Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und des Bundeskriminalamt (BKA) haben in Karlsruhe einen 30-jährigen festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, alleiniger Betreiber einer großen deutschsprachigen Darknet-Plattform gewesen zu sein. Außerdem wird ihm der Handel mit Betäubungsmitteln und Waffen vorgeworfen. Die Festnahme erfolgte bereits am Abend des 8. Juni 2017 mit Unterstützung von Spezialkräften der Bundespolizei. Mitgeteilt haben die Behörden ihren Fahndungserfolg allerdings erst heute.
Dem 30-jährigen wird vorgeworfen, seit März 2013 als Administrator eine deutschsprachige Darknet-Plattform betrieben zu haben. Auf der sollen zuletzt über 20.000 Mitglieder registriert gewesen sein. Neben einem Forum gab es dort auch einen Marktplatz. Darüber sind laut BKA zahlreiche illegale Handelsgeschäfte, insbesondere Drogen- und Waffenverkäufe, angebahnt worden.
Als ein konkretes Beispiel nennen die Behörden den Kauf der bei dem Amoklauf in München im Juli 2016 benutzten Waffe. Die Anbahnung des Geschäfts ist offenbar nachweislich über diese Plattform gelaufen. Außerdem hätten Nutzer über die Plattform auch Falschgeld, gefälschte Personalausweise, ausgespähte Kreditkartendaten und Zugangsdaten von Internethandelsplattformen sowie gefälschte Bankkonten erwerben können.
Im Zuge der Durchsuchung konnten den Behörden zufolge zahlreiche Beweismittel, insbesondere Computer und Datenträger sichergestellt werden. Außerdem ist es gelungen, den Server zu lokalisieren und zu beschlagnahmen. Damit dürfte die Aktion dann für viele der Nutzer noch ein unerfreuliches Nachspiel haben, ist doch davon auszugehen, dass deren Daten nun von den Behörden ausgewertet und im Fall des Verdachts einer Straftat Ermittlungen eingeleitet werden.
Erster und lange Zeit bekanntester, großer Darknet-Marktplatz war das vom US-Amerikaner Ross Ulbricht 2011 aufgebaute und betriebene SilkRoad. Nach einem kurzen Höhenflug wurde Ulbricht Ende 2013 verhaftet und Silk Road von den Behörden abgeschaltet. Er wurde inzwischen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, da ihm im Zusammenhang mit dem Betrieb des Untergrundmarktplatzes unter anderem Drogenhandel, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen wurden und nachgewiesen werden konnten. Wie erst am Wochenende die New York Times berichtete, folgten aber nahezu umgehen einige Nachahmer, die inzwischen weitaus mehr Umsatz erzielen, als ihr einstiges Vorbild.
Eine im vergangenen Jahr durchgeführte Untersuchung der RAND Corporation im Auftrag des niederländischen Justizministeriums ergab, dass damals rund 50 so genannte Crypto-Marktplätze betrieben wurden, auf denen sich Verkäufer und Käufer anonym austauschen konnten. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag auf Marktplätzen, auf denen illegale Drogen gehandelt werden. Es liegt aber nahe, das dort auch andere illegale Angebote unterbreitet und angenommen werden, waren doch nur 57 Prozent der Angebote auf allen untersuchten Marktplätzen Drogen.
Den monatlichen Umsatz mit Drogen schätzten die Experten auf allen untersuchten Plattformen für Januar 2016 – je nachdem ob verschreibungspflichtige Medikamente, Alkohol und Tabakwaren eingerechnet werden oder nicht – auf einen Betrag von mindesten 10,5 bis 12,6 Millionen Euro und höchstens 18,5 bis 22,1 Millionen Euro. Der weitaus größte Anteil der Angebote bezog sich auf Cannabis und Ecstasy.
Die meisten Anbieter scheinen der Untersuchung zufolge gemessen in absoluten Zahlen aus den USA und Großbritannien zu operieren. Auf Rang 3 folgte Deutschland. Pro Kopf der Bevölkerung sind allerdings Anbieter aus den Niederlanden am häufigsten vertreten, sei erzielen zudem in der Regel auch wesentlich höhere Umsätze.
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