Enterprise Edition der Augmented-Reality-Brille Google Glass vorgestellt
Sie wurde seit zwei Jahren in einem Pilotprogramm mit 50 Unternehmen erprobt. Sie soll nun in Fabriken, bei Monteuren und der Logistik zum Einsatz kommen. Damit geht Google mit der Enterprise Edition von Google Glass dieselben Zielgruppe an wie Firmen, die sich mit Datenbrillen schon länger auf professionelle Anwender konzentrieren.
Die Alphabet-Tochter X hat die Glass Enterprise Edition (EE) nun offiziell vorgestellt. Über die Weiterentwicklung der im Januar 2015 zunächst eingestellten “Explorer”-Variante von Google Glass für gewerbliche Anforderungen war immer wieder einmal spekuliert worden, konkrete Informationen gab es jedoch keine. Erste kommerzielle Anwendungen für Google Glas waren für 2014 angekündigt und wurden vereinzelt auch schon vorgestellt.
Da Google die Consumer-Variante von Google Glass aber im Januar 2015 vom Markt genommen hatte, mussten sich Lösungspartner nach Alternativen umsehen. Die fanden sie zum Beispiel bei Epson, Brother und vor allem bei bei Vuzix. Das US-Unternehmen hatte sich von Anfang an auf die Integration seiner Datenbrille in Unternehmen und Standard-Software konzentriert.
Die nun vorgestellte, für den professionellen Einsatz konzipierte Variante der Augmented-Reality-Brille Google Glass wurde zunächst in einem geschlossenen Pilotprogramm von über 50 Unternehmen in unterschiedlichen Branchen im Praxiseinsatz erprobt. Daran haben etwa Monteure von GE Aviation teilgenommen, die sie beim Zusammenbau und der Reparatur von Flugzeugmotoren nutzten. Auch Boeing, Volkswagen und DHL gehörten zu den Testkunden.
AGCO, amerikanischer Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen und ein weiterer Teilnehmer des Testprogramms, konnte Arbeitsabläufe durch den Einsatz von Google Glass eigenen Angaben zufolge 25 bis 30 Prozent verkürzen, indem Mitarbeitern damit benötigte Informationen bei der Arbeit im Sichtfeld eingeblendet wurden. DHL erprobte die Glass Enterprise Edition bei der Kommissionierung im Lagerhaus. Auch hier ist der Test erfolgreich verlaufen. Das Unternehmen denkt nun darüber nach, die Datenbrille in weltweit 2000 Lagerhäusern einzuführen.
Für den neuen Anlauf in Unternehmen wurde die Hardware von Google Glass robuster ausgeführt und mit einem schnelleren Prozessor, einem leistungsfähigeren Akku sowie einem zuverlässigeren WLAN-Modul ausgerüstet. Außerdem löst die verbaute Kamera nun acht statt wie zuvor fünf Megapixel auf. Zudem lässt sich die als Glass Pod bezeichnete Elektronik vom Rahmen lösen. Sie kann dann kann auch an anderen Brillengestellen oder für den Arbeitseinsatz konzipierter und zertifizierter Sicherheitsausrüstung befestigt werden.
Die in den USA allgemein verfügbare Explorer Edition von Google Glass wurde im Januar 2015 vom Markt genommen. Das Produkt hatte kontroverse Diskussionen ausgelöst. Insbesondere die nach vorn gerichtete Kamera vermittelte vielen Menschen durch die sich daraus ergebenden Möglichkeiten das Gefühl konstanter Überwachung. Außerdem wurde die ständige Nutzung in Alltag zum Beispiel als Gefahr am Steuer gesehen oder war in vielen Bereichen komplett unerwünscht.
Virtual und Mixed Reality in der Arbeitswelt
Den Möglichkeiten ist eine Studie von Deloitte, Fraunhofer FIT und Bitkom nachgegangen. Deren Autoren sehen enormes Potenzial, warnen aber auch vor überzogenen Erwartungen. Der eco Verband hält zugleich das Feld Augmented Reality für unterschätzt.
Den zahlreichen Abgesängen auf das Produkt trat Chairman Eric Schmidt allerdings schon kurz nach der Abkündigung entgegen. In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagt er damals “Das ist eine große, grundlegende Plattform für Google. Wir haben das Explorer-Programm beendet, und die Presse hat das darauf reduziert, dass wir das gesamte Projekt einstellen, was nicht wahr ist. Bei Google geht es darum, Risiken einzugehen, und wenn wir Glass nun verbessern, deutet das in keiner Weise darauf hin, dass wir es einstellen.”
Schmidt bezeichnete Google Glass damals als ein langfristiges Projekt. “Das ist, als ob man das selbstlenkende Auto eine Enttäuschung nennt, nur weil es mich jetzt noch nicht herumfährt. Solche Dinge brauchen Zeit.” Komplett aufgegeben hat die Google-Mutter Alphabet damit offenbar auch die für Verbraucher gedachte Version von Glass noch nicht. Konkrete Pläne dafür sind aber nicht bekannt.
[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]