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Der digitale Parkplatz als Einstieg in die Smart City

Bis zu 7,50 Euro zahlen Fahrer für eine Stunde Parken in der Amsterdamer Innenstadt. Das summiert sich zu einer stattlichen Summe – die Vermietung von Parkplätzen in Amsterdam ist ein 200-Millionen-Euro-Markt. Doch die Einnahmen aus diesem Geschäft waren für die Stadtverwaltung bislang nur schwer zu budgetieren und zu kontrollieren.

Denn die Autofahrer sind nur selten dazu bereit, für ihre Parkplätze zu zahlen. Und ein Grund hierfür ist sicher auch, dass die Stadt ihre Autobesitzer doppelt abkassiert. Die meisten Amsterdamer parken ihre Autos immer auf der Straße – sowohl vor ihrem Wohnhaus wie auch im Zentrum der Stadt.

Parallel zu diesen hohen Preisen hatte sich in der Vergangenheit offenbar auch eine große Aggressivität der Autofahrer gegenüber den Kontrolleuren breitgemacht. Hohe Fehlzeiten wegen Krankheiten der Mitarbeiter – offensichtlich auch ausgelöst von aggressiven Autofahrern – seien der Anstoß gewesen, um die Parkraumbewirtschaftung und -überwachung zu digitalisieren. Steven de Vos, Manager Enforcement, Egis Parking Services erklärt, dass “seit der Einführung des neuen Systems die Produktivität gestiegen ist. Die Arbeitsausfälle sind stark zurückgegangen.”

Der Schrecken aller Falschparker – ein Egis-Fahrzeug, ausgerüstet mit dem neuen SCANaCAR System. (Bild: BT)

Egis Parking Services ist eine niederländische Tochter des französischen Egis-Konzerns. Das Unternehmen ist für die Verwaltung, Kontrolle und Abrechnung der Parkplätze auf den Straßen Amsterdams verantwortlich. Egis Parking Services soll über einen Zeitraum von zehn Jahren bis zu 1,7 Milliarden Euro für die Stadt einnehmen.

“Hierfür brauchten wir eine stabile IT-Plattform. Denn wir arbeiten praktisch rund um die Uhr und scannen rund 40 Millionen Nummernschilder im Jahr”, sagt Jan Lukkien, IT-Manager bei Egis Parking Services.

Datenverarbeitung für 40 Millionen Fahrzeuge im Jahr

Die Lösung ging im vergangenen Jahr in Betrieb. Sie besteht aus vier Layern. Die Autofahrer buchen über Apps verschiedener Anbieter einen Parkplatz im Zentrum, reservieren sich einen Platz vor ihrem Wohnhaus oder schließen eine befristetes Park-Abo für ihre Gäste und Besucher ab. Die Kunden können online innerhalb von wenigen Minuten Parkplätze buchen und bezahlen.

Wenn es um das Falschparken geht, ist die Amsterdamer Stadtverwaltung wenig zimperlich. (Bild: Christian Raum)

Im zweiten Layer sammelt und verarbeitet Egis die Daten und gleicht sie mit den Datenbanken im dritten Layer ab. Der wird von der Stadt Amsterdam betrieben. Hier sind die Daten der Amsterdamer, unter anderem ihre Adressen und Autokennzeichen, hinterlegt.

Über den vierten Layer sorgen die Mitarbeiter von Egis Parking Services für die Kontrolle auf den Straßen – und für die pünktliche Überweisung aller Parkgebühren. Der Schrecken aller Amsterdamer Falschparker sind Egis-Autos. Dank dieser Überwachungsfahrzeuge müssen die Kontrolleure nicht mehr auf den Bürgersteigen herumlaufen. Stattdessen sitzen sie an ihren Schreibtischen und schauen mit sogenannten “SCANaCAR-Systemen” auf die Amsterdamer Straßen.

Dort wo andere Städte Tiefgaragen in die Erde bauen, hat Amsterdam nur Wasser zu bieten. (Bild: Christian Raum)

“Diese Scan-Autos liefern pro Sekunde bis zu 800 Bilder von Fahrzeugen und deren Nummernschilder in die Rechenzentren”, erklärt Jan Lukkien. “Mit unserer Software suchen wir die Kennzeichen in unseren eigenen Datenbanken und auch in den Datenbanken der städtischen Behörden.” So überprüften seine Kollegen und deren Software-Anwendungen, ob der Fahrzeugbesitzer den korrekten – virtuellen – Parkschein für die betreffende Parkzone erworben hat.

Kein Entkommen: Nahezu 100 Prozent aller Autofahrer zahlen für Parkplätze

Laut Egis Parking Services ist der Erfolg umwerfend. Heute seien fast einhundert Prozent aller Parkplätze in Amsterdam überwacht. Praktisch jeder Autofahrer bezahle für seinen Parkplatz.

