Categories: MobileSmartphone

Nokias Luxus-Handy-Ableger Vertu gibt auf

Die Luxus-Handy-Marke Vertu stellt ihr Geschäft ein. Das hat ein externer Mitarbeiter gegenüber der BBC bestätigt. Die Marke Vertu steht für einige der teuersten Smartphones der Welt. Sie kosten zwischen gut 11.00 und rund 40.000 Euro und wurden über ausgewählte Ladengeschäfte von Partnern und in den besten Zeiten rund 70 eigenen Filialen vertrieben. In Deutschland finden sich Vertu-Geschäfte in München und Frankfurt am Main.

Laut BBC beschäftigt das Unternehmen in Großbritannien, wo die Geräte zusammengebaut und in Handarbeit mit Leder bezogen, mit Edelsteinen besetzt oder anderweitig den Erwartungen der Kundschaft angepasst werden, rund 200 Mitarbeiter. Sie sollen alle entlassen werden.

Vertu wurde 1998 von Nokia als Marke für Luxus-Smartphones eingeführt. 2011 schätzten Analysten, dass der Konzenr damit eienn Umsatz von Nokia-Tochter einen Umsatz von 200 bis 300 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftete. Die Sparte wurde 2012 dann für geschätzte 230 Millionen Euro an eine schwedische Investmentfirma verkauft. Im Jahr darauf stieg das Unternehmen von Nokias Betriebssystem Symbian auf Android um.

Smartphone der Luxus-Marke Vertu (Bild: Vertu)

Neben einer gehobenen technischen Ausstattung gehörten zum Konzept von Vertu auch umfassende Services. Die waren im Kaufpreis des Telefons für ein Jahr bereits enthalten. Den Hilferuf an den früher Vertu Concierge Service genannten Dienst setzt man über den nur dafür gedachten Vertu Key ab. Diese Spezialtaste mit eingelegtem Rubin an der Seite des Telefons erlaubte es dann per Telefon oder E-Mail von überall in der Welt mit einem sogenannten Lifestyle Manager in Kontakt zu treten. Der bot dann rund um die Uhr Expertenhilfe bei jeglichen Problemen, die der Vertu-Besitzer hatte.

Auf Wunsch und gegen Aufpreis fertigte Vertu auch individuelle Telefone an (Bild: Vertu)

Der Dienst wurde offenbar schon eingestellt. Auf der Vertu-Website heißt es noch, er sei derzeit ausgesetzt. Das Unternehmen konzentrierte sich “auf die Entwicklung einer völlig neuen, nächsten Generation von Dienstleistungen, exklusiv für seine Kunden. Vertu plant, diese neuen Dienste ab September 2017 zu starten”. Dazu wird es nun offenbar nicht mehr kommen.

Vertu arbeitete unter anderem mit Bentley zusammen und bot Besitzern eines Bentley ein passendes Mobiltelefon an (Bild: Vertu)

Laut BBC gehört Vertu dem in Paris lebenden, türkischen Geschäftsmann Hakan Uzan. Er habe die Firma im März von ihrem früheren chinesischen Besitzer übernommen. Einem Bericht des Daily Telegraph zufolge wollte Uzan rund 2 Millionen Euro in die Rettung der Firma stecken. Das sei angesichts eines Defizits von rund 130 Millionen Euro allerdings zu wenig gewesen.

Auch die SIM-Karte muss im Vertu Smartphone nicht an Mangel leiden (Bild: Vertu)

Nun plant Uzan laut BBC die Marke Vertu sowie die Technologie und die Lizenzen anderweitig zu nutzen. Wie, ist noch nicht bekannt. Eine Möglichkeit wäre es, Smartphones nicht mehr tatsächlich selbst zu bauen, sondern so wie Konkurrenten im Segment Edel-Handys teure Standard-Modelle zu nehmen und lediglich deren Äußeres zu veredeln. Beobachtern zufolge haben genau diese Firmen, darunter zum Beispiel der russische iPhone-Veredler Feld&Volk, Vertu das Leben schwer gemacht.

Konkurrenten von Vertu im Luxus-Smartphone-Markt wie die russische Firma Feld&Volk bauen keine eigenen Telefone, sondern beschränken sich auf die Veredelung der Modelle anderer Hersteller – vor allem von Apple (Bild: Feld&Volk)

Tipp:Wie gut kennen Sie Nokia? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Redaktion

Recent Posts

IT 2025: IT-Führungskräfte erwarten massiven KI-Ruck

Einsatz von KI-Lösungen wirbelt auch in deutschen Unternehmen die Liste der Top-Technologieanbieter durcheinander.

2 Tagen ago

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

2 Tagen ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

4 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

5 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

5 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

6 Tagen ago