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Künstliche Intelligenz – Reale Verantwortung

Künstliche Intelligenz ist kein Zukunftsthema mehr, sondern in vielen Lebensbereichen längst eine Selbstverständlichkeit. Das E-Mail-Programm filtert Spam, Facebook weiß, welche Posts uns interessieren, und der Fitness-Tracker am Arm zählt, ob wir schon unser Tagesziel an Bewegung erreicht haben. Dank mitdenkender Autokorrektur kann unser Smartphone unsere eigenen Rechtschreibfehler korrigieren und durch die Sprachsteuerung können wir sogar mit ihm reden. 2017 soll sich das Marktvolumen für KI-Anwendungen auf 1,25 Milliarden Dollar belaufen, für 2025 rechnen Experten mit 36,8 Milliarden. Marktforscher erwarten, dass die Technologie unsere Welt im Sturm erobern wird.

Ralf Reich, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Head of Continental Europe bei Mindtree (Bild: Mindtree)

Künstlichen Intelligenz prägt also mehr und mehr unseren Alltag. Sie bietet uns neue Annehmlichkeiten und Chancen, wirft aber auch existenzielle Fragen auf. Das beste Beispiel liefert der autonome Straßenverkehr: Roboter steuern hier die Fahrzeuge und machen das Fahren prinzipiell sicherer, können aber auch nicht jeden Unfall vermeiden.

Doch wer haftet, wenn ein Denkfehler der Künstlichen Intelligenz für einen Unfall sorgt – der Halter des Fahrzeugs oder der Programmierer des Autopiloten? Wen schützt eine Künstliche Intelligenz, wenn eine Kollision unvermeidlich ist – die Insassen des Autos oder andere Verkehrsteilnehmer? Mit diesen konkreten Fragen ist die diffuse Angst verbunden, dass unsere Gesellschaft bald von seelen- und gewissenlosen Maschinen verwaltet werden könnte. Diese Befürchtung auszuräumen und Antworten auf Moral- und Haftungsfragen zu finden, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Asimovs Vermächtnis

Bei der Beantwortung der genannten Fragen stehen wir noch ganz an Anfang, auch wenn sich die Menschheit schon darüber Gedanken machte, als Roboter oder gar Künstliche Intelligenz noch reine Fiktion waren. Der amerikanisch-russische Schriftsteller Isaac Asimov formulierte in seiner Kurzgeschichte “Runaround” drei Grundsätze, die zumindest jedem Science-Fiction-Fan als die drei Gesetze der Robotik bekannt sein dürften:

  1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
  2. Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
  3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.

Als Asimov seine Geschichte 1942 veröffentlichte, waren das natürlich noch Fantasien ohne jeden Realitätsbezug. Mit dem Fortschritt in der KI-Entwicklung stellt sich nun aber immer mehr die Frage nach verbindlichen Regeln für das Handeln von intelligenten Maschinen. In der komplexen realen Welt müssen diese natürlich über Asimovs grundlegende Maximen hinausgehen. Zum einen müssen hier Politiker eine verbindliche Rechtsgrundlage schaffen, andererseits sind auch die Entwickler hinter der Software gefragt, die Arbeitsweise der Künstlichen Intelligenz transparent zu machen.

Gesetze für Roboter

Der Rechtsausschuss des EU-Parlaments beschäftigt sich schon seit Längerem mit der Thematik. Geplant ist ein Gesetz, das den Umgang mit Robotern und Künstlicher Intelligenz umfassend regelt. Die große Herausforderung besteht für die Gesetzgeber darin, mit der rasanten Weiterentwicklung der technischen Systeme schrittzuhalten. Juristische Gutachten von heute könnten morgen schon obsolet sein, weil die Technologie zu große Fortschritte gemacht hat. Geplant ist deshalb die Schaffung einer Behörde, die sich dauerhaft mit Fragen der Künstlichen Intelligenz befasst – gewissermaßen ein europäisches KI-Ministerium.

Im Detail schlägt der Rechtsausschuss zum Beispiel vor, autonom-intelligenten Systemen den juristischen Status einer “elektronischen Person” zuzuweisen, die spezielle Rechte und Pflichten hat. Auch soll Künstliche Intelligenz möglichst transparent arbeiten – jede ihrer Entscheidungen muss im Nachhinein exakt nachvollzogen werden können.

Chancen nutzen

Die Initiative der EU macht deutlich, dass kluge Gesetzgebung die moralischen und juristischen Fragen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz lösen kann. Und wo durchdachte Lösungen die Sorgen der Verbraucher ausräumen, kommt es schnell zu einem Perspektivwechsel.

Kluge Gesetzgebung kann die moralischen und juristischen Fragen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz lösen (Bild: Shutterstock/agsandrew)

Ein Beispiel liefern Überwachungskameras in Geschäften. Viele Menschen nehmen sie als notwendiges Übel wahr – sie erkennen zwar ihren Nutzen bei der Verhinderung von Diebstählen, verbinden sie aber dennoch in erster Linie mit Überwachung und Kontrolle. In Verbindung mit Flooresense von Mindtree können die Kameras aber auch einen zusätzlichen Mehrwert schaffen. Etwa im Baumarkt: Aufgrund der gigantischen Ladenflächen gleicht die Suche nach einem Verkäufer oder Fachberater hier oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

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Abhilfe schafft Flooresense, das die Bilder der Kamera auswertet und so alle Personen im Laden im Blick behält. Anhand typischer Bewegungsmuster erkennt das System, welche Kunden gerade nach einem Mitarbeiter suchen. Anschließend sendet es eine Push-Mitteilung an einen Verkäufer in der Nähe, damit dieser sich auf den Weg zum Kunden macht.

Verglichen mit den weiter oben beschriebenen moralischen und juristischen Fragen erscheint die Suche nach einem Kundenberater im Baumarkt ein geradezu banales Alltagsproblem. Es zeigt aber auf, dass Künstliche Intelligenz tatsächlich das Potenzial besitzt, unsere Lebensqualität inkrementell zu verbessern – und zwar nicht nur im Großen, sondern auch in Detailfragen. Die durch die Verbreitung von KI-Systemen aufkommenden gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen, lohnt sich deshalb umso mehr.

Über den Autor

Ralf Reich ist Head of Continental Europe bei Mindtree. Das Unternehmen bietet digitale Transformations- und Technologie-Dienste – von der Ideensammlung bis zur Ausführung. Es verfolgt dabei einen agilen, gemeinschaftlichen Ansatz, um kundenspezifische Lösungen für die digitale Wertschöpfungskette zu entwickeln. Zudem sorgt Mindtree mit Expertise im Infrastruktur- und Anwendungsmanagement dafür, dass IT zu einem strategischen Asset wird.

Redaktion

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