Cisco hat die vollständige Übernehme von Springpath für rund 320 Millionen Dollar angekündigt. Springpath wurde 2012 in Sunnyvale in Kalifornien gegründet. Laut Rob Salvagno, VP Corporate Business Development bei Cisco, steht der Netzwerkausrüster mit den Springpath-Gründern Mallik Mahalingam und Krishna Yadappanavar bereits seitdem in Kontakt. 2015 hat der US-Konzern sich dann im Zuge einer Serie-C-Finanzierungsrunde an Springpath beteiligt, seit Anfang 2016 arbeitete er für die damals vorgestellte Produktreihe HyperFlex mit ihm zusammen.
Springpath, das sich für sein Angebot stark auf VMware stützt und eng mit VMware zusammenarbeitet, hat sich seit 2015 offenbar weitgehend auf die Zusammenarbeit mit Cisco konzentriert. Zumindest wurden seit damals keinerlei neue Partnerschaften mehr angekündigt, auch der Ausbau des eigenen Vertriebsnetzes stagnierte und mit Produktneuheiten hielt man sich ebenfalls zurück. Die technische Integration mit Cisco dürfte daher kaum ein Problem darstellen.
Laut Liz Centoni, Leiterin von Ciscos Computing Systems Product Group, in die Springpath eingegliedert wird, soll die Integration noch im laufenden Quartal abgeschlossen werden. Sie soll helfen, einen “Sprung nach vorne” zu machen, sei ein strategisch bedeutsamer Baustein in Ciscos-Rechenzentrumsportfolio und Teil der Cisco-Strategie, verstärkt auf Software-basierende Lösungen zu setzen. Bereits jetzt setzten weltweit über 1800 Kunden die Cisco-Hyperkonvergenz-Lösung HyperFlex ein.
Mit seinem – zusammen mit Springpath entwickelten – Ansatz sieht sich Cisco besonders bei hohen Anforderungen an ein HCI-System gut aufgestellt. Es eigne sich auch für den Betrieb von Kernsystemen und lasse sich zusammen mit anderen Bestandteilen aus dem Cisco-Portfolio zudem einsetzen, um Vorteile hyperkonvergenter System auch in Zweigstellen und Niederlassungen nutzbar zu machen. Springpath trägt dazu vor allem ein verteiltes Dateisystem bei.
Für Cisco-Kunden ändert sich durch die Übernahme voraussichtlich nicht viel. Wichtig sein wird sie vor allem für Cisco, das so sicherstellen kann, dass eine für das Unternehmen wichtige Technologie nicht anderen in die Hände fällt.
Für Cisco ist der Kauf von Springpath Teil des Umbaus seines Geschäftsmodells und der Verlagerung der Aktivitäten auf Software. Im Zuge dieser Maßnahmen hat das Unternehmen dieses Jahr bereits den SD-WAN-Spezialisten Viptela für 610 Millionen Dollar übernommen und vor allem Anfang des Jahres für 3,7 Milliarden Dollar AppDynamics erworben. Auch die Zukäufe MindMeld, Anbieter einer AI-Plattform für Firmen aus San Francisco für 125 Millionen Dollar sowie der Kauf, des Analytics-Spezialisten Saggezza. In weiterem Sinne kann auch der Kauf des Forensik-Spezialisten Observable Networks, der seine Dienste im SaaS-Modell anbietet, dazu gerechnet werden.
Weniger Komplexität, einheitlicher Einkauf, vorintegrierte und aufeinander abgestimmte Komponenten sowie weniger Sorgen und Kosten beim Betrieb durch Abstraktion und Automatisierung, das versprechen die Anbieter "hyperkonvergenter Systeme". Im silicon.de-Special finden sie aktuelle Nachrichten und umfassende Hintergrundartikel zu dem Marktsegment.
Bis sich der Umbau allerdsing auch bei Umsatz und Gewinn positiv bemerkbar macht, wird es noch eine Weile dauern. Die kürzlich vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 weisen vor allem Rückgänge in klassischen Cisco-Kernsegmenten aus (Sichtung und Routing). Im Geschäftsjahr 2017 hat Cisco einen Umsatz von 48 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Das waren 2 Prozent weniger als im Geschäftsjahr 2016. Der Gewinn ging um 11 Prozent von 10,7 Milliarden Dollar auf 9,6 Milliarden zurück. Für das kommende Quartal rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von 3 Prozent.