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Checkliste: Der Go-live im E-Commerce

Wenn der Go-live eines E-Commerce-Projekts näher rückt, ist meist noch vieles zu bedenken und zu entscheiden. Leider fallen diese letzten Vorbereitungen in eine Zeit, in der erfahrungsgemäß der Stresslevel ohnehin steigt. Da wird schnell noch Content für die Site nachgeliefert, das Frontend benötigt letzte Detailanpassungen, und vielleicht ist es sogar noch nötig, schnell weitere Bezahlarten zu integrieren und Cross-Selling-Regeln zu verfeinern. Kurz: In der Zeit vor dem Livegang herrscht meist maximale Hektik.

Alexander Steireif, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Consultant E-Commerce beim Magento Enterprise Solution Partner netz98 (Bild: netz98)

Leider steigt dadurch die Gefahr, dass das eine oder andere grundlegende To-do in den Hintergrund gerät. Die folgende Checkliste will dazu beitragen, dass genau das nicht passiert. Sie soll die Qualitätssicherung vor dem Go-live des E-Commerce-Projekts unterstützen. Diese Liste stellt die unverzichtbaren Basics im Rahmen von sechs Aufgabenkomplexen dar. Sie erhebt dabei natürlich nicht den Anspruch, absolut alles abzudecken. Denn E-Commerce Projekte sind meist sehr komplex, und die genauen Anforderungen unterscheiden sich immer von Projekt zu Projekt. Dennoch kann Ihnen diese Checkliste dazu dienen, die grundlegenden Anforderungen im Auge zu behalten – auch in der hektischen Zeit vor dem Go-live.

Spielen Sie Testfälle durch

Sich mit Testfällen auseinanderzusetzen und sie durchzuspielen, ist im Grunde eine Aufgabe, die man sehr früh und deutlich vor dem Livegang des E-Commerce Projekts angehen muss. Dennoch: Es ist unverzichtbar, zu eruieren, ob Ihre Kunden die Funktionen auch so nutzen können wie beabsichtigt.

  • Arbeiten Sie die verschiedenen Testfälle für das Frontend und das Backend aus. Die höchste Priorität haben dabei die Workflows und USPs, die für die intendierten Kunden am wichtigsten sind.
  • Spielen Sie diese definierten Testfälle dann durch, sei es mithilfe von Crowdtesting-Anbietern wie Testbirds oder auch intern. Protokollieren Sie die Ergebnisse. So gewinnen Sie einen Überblick darüber, welche Anpassungen noch nötig sind.

Validieren Sie Ihr Frontend

Womit Ihre Kunden nach dem Livegang zuallererst interagieren, ist natürlich das Frontend. Gerade hier können sich Pannen als fatal für Ihr E-Commerce-Projekt erweisen.

  • Prüfen Sie darum Ihr Frontend auf Basis des W3C Validators und nehmen Sie gegebenenfalls Anpassungen vor.
  • Integrieren Sie die Google Webmaster Tools und prüfen Sie die Verbindung Ihres Frontends zu Google.
  • Ebenso sollten Sie Google Analytics integrieren und Integrations-Checks durchführen.
  • Überprüfen Sie die HTML-Markups – hat wirklich jedes Bild ein Alt-Attribut?
  • Erstellen Sie eine XML-Sitemap und hinterlegen Sie sie in den Google Webmaster Tools.
  • Prüfen Sie die Seite auch mithilfe der Google PageSpeed Insights und nehmen Sie zur Geschwindigkeitssteigerung gegebenenfalls die erforderlichen Anpassungen vor.
  • Auch ein Performance-Test Ihres Livesystems ist unabdingbar. Als Faustregel gilt, dass die Seitenladezeit weniger als zwei bis drei Sekunden betragen sollte.
  • Am Schluss ist eine finale Prüfung sinnvoll, ob an manchen Stellen des Frontends nicht vielleicht doch zu große Bilder (mit mehr als 500 KB) verwendet wurden. Falls ja, müssen diese vor dem Livegang natürlich noch heruntergerechnet werden.

Das Live-System vorbereiten

Auch der Übergang vom Test- zum Live-System birgt noch sehr viele Fallstricke – teils inhaltlicher, teils technischer Natur –, die man unbedingt im Blick haben sollte.

