Polizisten in Dubai bekommen Roboter-Kollegen
In Filmen und Science-Fiction-Stories sind sie wie auch immer geartete “Robocops” ein vertrautes Element. Ab morgen soll in Dubai der erste humanoide Roboterpolizist in der Realität seinen Dienst antreten. Und bis 2030 soll ein Viertel der Polizisten des arabischen Landes nicht mehr menschlich sein.
Die Polizei in Dubai wird morgen den ersten Roboterpolizisten überhaupt in Dienst stellen. Wie CNN berichtet, sind dessen Funktionen zunächst noch sehr eingeschränkt, gehen die Pläne für die Blechkameraden aber schon recht weit: 2030 sollen ein Viertel der Polizisten des Landes Roboter sein, die dann nicht nur Kontrollen durchführen oder Anzeigen aufnehmen, sondern auch Verbrecher verfolgen und Verhaftungen vornehmen können.
Morgen nimmt jedoch zunächst lediglich ein Polizeiroboter in Dubai den Dienst auf. Es handelt sich dabei um ein modifiziertes Modelle aus der Reihe REEM des spanischen Herstellers Pal Robotics. Diese Modell sind eigentlich für Aufgaben als Rezeptionisten, im Unterhaltungsbereich, dem Empfang von Gästen oder als Anlaufpunkt gedacht, um mehr oder weniger frei gestellte Fragen zu beantworten und Auskünfte zu geben.
In Dubai soll der Service-Roboter, dessen modifizirte Ausführung eine chinesische Website offenbar bereits fotografiert hat, daher zunächst auch Anzeigen aufnehmen oder im Rahmen von Ermittlungen Routinefragen stellen und die Antworten erfassen, um den menschlichen Ermittlern vorzuarbeiten und ihnen so Arbeit abzunehmen. Der Roboter REEM ist 1,70 groß, wiegt 100 Kilogramm, verfügt über zwei Arme und kann sich laut Hersteller autonom auch in unbekannten Umgebungen bewegen, ist aber dadurch eingeschränkt, dass er sich auf Rädern fortbewegt. Das Modell wird grundsätzlich seit 2011 angeboten und für seine Aufgabe in Dubai speziell angepasst.
Wie Khalid Nasser Alrazooqi, Leiter des Smart Services Department der Polizei Dubai Police und als solcher für das Polizistenroboterprojekt verantwortlich, gegenüber CNN erklärt, soll die Maschine zunächst als “interaktive Services für die Bevölkerung” anbieten. Sie werden ihm Fragen stellen können, Strafen und Ordnungsgelder bei ihm bezahlen können und durch die dafür angepasste Software auch eine Vielzahl “polizeispezifischer Informationen” von ihm bekommen können. Möglicherweise handelt es ich dabei um die in Dubai von der Polizei ausgegebene Erlaubnis für die Nachtarbeit oder das offenbar häufiger erforderliche polizeiliche Führungszeugnis: Der Antrag dafür ist auf der Website der Polizei Dubai prominente platziert.
Für seine Aufgaben ist der Roboter zudem mit einer Gesichtserkennung ausgerüstet. Die funktioniere derzeit mit einer Zuverlässigkeit von etwa 80 Prozent. Die erfassten Daten werden aber auch unmittelbar an ein Kontrollzentrum übertragen und dort noch einmal ausgewertet.
Nach einer noch nicht festgelegten Testphase sollen dann “schon bald” weitere Roboterkollegen bei der Polizei Dubai den Dienst aufnehmen. Genaue Zahlen nannte CNN gegenüber weder die Behörde noch der Hersteller. Alrazooqi legte aber dar, dass sie bei allen Touristenattraktionen und in den Einkaufszentren der Stadt platziert werden sollen und dass zudem geplant ist, sie in den Polizeidienststellen die Aufgaben am Empfang übernehmen zu lassen.
Erst im nächsten Schritt, an dem allerdings schon gearbeitet werde, sollen dann voll funktionsfähige Roboter, der wie ein “normaler Polizeibeamter arbeiten kann”, zum Einsatz kommen. Bis dahin müssten jedoch noch einige technische Hürden überwunden werden, da Roboter noch nicht wie ein Mensch rennen, Verbrecher fangen oder Waffen tragen könnten. Letzteres, für viele ein Tabu, scheint also bereits fest eingeplant zu sein.
Alrazooqi ließ gegenüber CNN durchblicken, dass man zur Dubai Expo 2020 zumindest einen Prototyp präsentieren möchte. Der könnte möglicherweise aus Russland stammen, wo an derartigen Modellen gearbeitet wird. Dmitri Olegowitsch Rogosin, einer der stellvertretenden Ministerpräsidenten, besuchte Mitte April die Entwickler des Roboters FEDOR, der sogar in beiden Händen Waffen tragen kann, dessen Entscheidungsalgorithmen aber noch verbessert werden müssten. Das hofft man aber offensichtlich bis 2021 geschafft zu haben, denn dann soll FEDOR ins Weltall geschossen werden.
In China ist bereits seit dem Frühjahr ein Roboter auf Streife. Er wandert in Zhengzhou in der Provinz Henan am Ostbahnhof herum, sieht aus wie eine Kreuzung aus R2D und HAL, erinnert aus der Ferne an eine Mülltonne und zeichnet mittels der eingebauten Kamera Gesichter auf, um die mit einer Datenbank der Polizei abzugleichen. Sobald der Roboter eine gesuchte Person erkennt, folgt er der, bis die Polizei eintrifft. Da sich auch der in China verwende Roboter mit einem Rädersystem fortbewegt, funktioniert das allerdings nur, solange der Gesuchte kein Treppen hinauf- oder hinuntergeht.
Am Flughafen von Shenzhen hat ein Roboter bereits im September 2016 die Aufgabe übernommen, mittels Kamera die Gesichtserkennung der Passagiere bei der Sicherheitsüberprüfung durchzuführen. Zwar steht auf dem “AnBot” (zu Deutsch: Sicherheits-Bot) in krakeligen Klebebuchstaben “Police”, es handelt sich dabei aber eher um eine fahrbare Kamera als einen Roboterpolizisten.
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