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Uniti stellt das erste IoT-Auto der Welt vor

Zwei Tage nach dem Nikolaustag und damit immer noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2017 kamen die ersten Elektroautos in die schwedischen Media-Markt-Filialen in Stockholm und Malmö. In Malmö laufen seitdem Kunden mit Smartphones und Kameras um das Fahrzeug herum und posten Bilder auf ihren Facebook-Timelines. Staunend berichten sie, was sie gerade sehen – das erste Auto, dass sich bei Design, Antrieb, Konnektivität und Vertrieb an der Idee und den Konzepten von Smartphones orientiert.

“Die Kunden haben das erste Mal die Möglichkeit unser Auto im echten Leben zu sehen, es kennen zu lernen, anzufassen und auch zu bestellen”, sagt Lewis Horne, CEO und Founder von Uniti. Er freut sich über den Coup. “Wir wollen die Logik des Autohandels und der Autohäuser durchbrechen. Denn unsere Kunden interessieren sich weniger für ein Auto – dafür aber für ihr Smartphone, für neue Apps und Systeme und für eine neue Kultur.”

Unitis Elektroauto kam pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in die Media-Markt-Filialen in Malmö und Stockholm. (Bild: Christian Raum)

Allerdings müssen die Interessenten noch mindestens zwei Jahre warten, bis tatsächlich auch ein elektronisches Auto unter dem Weihnachtsbaum steht. “Die Autohersteller verstecken ihre Autos immer bis zum letzten Moment bevor sie ihre Produkte auf den Markt bringen. Wir gehen den umgekehrten Weg. Wir zeigen unser Auto, wir sind laut, wir werden mit unseren Testfahrzeugen durch die Städte fahren und zeigen sie schon jetzt in den Media-Märkten.” 14.900 Euro soll ein Fahrzeug kosten. Die Premium Version möchte Horne für 19.900 Euro anbieten. Die Zahl der Bestellungen läge bei “knapp unter 2000 Fahrzeugen.”

Etwa 100 Kilometer nördlich von Malmö liegt Landskrona. Es ist eine kleine Hafenstadt mit Schloss, Festung und – in wenigen Monaten – auch einer Fahrzeugproduktion. Uniti ist in eine Halle im Industriegebiet gezogen und wird dort die vorgestellten Autos produzieren. Auch hier ist die Vision, voll digitalisiert zu arbeiten. Zwei der größten Partner sind Siemens PLM Software und Kuka Robotics.

Das Auto orientiert sich bei Design, Antrieb, Konnektivität und Vertrieb an der Idee und den Konzepten von Smartphones. (Bild: Christian Raum)

Die Ingenieure hätten nicht nur die Autos komplett auf dem Siemens PLM-System entworfen, berichtet Ola Janson, Direktor bei Siemens PLM Software Nordic. Außerdem hätten sie bereits die gesamte Produktion als digitalen Zwilling im System aufgebaut. Das Frühjahr 2018 werde Uniti nutzen, um diesen digitalen Entwurf in der Halle in Landskrona in die Realität umzusetzen.

Wenn Autohersteller Produktionen aufbauen, müssen die Ingenieure eine ganze Reihe von Vorgaben beachten. Dazu zählen vor allem alte Maschinen und lange eingespielte Prozesse. Eine Produktion, die zu 100 Prozent am Computer entsteht und komplett neu ist, hat es bislang noch nicht gegeben. Umso spannender scheint es für Siemens zu sein, für Uniti die neue, automatisierte Fertigung ohne Altlasten am Computer zu entwerfen.

Laut Hersteller wird das Fahrzeug ab 14.900 Euro kosten und zunächst in Schweden, später dann in der Europäischen Union und in Indien auf dem Markt kommen. (Bild: Christian Raum)

“Das Entscheidende an dem Konzept der digitalen Zwillinge ist, dass wir die Produktion sehr schnell aufbauen können – und das wir sie ebenso schnell replizieren werden”, sagt Janson. Er ist von dem zukünftigen Erfolg seines Partners Uniti überzeugt. Nach dem Produktionsstart für den in Malmö präsentierten Zweisitzer rechnet er mit der Fertigung eines Viersitzers und eines Fünfsitzers.

“Wir werden hier zunächst die Möglichkeiten zur Massenproduktion testen, Prototypen entwickeln und die Fahrzeuge weiter verbessern”, erläutert Horne. Ab 2019 werde die Auslieferung der bestellten Autos beginnen. Im Jahr 2020 würden dann – nach Hornes Plänen – “mehrere tausend unserer Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein.” Die wichtigsten Märkte seien Schweden, die Europäische Union und Indien.

“Das beste Auto für die Welt”

Laut Horne werden alle Fahrzeuge in einer automatisierten Produktion gefertigt. Und Janson zeigt auf dem Monitor des Digitalen Zwillings: Eine lange Reihe von Kuka-Robotern fertigt die Fahrzeuge. Die Simulation läuft in Echtzeit, sie berechnet unter anderem den Energieverbrauch, die Zahl der benötigten Komponenten, die Durchlaufzeit und den täglichen Output.

“Wir wollen nicht mehr die alten, schlechten Jobs von früher”, unterstreicht Horne. Roboter könnten viel besser Fahrzeuge bauen als Menschen. Für Menschen schaffe Uniti “smarte Jobs” – Roboter programmieren, Fahrzeuge designen, mit Big-Data-Systemen die Daten der Kunden auswerten und auf Basis dieser Daten Produkte und Services verbessern.

Nach dem Umzug vom jetzigen Standort vom etwas östlich liegenden Lund nach Landskrona plant Horne die Zahl der Mitarbeiter von 50 auf 100 zu erhöhen. Aber es ist keine Frage: Für einen ambitionierten Autohersteller ist das Unternehmen auch nach einer Verdoppelung der Mitarbeiterzahl sehr, sehr klein.

“Aber wir sind nicht zu klein”, betont Horne. Uniti sei eben nicht Volkswagen. “Wir sind ein kleines Unternehmen, das mit der Unterstützung seiner Partner erfolgreich wird. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern arbeiten mehrere hundert Partner und Investoren an den Fahrzeugen.” Dazu zählen neben Siemens unter anderem auch Nvidia,Tele2, E.ON und Kuka Robotics.

Hornes Versprechen an Mitarbeiter und Partner ist es, dass die Uniti-Autos nicht einfach Fahrzeuge seien – sondern analog zum Smartphone „Maschinen, die das Verhalten der Menschen verändern“. Denn als Startup hat Uniti natürlich auch eine Mission – “Wir wollen nicht das beste Auto der Welt bauen, sondern das beste Auto für die Welt.” Vielleicht war der Tag nach Nikolaus ein Schritt in diese Richtung.


360°-Video: Interview mit Lewis Horne, CEO Uniti

Redaktion

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