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Das System war zunächst für die Bewirtschaftung des Parkraums gedacht. Doch inzwischen entwickelt es sich in anderen Bereichen zu einer Online-Plattform weiter – es könnte sogar eine Grundlage für Amsterdam als Digitale Stadt werden.

Zum Beispiel lesen die Kameras nicht nur für die Egis-Abrechnungssysteme die Nummernschilder der Fahrzeuge. Die Mitarbeiter von Egis Parking Services verwenden sie als ihre Augen, mit denen sie von ihrem Schreibtisch aus die Straßen der Stadt kontrollieren. Auf diese Weise beobachten sie Lieferfahrzeuge und stoppen deren Zeit in der zweiten Reihe – wer länger als die erlaubte Zeit den Verkehr blockiert, erhält innerhalb von 24 Stunden eine saftige Strafe per Post zugestellt.

Amsterdamer sind Fußgänger, Radfahrer und Schiffskapitäne. Die meisten vermeiden es, mit dem Auto ins Zentrum zu fahren. (Bild: Christian Raum)

Auch Versicherungen sind an der Plattform interessiert. Sie sind immer auf der Suche nach verlorenen oder gestohlenen Autos. Im Moment läuft ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen die Datenbanken der Versicherungen mit den Egis-Datenbanken abgeglichen werden. Innerhalb von wenigen Minuten finden die Versicherungsfahnder alle gemeldeten Fahrzeuge, die Autodiebe in den Straßen von Amsterdam abgestellt haben.

Und auch das Finanzamt könnte von der Digitalisierung der Stadt profitieren. So haben Finanzbeamte die Möglichkeit, über die Nummernschildererkennnung die Abrechnungen für die Nutzung von Firmenwagen ohne großen Aufwand zu überprüfen.

100 virtuelle Maschinen überwachen die Amsterdamer Straßen

Für die Verarbeitung und das Auslesen der 40 Millionen Amsterdamer Nummerschilderbilder, für deren Kontrolle und den Rechnungsversand laufen im Rechenzentrum von BT rund 100 virtuelle Maschinen in einer VMware-Umgebung. Hier sind Datenbanken, Verzeichnisse und Anwendungen gehostet. “Diese Lösung bietet eine solide Grundlage für zukünftiges Wachstum und wird Egis helfen, seine End-to-End-Parklösungen in anderen Städten der Niederlande und vielen weiteren Orten weltweit zu vermarkten”, sagt Leonard Knijff, Business Development Manager bei BT in den Niederlanden.

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Doch die Situation in Amsterdam sei anders, als in vielen anderen Städten, erklärt Knijff weiter. Anders als in anderen Metropolen sei ein großer Teil der Amsterdamer Verwaltung bereits digitalisiert. “Diese Datenbanken bilden das Fundament für die Parkplatzabrechnung.” Auch sind die Parkplätze teurer und seltener als in vielen anderen Metropolen rund um die Erde: Deshalb waren die Umsätze vom Start weg so hoch, dass sich das Projekt rechnete.

In Deutschland will Hamburg vorangehen

Diese Sonderfaktoren sind natürlich zu berücksichtigen. Dennoch sehen auch andere Städte in der durchdigitalisierten Parkraumbewirtschaftung einen gangbaren ersten Schritt auf dem Weg zu “mehr digital” in ihrer Verwaltung. Das wohl größte Projekt diesbezüglich in Deutschland hat die Telekom zusammen mit der Hansestadt Hamburg zur CeBIT vorgestellt, vergleichbare Projekte hat der Telekommunikationskonzern aber bereits auch mit Dortmund und Moers vereinbart. Dabei soll auf den im Herbst 2016 präsentierten, zusammen mit Huawei und einem britischen Sensor-Hersteller unter Verwendung von NarrowBand-IoT-Technologien zur drahtlosen Datenübertragung entwickelten Ansatz zurückgegriffen werden.

Auf dieser Basis pant die Stadt Hamburg in Kooperation mit T-Systems bis Ende 2018 bis zu 11.000 Parkplätze im öffentlichen Raum zu vernetzen. Parkhäuser und öffentliche Stellplätze sollen das Angebot ergänzen, wie Annette Bronder, Geschäftsführerin der Digital Division bei T-Systems, bei ZDNet.de erklärte: “Parken soll zum Service werden und zeitgleich Verwaltungs- wie Personalaufwand reduzieren. Ordnungskräfte erhalten die Informationen anhand des Kennzeichens direkt und mobil. Autofahrer können mit ihrer App künftig Parkplätze finden, buchen, nutzen und bezahlen”, so Bronder über die Ziele des Projekts.

Redaktion

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