Internetkriminalität: “Wir fangen nur die Doofen”

Auf der Bühne der Internet-Konferenz Re:publica 17 berichtete Andreas May, Oberstaatsanwalt aus Frankfurt am Main, über die Ermittlungen hinter den virtuellen Mauern von Verschlüsslungen, Firewalls und gefälschten Identitäten. Das Darknet sei überraschend klein, betonte May diese Woche in Berlin. Die Staatsanwaltschaft rechne weltweit mit etwa zwei Millionen Nutzern, die über den Tor-Browser surfen oder kommunizieren.

Der Anteil von Nutzern aus Deutschland sei “verschwindend gering”. Nur etwa zwei bis drei Prozent des Darknet seien deutschsprachig. Er zitierte Schätzungen, nach denen rund 50 Prozent der Vorgänge im Darknet in irgendeiner Weise “illegal” sind. Allerdings meinte er auch, dass es sich hierbei zum großen Teil um Straftaten handele, deren Verfolgung sich mit Blick auf den damit verbundenen Aufwand nicht lohne.

Denn “technisch ist für uns bei Tor nichts zu machen. Flappsig könnte ich sagen ‘wir fangen nur die Doofen'”. Nach seiner Erfahrung seien Waffenhändler im Darknet oft weder Profis noch Schwerkriminelle. “Häufig haben wir es mit sehr unbedarften Menschen zu tun, die sich sogar persönlich mit uns treffen, nach dem wir Waffen bestellt haben. Wir machen dann von der Kronzeugenregelung Gebrauch.”

Das Angebot ist – einfach gesagt – Strafmilderung im Tausch gegen Accounts und Shops. Sehr viele der Täter seien bei weiteren Ermittlungen kooperationswillig. “Sie können sich vorstellen – wenn sie die Shops weiter betreiben, können wir deren Kunden früher oder später einsammeln”, unterstreicht May.

Mehr zum Thema

Sicherheitsrisiken in öffentlichen WLANs vermeiden

Mit einigen Schritten und kostenlosen Tools können sich Anwender effizient vor Angriffen in unsicheren WLANs schützen und Notebook, Smartphone und Tablets absichern. Die Kollegen der silicon.de-Schwestersite ZDNet.de erklären in ihrem Beitrag, wie das funktioniert.

Da es nicht möglich sei die Tor-Datenströme abzufangen (zumindest für die deutschen Behörden), zu verfolgen oder zu knacken, ist das weitere Vorgehen undigital: Zwar sprechen die Ermittler im ersten Schritt geschützt durch die Anonymität des Darknets mit den Waffenhändlern und deren Kunden. Doch nach der ersten Kontaktaufnahme spielen sich die weiteren Geschäfte an den Orten ab, die May das “reale Leben” nennt.

Händler und Kunden treffen sich mit den verdeckten Ermittlern persönlich. Sie verschicken Pakete mit Waffen oder Drogen per Post oder mit einem Kurierdienst. “Hier haben wir dann alle Möglichkeiten mit unseren herkömmlichen Methoden zu arbeiten.”

Laut May sei allerdings das Betreten dieses Graubereiches “hoch riskant”. “Wir müssen alles was wir machen, genau dokumentieren und nachweisen, dass wir uns an die Gesetze halten. Nicht legal ermitteln geht in Deutschland auf keinen Fall.”

Redaktion

Recent Posts

Alle Prozesse im Blick: IT-Service Management bei der Haspa

Wo es früher auf Buchhalter, Schreiber und Boten ankam, geht es heute vor allem um…

3 Stunden ago

Wie generative KI das Geschäft rund um den Black Friday verändert

Mit KI-Technologien lässt sich das Einkaufserlebnis personalisieren und der Service optimieren, sagt Gastautor Gabriel Frasconi…

4 Stunden ago

Banken und Versicherer sind KI-Großabnehmer

Ein Großteil der weltweiten KI-Gelder fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87…

1 Tag ago

Siemens legt 10 Milliarden Dollar für Software-Spezialisten auf den Tisch

Die Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Altair Engineering soll die Position im Markt für Computational Science…

1 Tag ago

Standortübergreifender KI-Einsatz im OP-Saal

Ein deutsch-französisches Projekt hat hybride Operationssäle entwickelt, die durch 5G-Netz und KI neue Anwendungen ermöglichen.

1 Tag ago

OT-Security braucht zunächst Asset-Transparenz

Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…

4 Tagen ago