Mehr oder weniger “überfallartig” hat SAP auf der Sapphire im Mai die Digitalisierungsplattform Leonardo vorgestellt. Fakt ist aber, dass SAP im Bereich IoT nicht bei Null startet, auch wenn das Lenoardo-Porfolio für die Branche eher unerwartet kam. Für Frank Niemann Vice-President Software & SaaS Markets bei der CXP Group, ist es aber eine positive Überraschung.
“SAPs jüngste Produktvorstellungen sind umfangreich”, so Niemann gegenüber silicon.de. Ihm zufolge startet SAP nicht auf der grünen Wiese, denn rund um IoT, Edge-Analytics oder aus anderen Bereichen gibt es tatsächlich schon viele SAP-Technologien und -Produkte, die sich auch für Digitalisierungsprojekte und IoT eignen.
Niemann kann hier durchaus Potenzial erkennen. “Ist es ambitioniert, was SAP da vorstellt? Ja, definitiv!” Doch Niemann dämpft auch gleich überzogene Erwartungen: “Das Angebot ist keinesfalls perfekt. Es ist zwar schon vieles vorhanden, aber das Ganze muss noch reifen”, schränkt Niemann im Gespräch mit silicon.de ein.
Andere Anbieter wie IBM, Microsoft oder auch Siemens, GE oder Bosch waren deutlich schneller damit, Produkte, Plattformen oder Services auf den Markt zu bringen, die dediziert auf IoT und Digitalisierung abzielen.
Doch: “Der Markt entsteht gerade erst”, so Niemann. “SAP ist da spät dran, das braucht man nicht von der Hand zu weisen.” Doch SAP ist dem Software-Experten Niemann zufolge auch kein Infrastrukturanbieter.
SAP betrete diesen noch jungen Markt mit einer anderen Historie als die meisten Marktbegleiter, zum Beispiel Microsoft mit Azure oder IBM mit Bluemix. Bisher habe sich SAP darauf konzentriert, Kernprozesse des Unternehmens abzubilden. Hier habe SAP definitiv auch die größten Stärken.
Ungeahnte Möglichkeiten bietet das Internet der Dinge. Beinahe jede Branche kann davon profitieren. Die großen Anbieter gehen diesen Riesenmarkt mit jeweils ganz eigenen Ansätzen an. Wir stellen die wichtigsten vor.
Nun versuche SAP – vom Backend kommend – das bestehende Portfolio weiter zu entwickeln und eben auch IoT-Devices und Edge-Systeme mit einzubinden. Dieses “Bindeglied will SAP nun mit Leonardo bereit stellen”, so Niemann weiter. Statt wie bisher diese Umsatzmöglichkeiten anderen zu überlassen, versuche SAP mit eigen umfangreichen Lösungsangeboten zu Punkten.
Doch es dürfte für die Walldorfer noch um mehr gehen: Denn durch das Lenoardo-Portfolio kann SAP auch eigene Angebote wie SAP HANA oder die SAP-Cloud-Plattform pushen.
Die Entwicklung von SAP-Leonardo-basierten Anwendungen als Ergänzung zu ERP-Backends ist wohl ein wichtiger Bereich der SAP-Strategie. Doch Niemann verweist auch noch auf einen weiteren Aspekt: SAP vermarktet die Digital Supply Chain als eine Kombination aus Anwendungen und SAP Leonardo, um IoT-Daten für Logistikprozesse zu verwenden.
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SAP hat mit der gesamten Prozesslogik und den Stärken im Backend einen Vorteil gegenüber Mittbewerbern, die vor allem Infrastruktur anbieten. Doch diese Wettbewerber sind zugleich auch Partner.
Technologisch sei Leonardo auch etwas ganz anderes, als das, was SAP bisher gemacht hat. “Es handelt sich hier weder um ABAP noch um ein weiteres ERP-Modul.” Aber durch diese neuen Bindeglieder sollen die SAP-Anwender für sich weiter entwickeln können, die heute in vielen Bereichen mit Predictive Maintenance oder anderen Projekten für die Prozessoptimierung starten.
Wirklich spannend, und darin sind sich SAP und Niemann einig, wird es für die Anwender aber dann, wenn aus IoT echte Digitalisierung wird, wenn auf Basis dieser Daten nicht nur Prozesse optimiert, sondern ganze neue Geschäftsmodelle entworfen werden. An diesem Geschäftspotenzial will und muss auch SAP teilhaben. Deshalb ergänzt der Anbieter das umfangreiche Portfolio an Geschäftsapplikationen durch SAP Leonardo ergänzt.
Ob sich SAP hier durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Bislang nennt SAP als Erfolgsstorys große Anwender. Doch auch der Mittelstand habe “eindeutig” Bedarf nach solchen Lösungen.
Da sieht Niemann aber auch die Notwendigkeit seitens SAP, mittelstandstaugliche Preismodelle anzubieten, damit die Produkte in Reichweite der Anwender kommen. Denn die haben häufig nicht die Ressourcen für teure Lösungen. Aber ihnen fehlt auch die Personaldecke und die Expertise, IoT-Projekte selbst umzusetzen.