Essential Phone PH-1: Android-Erfinder will nun Smartphone-Markt reformieren

Die im Inneren verbaute Technik ist beim 700 Dollar teuren Essential Phone PH-1 Stand der Dinge in der anvisierten Preisklasse. Äußerlich eifert es mit dem nahzu die gesamte Vorderfläche einnehmendem Display den aktuellen Top-Modellen von Samsung nach. Tatsächlich in der konsequenten Form neu ist vor allem das Zubehörkonzept.

Einmal ist Andy Rubin schon einmal eine Revolution gelungen: Die Entwicklung von Android, das 2005 von Google übernommen und unter dessen Regie innerhalb kurzer Zeit zu dem mit Abstand am weitesten verbreiteten Mobilbetriebssystem aufgestiegen ist, ist ihm zuzurechnen. Jetzt wagt sich Rubin, der nach rund zehn Jahren bei Google, davon die meiste Zeit als Leiter des Android-Teams, den Konzern verließ und sich der Förderung von Start-ups widmen wollte, mit seinem Unternehmen Essential Products an die Neudefinition der Smartphone-Hardware.

So zumindest der Anspruch. Das jetzt vorgelegte erste Ergebnis, das sich im Vorfeld mit wilden Spekulationen ankündigte, erfüllt nun zwar die Ansprüche an ein High-end-Smartphone, ist aber allenfalls eine Reform, nicht jedoch eine Revolution. Es kann, bislang allerdisng nur ind en USA, ab sofort vorbestellt werden. Neben einigen etwas gewollt wirkenden Besonderheiten zeichnet es sich vor allem durch das Zubehörkonzept aus. Das aber hat Potenzial und wird mit einem Paukenschlag – der derzeit kleinsten 360-Grad-Kamera – eingeführt.

Essential Phone PH-1 (Bild: Essential Products)

Und da könnte noch einiges kommen, wurde doch zeitgleich mit dem Smartphone auch eine “Home” genannte Smart-Home-Zentrale angekündigt. Mit ihr kehrt Rubin sozusagen zu seinen Wurzeln zurück. Denn deren Herzstück – Ambient OS – soll ein offenes Betriebssystem für alles werden und hat damit zumindest die Perspektive, dass ihm im Smart-Home-Bereich das gelingt, was Android im Mobilfunkbereich geschafft hat.

Essential Phone PH-1: Technische Daten

Das Essential Phone PH-1 läuft mit Android 7.1 und soll die Reinform des Betriebssystems ohne Modifikationen nutzen. Es fällt auf den ersten Blick durch ein nahezu randloses LTPS-Display im Format 19:10 und einer Displaydiagonalen von 5,71 Zoll auf. Der Bildschirm lässt lediglich oben in der Mitte eine Aussparung für die Frontkamera frei und wird unten durch einen schmalen Rand gehalten. Die Auflösung gibt der Hersteller mit 2560 mal 1312 Bildpunkten (QHD) an, die Helligkeit liegt bei 500 Nits, das Kontrastverhältnis bei 1:1000.

Essential Phone PH-1 (Bild: Essential Products)
Beim Essential Phone PH-1 ist der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite angebracht, um vorne mehr Platz für das Display zu schaffen. Auf ein Logo wird – mit kleinem Seitenhieb auf Apple – bewusst verzichtet (Bild: Essential Products)

Das Display wird von Gorilla Glass 5 geschützt. Zusammen mit dem Rahmen aus Titan und der Rückseite aus Keramik soll es dafür sorgen, dass das PH-1 weniger anfällig für Schäden durch Stürze ist als andere, aktuelle High-End-Smartphones, die in der Regel in einem Aluminiumgehäuse stecken.

Das Essential Phone PH-1 mit der über eine Magnetverbindung andockbaren 360-Grad-Kamera (Bild: Essential Products)
Das Essential Phone PH-1 mit der über eine Magnetverbindung andockbaren 360-Grad-Kamera (Bild: Essential Products)

Angetrieben wird das PH-1 von einem Qualcomm-Prozessor (Snapdragon 835) mit acht Kernen und der GPU Adreno 6540. Der CPU stehen 4 GByte RAM zur Seite. Außerdem sind 128 GByte Massenspeicher verbaut, der sich offenbar nicht über eine zusätzliche microSD-Karte erweitern lässt. Als Schnittstelle ist ein USB-Typ-C-Port vorhanden. Zur Kommunikation in Mobilfunknetzen werden unter anderem LTE und UMTS/HSPA+ unterstützt. Außerdem sind WLAN (802.11ac), Bluetooth 5.0 und NFC an Bord. Die Navigation wird durch GPS und Glonass unterstützt.

Die fest verbaute Kamera in der Rückseite arbeitet mit einem 13-Megapixel-Sensor. Sie wird von einer zweiten Linse unterstützt, die wie beim Huawei bei P9 und P10 als monochromer Sensor dient und für bessere Aufnahmen bei schwachem Umgebungslicht sorgen soll. Die Frontkamera bietet eine Auflösung von 8 Megapixeln, arbeitet mit Blende f/2/20, kann wie die in der Rückseite 4K-Videos aufzeichnen und nimmt mit dem vertrauten Format 16:9 auf.

Andy Rubin (Bild: (James Martin / CNET)
Andy Rubin begann seine Karriere 1989 als Software-Entwickler bei Apple. Anschließend gründete er mehrere Unternehmen, von denen einige von Microsoft gekauft wurden. 2003 gründete er Android.com, das 2005 von Google übernommen wurde. Im März 2013 übergab Rubin die Leitung des Android-Teams an Sundar Pichai, im Herbst 2014 verließ er Google. (Bild: (James Martin / CNET)

Der Akku des 14,1 mal 7,1 Zentimeter großen, 7,8 Millimeter dicken und rund 185 Gramm schweren Smartphones hat laut Hersteller eine Kapazität von 3040 mAh. Eine Buchse für Kopfhörer ist nicht vorgesehen. Dafür ist im Lieferumfang ein Adapter für USB-Typ-C auf den 3,5-Millmeter-Anschluss enthalten. Für 50 Dollar zusätzlich erworben werden kann die laut Hersteller bislang kompakteste 360-Grad-Kamera. Sie macht 4K-Aufnahmen mit 30 fps und wird über den für weiteres, aber noch nicht genanntes Zubehör gedachte Magnetverbindung auf der Rückseite angedockt.

Angekündigt hat Rubin bereits, mit einer Smart-Home-Zentrale die bisher zahlreichen Standards, Protokolle und Systeme in dem Bereich überwinden zu wollen. Zentraler Bestandteil des “Home” genannten Konzepts soll die erweiterbare Open-Source-Plattform Ambient OS sein. “Essential Home” soll noch in diesem Jahr mit Touchscreen und Unterstützung für Sprachsteuerung auf den Markt kommen und zu Alexa, Siri sowie Google Assistant kompatibel sein.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]