Im Verwaltungsbereich glauben 32 Prozent der Befragten, dass der Einsatz von Robotern die Wartezeit verkürzen könnte, und 20 Prozent erwarten eine schnellere Bearbeitung von Anfragen.
Im Kundenservice bevorzugt die Mehrheit der Befragten anstelle eines Roboters einen Menschen. Beim Online-Shopping können sich immerhin 32 Prozent Unterstützung durch einen Roboter vorstellen. Mit einem Roboter zusammenarbeiten können sich nur 26 Prozent der Befragten vorstellen, allerdings würden 28 Prozent ihren Arbeitgeber ermutigen, einen “Roboterkollegen” einzustellen, um den täglichen Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Wenngleich die Mehrheit der Befragten glaubt, dass es in spätestens 15 Jahren mehr autonom fahrende Autos als herkömmliche Fahrzeuge geben wird, so würden sich nur 29 Prozent als Passagier in einem solchen Fahrzeug wohlfühlen.