  • Testkunden, die noch in Ihrem System sind, müssen vor dem Livegang selbstverständlich gelöscht werden.
  • Dasselbe gilt für Testbestellungen: Auch die müssen Sie vor dem Go-live entfernen.
  • Sind noch Rechnungen, Lieferscheine und Gutschriften im System? Bitte ebenfalls löschen!
  • Rechnungs-, Bestell- und Lieferscheinnummernkreise sind ebenfalls zu prüfen – und brauchen gegebenenfalls einen Reset.
  • Zudem gilt es, CSS- und JS-Dateien zusammenzuführen – mit anschließendem Funktions-Check.
  • Nehmen Sie sich auch Zeit für einen manuellen Test, ob das Caching auf dem Live-System problemlos funktioniert, insbesondere wenn ein Webbeschleuniger wie Varnish verwendet wird. Prüfen Sie, ob Besucher nicht vielleicht doch falsch gecachte Informationen erhalten.
  • Testen Sie, ob von Ihrer Seite aus alle relevanten E-Mails an Kunden problemlos versendet werden: Bestellbestätigungen, Rechnungen, Passwort-vergessen- Mails etc.
  • Checken Sie, ob tatsächlich alle URLs “suchmaschinenfreundlich” erzeugt werden. Stellen Sie dabei sicher, dass in Ihren URLs beispielsweise keine Endungen wie “/index.php” auftauchen.
  • Führen Sie innerhalb der Live-Umgebung – also für den Shop und Drittsysteme – ein vollständiges und inhaltliches Schnittstellen-Testing durch. Es ist sinnvoll, dass Sie die Ergebnisse dieser Tests genau protokollieren.
  • Wenn Sie ein Favicon hinterlegen möchten, damit Ihre Seite in Browser-Favoritenlisten mit Ihrem kleinen Logo erscheint, sollten Sie sicherstellen, dass das Favicon vom Live-System auch geladen wird.
  • Prüfen Sie, ob Canonical URLs aktiv sind und verwendet werden – damit beispielsweise Suchmaschinen Ihre Originalinhalte finden und anzeigen, statt auf Duplicate Content zu verweisen.
  • Last but not least: Auch Meta Descriptions sind für Sie wichtig. Prüfen Sie darum, ob wirklich bei allen CMS-Seiten, Kategorien und Produkten sinnvolle Meta Descriptions hinterlegt sind – und ob sie auch korrekt ausgegeben werden. Zudem sollten Sie Dopplungen in Ihren Seitenbeschreibungen unbedingt vermeiden.

Rechtliche Fragen

Wenn Sie in Ihrem E-Commerce Projekt nur die technische Funktionsfähigkeit und Handhabbarkeit prüfen, greift das natürlich zu kurz. Rechtssicherheit ist für Ihr E-Commerce Engagement genauso unverzichtbar.

    • Es ist daher eine gute Idee, wenn Sie sich an juristische Profis wenden. Lassen Sie ruhig Ihr Gesamt-System durch eine spezialisierte Anwaltskanzlei final abnehmen.
    • Einige Standards können Sie auch selbst checken. Etwa ob AGB, Datenschutzerklärung und Widerrufsrecht an den jeweils erforderlichen Stellen hinterlegt und für den Kunden abrufbar sind, etwa im Footer auf der Seite oder in der Bestellbestätigung.

Sicherheit und Funktion

Wenn alles wie geplant zu funktionieren scheint und rechtlich einwandfrei ist, bleibt noch die Frage nach der Sicherheit. Hier können Ihnen einige Tipps helfen, unliebsame Überraschungen nach dem Livegang zu vermeiden.

        • Eine erste Maßnahme besteht immer darin, die Standard-URL des Administrationsbackends zu ändern. Eine Endung wie „/admin“ macht es unautorisierten Zugriffen unnötig leicht.
        • Auch alle Passwörter sollten Sie vor dem Go-live aktualisieren beziehungsweise zurücksetzen.
        • Checken Sie, ob Bilder, speziell in den CMS-Seiten, nicht doch noch vom Testsystem oder von falschen URLs ausgeliefert werden.
        • Aktivieren Sie die SSL-Verschlüsselung – auch bekannt unter ihrem moderneren Namen: Transport Layer Security (TLS).
        • Und schließlich sollten Sie vor dem Go-live all Ihre Payment-Methoden prüfen, indem Sie mit realen Daten reale Produkte bestellen. Nur dieser Test ist so wirklichkeitsnah wie möglich.

Die Stakeholder informieren

Der letzte Themenkomplex, mit dem Sie sich für einen reibungslosen Livegang – und im Sinne der Kosteneffizienz Ihres Projekts – beschäftigen müssen, ist es, rechtzeitig alle Stakeholder zu informieren. In der Praxis hat sich dabei das folgende Vorgehen bewährt.

            • Spätestens einen Monat vor dem Go-live ist es soweit: Der Projektleiter sollte all jene Mitarbeiter auf Kunden- und Agenturseite informieren, die für die technische Basis, den Betrieb und die Qualitätssicherung des Shops verantwortlich sind – etwa in der IT und im Qualitätsmanagement. In einem gemeinsamen Termin wird dann geprüft, ob wirklich alle Fragen und Aufgaben zu Hosting und Infrastruktur abschließend geklärt sind. Ist das Livesystem bereit? Sind alle Zertifikate vorhanden? Sind SSL und VPN richtig eingerichtet?
            • Der nächste Schritt schließt sich dann spätestens eine Woche vor dem Livegang an. Nun heißt es für Sie, wirklich jeden Stakeholder in Ihrem E-Commerce-Projekt darüber zu informieren, dass der Go-live unmittelbar bevorsteht. Glückwunsch: Die Ziellinie ist jetzt in Sicht!
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