HP hat die im September 2016 angekündigte Übernahme des Samsung-Druckergeschäfts nun abgeschlossen. Der Wert der Transaktion beläuft sich auf 1,05 Milliarden Dollar. Sie hat etwas länger gedauert als die ursprünglich anvisierten zwölf Monate. Dafür ist wahrscheinlich die erst Anfang Oktober und damit etwas verspätet erfolgte Zustimmung der chinesischen Aufsichtsbehörden verantwortlich.
Die hatten der Transaktion nur unter einigen Auflagen zugestimmt. Die betreffen vor allem den Bereich der A4-Laserdrucker. Über die Aktivitäten in dem Segment muss HP in China nun halbjährlich berichten. Außerdem darf es sich in keiner Forma an anderen Herstellern derartiger Produkte beteiligen. Gravierender dürfte aber sein, dass HP auch die Kompatibilität seiner Drucker zu Produkten von Drittanbietern nicht einschränken und vor allem in seinen Werbekampagnen nicht behaupten darf, dass seine Produkte nicht zu Verbrauchsmaterialien von dritten kompatibel sind.
Mit den Einschränkungen dürfte HP aber leben können. Denn eigenen Aussagen nach geht es dem US-Konzern bei der Übernahme der Samsung-Sparte vor allem darum, schnell und nachhaltig in das A3-Segment vorstoßen zu können. Hier will man den Kopiererherstellern aggressiv Konkurrenz machen. Dabei sollen auch die rund 6500 von Samsung mit erworbenen Patente im Druckerbereich sowie die bislang bei Samsung beschäftigten beinahe 1300 Forscher und Ingenieure mit Kompetenz in Lasertechnologie, Abbildungselektronik, Verbrauchsmaterialien und Zubehör beitragen, die HP in seine Belegschaft aufnehmen will.
HP hatte bereits im Frühjahr 2016 mit langem Vorlauf und viel Aufwand entwickelte Office-Drucker mit PageWide-Technologie vorgestellt. Sie zeichnen sich durch einen seitenbreiten Druckkopf aus und erreichen dadurch die für tintenbasierende Geräte hohe Druckgeschwindigkeit von bis zu 55 Seiten pro Minute. Dank der vielfältigen Optionen für das Papiermanagement sind sie durchaus auch für den Einsatz in größeren Umgebungen geeignet. Kurz nach der Ankündigung der Übernahme der Samsung-Sparte hatte das US-Unternehmen im vergangenen Jahr ein umfassendes Portfolio an A3-MFP mit der Technologie präsentiert.
Die Parallelität der Ereignisse sorgte für etwas Verwunderung. Schließlich schien im Vorfeld die Entwicklung der PageWide-Technologie immer als Bemühen, sich mit Tintentechnologie gegenüber Laserdruckern – und da dem schärfsten Konkurrenten Samsung, der ausschließlich darauf setzte – behaupten und ihnen im Projektgeschäft in Unternehmen ernsthaft Konkurrenz machen zu können. Der Kauf von Samsungs-Druckersparte, die sich bereits in den beiden Jahren zuvor verstärkt dem A3-Segment zugewandt und erheblich aufgerüstet hatte, um den Kopiererherstellern Paroli bieten zu können, erschien daher letztendlich auch als Eingeständnis, dass die PageWide-Technologie Laserdrucker doch nur bis zu einem gewissen Grad ablösen kann.
Epson zum Beispiel sieht dies anders und will mit den zur CeBIT vorgestellten Geräten WorkForce Enterprise WF-C20590 und WorkForce Enterprise WF-C17590, die ebenfalls einen seitenbreiten Druckkopf verwenden, bis zu 100 respektive 75 DIN-A4 Seiten pro Minute in Farbe bedrucken. Beide Modelle können Formate bis hin zu SRA 3 bedrucken und bis zum Format DIN A3 kopieren.
HP betont anlässlich der Abschlussmeldung zur Übernahme vor allem die Vielfalt und Breite des nun verfügbaren Portfolios. Der Konzern stellt bereits eine nächste Generation von PageWide-Technologien in Aussicht, will also offenbar daran festhalten. Außerdem plant er vor allem im Bereich Managed Print Services und Managed Document Services zu wachsen. Die da seiner Ansicht nach gefragten nutzungs- und verbrauchsabhängigen Angebote sollen sich durch die mit dem integrierten Geräte-Portfolio von HP und Samsung möglichen, vielfältige Wahlmöglichkeiten, hohe Verlässlichkeit und Verfügbarkeit bei geringen Betriebskosten und günstigem Farbdruck am Markt gegenüber den Angeboten der Kopiererhersteller durchsetzen.
Das Fiskaljahr 2017 endete bei HP Inc Ende Oktober. Der Finanzbericht für das 4. Quartal 2017 kann daher ab Mitte November erwartet werden. In ihm sollen sich dann auch zusätzliche Angaben zur erwarteten Entwicklung der neu formierten Druckersparte finden.
Im dritten Quartal des HP-Geschäftsjahres 2017 entfiel auf die zwar nur gut ein Drittel des Umsatzes von insgesamt rund 13,1 Milliarden Dollar, dafür trug sie aber zum Gesamtgewinn von 1,1 Milliarden Dollar 72 Prozent bei. Die Sparte Personal Systems, in der Desktops, Notebook und andere Rechner zusammengefasst sind, konnte mit einer Betriebsmarge von 3,7 Prozent bei einem Umsatz von über 8,4 Milliarden Dollar lediglich 313 Millionen Dollar zum Gesamtgewinn beitragen.
Vom Umsatz der HP-Druckersparte entfielen 13 Prozent auf das Geschäft mit Consumer-Hardware, 21 Prozent auf das Geschäft mit Hardware für Firmenkunden und 66 Prozent auf das Geschäft mit Verbrauchsmaterial. Durch die Übernahme der Samsung-Druckersparte soll in erster Linie das Geschäft mit Firmenkunden insgesamt angekurbelt werden.
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