Planmäßig und wie angekündigt hat Microsoft zum 1. Juni angefangen, Dynamics 365 auch aus der Microsoft Cloud Deutschland anzubieten. Zunächst haben Kunden so Zugriff auf Dynamics 365 for Sales und Dynamics 365 for Customer Service. Dynamics 365 for Field Service und Dynamics 365 for Project Service Automation sollen bald darüber genutzt werden können. Weitere Dynamics-365-Services sollen dann im Laufe des Jahres hinzukommen.
Bei der “Microsoft Cloud Deutschland” erfolgt die Datenspeicherung ausschließlich in Deutschland. Die Software läuft in Rechenzentren in Frankfurt am Main und Biere bei Magdeburg. Den Betrieb übernimmt T-Systems International im Rahmen des von den beiden Firmen ausgearbeiteten Datentreuhänder-Modells. Zielgruppe sind Unternehmenskunden aus Deutschland, der Europäischen Union und der Europäischen Freihandelszone, vorrangig aus Branchen mit strengen Datenschutz- und Compliance-Richtlinien, etwa dem öffentlichen Sektor, dem Bildungswesen oder der Finanzbranche.
“Mit Dynamics 365 Deutschland ermöglichen wir auch jenen Unternehmen Zugang zu unseren cloudbasierten Produktivitätswerkzeugen, die aufgrund strenger Compliance-Anforderungen nur Cloud-Dienste aus deutschen Rechenzentren beziehen können”, erklärt Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, in einer Pressemitteilung. “Die Unternehmen profitieren bei ihrer digitalen Transformation von den Vorteilen der Public Cloud und erhalten gleichzeitig mehr Kontrolle über die Verarbeitung und Speicherung ihrer Daten.”
Deutsche Unternehmen standen Cloud-Angeboten von Microsoft bisher skeptisch gegenüber. Nun soll ein komplexes Vertragswerk Bedenken ausräumen. Dabei übernimmt T-Systems die Rolle als Datentreuhänder. Doch wie funktioniert dieses Konstrukt im Detail?
Für Dynamics 365 aus der Microsoft Cloud Deutschland sagt Microsoft die von Dynamics 365 aus der globalen Microsoft Cloud bekannten Service Level Agreements zu. Support wird grundsätzlich in deutscher, wahlweise aber auch englischer Sprache, aus Deutschland heraus angeboten.
Microsoft erhält nur mit Zustimmung des Datentreuhänders oder des Kunden Zugriff auf Daten. In solch einem Fall greift Microsoft dann unter Aufsicht und zeitlich begrenzt auf die Kundendaten zu. Unter diesen Voraussetzungen wurde im September 2016 mit Microsoft Azure Deutschland das erste Angebot über die Microsoft Cloud Deutschland bereitgestellt. Im Januar 2017 folgte dann Office 365 Deutschland und Power BI Pro Deutschland.
Seit Dezember 2016 steht zudem schon Red Hat Enterprise Linux in der Microsoft Cloud Deutschland zur Verfügung. Daneben können auch die Red Hat OpenShift Container Platform, JBoss Enterprise Application Platform (JBoss EAP), JBoss Web Server sowie Gluster Storage seitdem nativ über Microsoft Azure Deutschland verwaltet und bereitgestellt werden.
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Sein Angebot begründet Microsoft mit dem Bedarf bei den Kunden. Es beruft sich dabei auf den “Cloud-Monitor 2017” von Bitkom Research im Auftrag von KPMG. Demnach nutzen mittlerweile zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland IT-Lösungen aus der Cloud. Allerdings ist für 71 Prozent der deutschen Unternehmen wichtig, dass Cloud-Anbieter ihre Rechenzentren ausschließlich in Deutschland betreiben. Grund dafür sind Bedenken wegen Compliance-Anforderung. Die haben im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch zugenommen.
Strategien der Microsoft-Mitbewerber
Die Wettbewerber verfolgen unterschiedliche Strategien, um mit diesen Anforderungen umzugehen. Salesforce arbeitet bereits seit 2014 mit T-System zusammen und hat inzwischen auch eine Möglichkeit geschaffen, sein Angebot über die Telekom-Cloud nutzen zu können, bewirbt das aber bei weitem nicht so aggressiv, wie Microsoft die Datentreuhänder-Partnerschaft.
Sage Software setzt nach einigem Zögern inzwischen auch stark auf die Cloud. Pläne für ähnliche Bereitstellungsmodelle wie Microsoft oder Salesforce hat das Unternehmen aber nicht und muss es als britischen Unternehmen wahrscheinlich zumindest derzeit auch nicht haben. Abzuwarten bleibt, wie es und seine Kunden mit dem erwarteten Brexit umgehen werden.
Amazon Web Services (AWS) scheint eine andere Zielgruppe anzusprechen als Microsoft und die vom Bitkom befragten Firmen, spielen da doch Sicherheits- und Compliance-Bedenken in der Kundschaft schon seit vergangem Jahr eine immer kleinere Rolle. Anlässlich des AWS Summits in Berlin im Mai erklärte Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect bei AWS gegenüber silicon.de zu dem von Microsoft und T-Systems gestrickten Modell: “Wir glauben nicht, dass dieses Modell unseren Kunden einen Vorteil bieten würde.” Das dabei mehrere Parteien an einem Tisch sitzen erhöht ihm zufolge den Aufwand und die Zahl der potenziellen Angriffspunkte.
Gonzalez weiter: “Wir weisen unsere Kunden immer daraufhin, ihre Daten zu verschlüsseln. Und wir glauben, dass dies der beste Weg ist, die Informationen zu schützen. Dafür bieten wir auch viele verschiedene Verschlüsselungsservices an.” AWS setzt zudem inzwischen die hierzulande verlangten Datenschutzvorschriften gründlich um und sieht sie sogar schon als Exportschlager.
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