Verbraucherschützer bemängeln Datenschutz bei Online-Dating-Sites
Die Kritik basiert auf der Auswertung mehrerer Hundert Beschwerden über Online-Dating-Plattformen. Neben dem lockeren Umgang mit dem Datenschutz liegen vor allem Beschwerden über Fake-Profile mit frei erfundenen Daten sowie untergeschobene Verträge und Abofallen vor.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat vor Abzocke, Fake-Profilen und mangelhaftem Datenschutz bei Online-Dating-Portalen gewarnt. Ihre Kritik gründet sich auf die umfassende Auswertung von 307 Beschwerden, die innerhalb eines Jahres von den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen gemeldet wurden. Dabei kristallisierten sich diese drei Themenbereich als besonders problematisch heraus. Mehrere, namentlich nicht genannte Anbieter, wurden bereits abgemahnt. Außerdem laufen Untersuchungen zu weiteren, möglicherweise problematischen Aspekten des Marktes.
“In teilweise haarsträubenden Formulierungen räumen sich Portalbetreiber in ihren Geschäftsbedingungen etwa das Recht ein, unter dem Namen des Kunden Nachrichten zu schreiben. Das sehen wir sehr kritisch und rufen Verbraucher zu Vorsicht und Wachsamkeit bei der Nutzung dieser Portale auf”, sagt Susanne Baumer, Teamleiterin beim Marktwächter Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Bayern, in einer Pressemitteilung.
Manche der aufgrund der Verbraucherbeschwerden überprüften Portale behalten sich vor, Daten von Nutzern weiterzugeben oder auf anderen Webseiten zu veröffentlichen. Einer der Anbieter räumt sich sogar das Recht ein, die Daten erst sieben Jahre nach Vertragsende zu löschen.
Fragwürdig sind auch die Praktiken und Angaben vieler Portale in Bezug auf die tatsächliche Anzahl dort zu kontaktierender Personen. Neben zahlreichen inaktiven aber nicht gelöschten Nutzern finden sich auch viele Fake-Profile und sogenannte Love-Scammer – die moderne Form der Heiratsschwindler.
Besonders warnen die Verbraucherschützer vor sogenannten moderierten Diensten. Was zunächst einmal Seriosität und Service suggeriert, führt oft lediglich zu höheren Kosten: Denn Mitarbeiter dieser Angebote verleiten Nutzer den Erfahrungen der Verbraucherzentrale zufolge teilweise mit frei erfundenen Profilen, möglichst viele Kontakte aufzurufen. “Hier geht es nach unserer Einschätzung ausschließlich darum, die Umsätze der Portalbetreiber zu erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit echter Kontakte ist äußerst gering”, so Verbraucherschützerin Baumer weiter.
Bei einigen Anbietern werden zudem aus Probe-Abos ohne weitere Information kostenpflichtige Premium-Abos. Außerdem erschweren viele Portalbetreiber Kunden offenbar die Kündigung, ignorieren sie ganz oder treiben unberechtigte Forderungen durch Inkassobüros ein. Ein in den über 300 ausgewerteten Verbraucherbeschwerden ebenfalls regelmäßig widerkehrendes Problem mit Dating-Portalen sind überhöhte Ersatzforderungen beim Widerruf des Vertrags.
Ebenfalls problematisch: Vergleichsportalen für Flirt- und Single-Börsen
Die Verbraucherschützer gliedern den Markt für Dating-Portale in drei Kategorien: Partnervermittlungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass das Portal potenzielle Partner vorschlägt, Singlebörsen, bei denen Interessenten selbständige in den angelegten Profilen suche können, sowie Erotikportale, die sich auf die Vermittlung von unverbindlicheren Kontakten konzentrieren.
Bevor sich Nutzer für eines der Angebote entscheiden oder registrieren, suchen sie oft in Vergleichsportalen für Flirt- und Single-Börsen nach Orientierung. Die ist dort aber nur bedingt zu finden, wie die Verbraucherzentrale NRW bereits im vergangenen Jahr bereits gewarnt hat: Viele Vergleichsportale seien in erster Linie an einem Vertragsabschluss ihrer User mit einer Single-Börse interessiert, weil sie dann eine Provision kassieren. Ehrliche Bewertungen suche man daher in der Regel vergeblich.