United Internet, das über Angebote von 1&1 schon im Mobilfunkmarkt aktiv ist, plant offenbar größer in das Segment einsteigen. Dazu will das Unternehmen jetzt in einer komplizierten Transaktion den Mobilfunkvermarkter Drillisch AG übernehmen. Der tritt am Markt mit insgesamt 16 Marken auf, darunter auch Yourfone, Smartmobile, Simply, DeutschlandSIM und McSIM.
Im Wesentlichen bietet United Internet 50 Euro je Drillisch-Aktie. Drillisch soll dann mit 1&1 zusammengelegt werden, allerdings weiterhin an der Börse bleiben. Die Aktien beider Unternehmen zogen daraufhin deutlich an: Drillisch-Aktien kletterten sogar über fast drei Euro über den Gebotspreis hinaus, das Papier von United Internet um über 13 Prozent auf knapp 49 Euro.
Vorstand und Aufsichtsrat beider Unternehmen haben dem Vorhaben bereits zugestimmt. Außerdem wurde schon eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet, mit der die Modalitäten der geplanten Übernahme festgelegt werden.
Darin ist zunächst vorgesehen, dass United Internet im Zuge einer Sachkapitalerhöhung rund 7,75 Prozent seiner Anteile an der 1&1 Telecommunication SE in Drillisch einbringt. Im Gegenzug bekommt United Internet über 9 Millionen neue Drillisch-Aktien. Dadurch stockt United Internet seine bereits bestehende Beteiligung an Drillisch von gut 20 auf über 30 Prozent auf.
Anschließend soll im Zuge einer weiteren Sachkapitalerhöhung der verbliebene Anteil an 1&1 Telecommunication gegen die Ausgabe weiterer neuer Drillisch-Aktien eingebracht werden. Dieser Schritt muss allerdings durch eine außerordentliche Hauptversammlung der Drillisch-Aktionäre genehmigt werden. Die soll am 25. Juli stattfinden.
Nach Abschluss der beiden Kapitalerhöhungen wird United Internet mit einem Anteil von mindesten. 72,7 Prozent neuer Mehrheitsaktionär von Drillisch. Die Drillisch AG soll aber eine eigenständig börsennotierte Gesellschaft bleiben und eine “attraktive Dividendenpolitik” verfolgen.
Die Kurssprünge in Folge der Ankündigung sind Beobachtern zufolge vor allem durch die in der Übernahmeankündigung versprochenen Synergien bedingt. Für das Jahr 2020 wird mit rund 150 Millionen Euro gerechnet, bis 2025 soll der Wert auf jährlich 250 Millionen Euro ansteigen. Erreicht werden sollen die insbesondere durch den kombinierten Hardware- und Vorleistungseinkauf, der effizienteren Nutzung der Drillisch zur Verfügung stehenden Netzkapazitäten und der Möglichkeit, die von Drillisch betriebenen Ladengeschäfte für den Verkauf einer breiteren Produktpalette zu nutzen.
Wertvoll ist Drillisch in dem Zusammenhang für United Internet aber auch durch den Zugang zum Mobilfunknetz von Telefónica in Deutschland. Der war bei der Übernahme von E-Plus im Jahr 2014 ein Zugeständnis der Spanier an die Kartellbehörden. Der Vertrag mit Telefónica garantiert Drillisch Zugriff auf aktuelle Netztechnologie zu „sehr guten Konditionen“, wie Vorstandssprecher Vlasios Choulidis erklärt.
Besonders attraktiv für United Internet ist, dass der Anteil am Telefónica-Mobilfunknetz, den Drillisch exklusiv nutzen darf, noch bis 2020 von Jahr zu Jahr auf dann 30 Prozent steigt. Dank Verlängerungsoptionen – von denen man nun aller Voraussicht nach Gebrauch machen wird – kann diese Recht bis mindestens 2030 genutzt werden.
“Mit dem Zusammenschluss von 1&1 Telecommunication und Drillisch formen wir einen leistungsfähigen Telekommunikations-Komplettanbieter unter dem Dach von United Internet. 1&1 verfügt über eine starke Marke, einen riesigen Kundenstamm und enorme Vertriebskraft. Drillisch ist ein schnell wachsender Mobilfunkanbieter mit einem attraktiven Produktportfolio. Gemeinsam können wir unseren Kunden künftig die komplette Produktpalette auf Basis heutiger und künftiger Netztechnologien aus einer Hand bieten: Highspeed DSL, mobiles Internet und passende Services”, erklärt Ralph Dommermuth, Vorstandsvorsitzender von United Internet, in einer Pressemitteilung.
Der Unternehmenswert der 1&1 Telecommunication SE wird im Rahmen der Transaktion mit 5,85 Milliarden Euro beziffert. Den Geschäftszahlen für 2016 zufolge verfügen 1&1 und Drillisch zusammen über mehr als 12 Millionen Verträge mit Kunde und erwirtschafteten einen Umsatz von über 3,2 Milliarden Euro.
1&1 konnte im ersten Quartal 2017 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent auf 619,4 Millionen Euro steigern. Das EBITDA legte um 12,9 Prozent auf 109,0 Millionen Euro zu. Die Drillisch AG hat die Zahlen für das erste Quartal 2017 erst diese Woche vorgelegt. Sie konnte den Service-Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21,3 Prozent auf 151,1 Millionen Euro steigern. Das EBITDA kletterte gegenüber dem ersten Quartal 2016 sogar um stolze um 46,3 Prozent auf 35,1 Millionen Euro.
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