Das für das Unternehmen zuständige New Yorker Insolvenzgericht hat den von Avaya vorgelegten Restrukturierungsplan genehmigt. Wie der Anbieter von Telefonie- und Unified-Communications-Produkten mitgeteilt hat, hofft er auf dieser Grundlage die laufende Restrukturierung bis Ende des Jahres abschließen zu können. Richtig angefangen hatte sie im Januar 2017, als Avaya aufgrund anhaltender Schwierigkeiten in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt hatte.
Das Unternehmen hat dann immer noch über 2,9 Milliarden langfristiger Verbindlichkeiten und rund 300 Millionen Dollar vorrangiger, kurzfristig zu tilgende Schulden. Immerhin konnte damit der Schuldenberg von zuvor rund 6 Milliarden Dollar nahezu halbiert werden. Durch die neue Kapitalstruktur muss Avaya im kommenden Jahr rund 200 Millionen Dollar weniger für Zinszahlungen ausgeben als noch 2016.
Im Zuge der Restrukturierung verkaufte Avaya sein klassisches Netzwerkgeschäft wie im Frühjahr geplant im Sommer an Extreme Networks. Das übrige Geschäft wurde auch währen des Umbaus weiterbetrieben. So wurde beispielsweise das Channel-Programm umgebaut und auf die neu formulierte Ausrichtung der Firma auf Cloud und Services angepasst.
Außerdem konnte das US-Unternehmen auch in den vergangenen Monaten immer wieder die Gewinnung prominenter Kunden bekannt geben. In Deutschland war das etwa ein Vertrag über 60 Millionen Dollar mit Bosch. Weltweit bekommen dafür 160.000 Mitarbeiter des deutschen Unternehmens von Avaya in den kommenden fünf Jahren diverse Kommunikationslösungen.
Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.
Ende Oktober hatte Avaya die vorläufigen Ergebnisse für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2017 vorgelegt. Ihnen zufolge wurde in dem Ende September zu Ende gegangenen Dreimonatszeitraum ein UMsatz zwischen 787 und 791 Millionen Dollar erwirtschaftet. Das angepasste EBITDA liegt voraussichtlich zwischen 225 und 230 Millionen Dollar, was einem Anteil von 28,4 respektive 29,2 Prozent am Umsatz entspräche. Die endgültigen Zahlen sollen im Dezember folgen.
Avaya wurde 2000 als Spin-Off von Lucent Technologies gegründet. Im Zuge einer Transaktion im Wert von 8,2 Milliarden Dollar kam es 2007 in den Besitz der Investoren Silver Lake und TPG Capital. Der an Extreme Networks verkaufte Netzwerkbereich umfasste vor allem Ethernet-Switches, Technologie für Software Defined Networking (SDN), Zugangskontrolle und WLAN-Ausrüstung.
Avaya und Extreme Networks arbeiteten in dem Bereich schon seit 2003 eng zusammen. Damals hatte Avaya die Entwicklung und Vermarktung seiner Switch-Reihe Cajun auslaufen lassen und wurde in der Folge zum Wiederverkäufer von Netzwerkprodukten von Extreme Networks. 2009 sollte der Avaya-Netzwerkbereich dann durch den Kauf der LAN-Sparte von Nortel Networks für rund 900 Millionen Dollar wiederbelebt werden. Die mit dem Kauf verknüpften Hoffnungen erfüllten sich offensichtlich jedoch nicht.