Abgenutzte Akkus machen iPhone 6S und 7 langsamer
Wenn ein älteres iPhone plötzlich langsamer läuft, kann das nicht nur an den installierten Apps liegen. Offenbar drosselt Apple die Geräte künstlich, wenn der Akku stark gealtert ist. Dafür gibt es nun Indizien vom Entwickler des Geekbench.
Wenn der Akku eines iPhones weit von seiner ursprünglichen Kapazität entfernt ist, läuft das Gerät langsamer. Teilweise werden die Smartphones wohl auf die Hälfte ihres CPU-Tempos gedrosselt.Dies geht aus Daten hervor, welche Geekbench-Entwickler John Poole veröffentlicht hat.
Er untermauert damitVermutungen aus einer lebhaften Diskussion auf Reddit. Dort beklagten sich zunächst ein Nutzer, dass sein iPhone 6S unerklärlich langsam geworden sei. Nach einem Akkutausch war es so schnell wie gewohnt, davor half auch das Anschließen des Ladegerätes nicht.
Andere Anwender sahen eine Verbindung zu einem früheren Phänomen: Vor iOS 10.2.1 schalteten sich iPhones plötzlich aus, wenn rechenintensive Anwendungen starteten, obwohl noch 40 Prozent oder weniger der Akkukapazität angegeben waren. Dies hatte Apple auch bestätigt.
John Poole hat diese Beobachtungen nun mit einer statistischen Analyse der online von den Anwendern übermittelten Ergebnisse seines Testprogramms Geekbench in Deckung gebracht. Dazu verglich er zunächst die Benchmarkwerte des iPhone 6S unter iOS 10.2.0, 10.2.1 und 11.2.0. In der ältesten Version waren die Messwerte wie erwartet, sie lagen überwiegend bei 2.500 Punkten. Ein Update später gab es mehrere Spitzen, die gleich verteilt waren: bei rund 1.100, 1.400, 1.750 und 2.100 Punkten. Diese Ausschläge wurden mit iOS 11.2.0 noch höher: Es waren also mehr Geräte betroffen. Beim iPhone 7 zeigten sich diese Effekte erst mit iOS 11.2.0. Vermutlich hat Apple eine entsprechende Funktion für dieses Gerät erst mit der jüngsten Version eingeführt.
Offenbar gibt es mit neueren Versionen von iOS also immer mehr Geräte, die langsamer laufen. Pooles Schlussfolgerung, und auch die der Reddit-Nutzer, ist eindeutig: Ist der Akku durch viele Ladezyklen stark abgenutzt, macht Apple die iPhones langsamer. Und zwar nach bisherigem Stand ohne die Nutzer darauf hinzuweisen. Eine Stellungnahme des Unternehmes gibt es dazu bislang nicht.
Naheliegend ist der Verdacht der heimlichen Drosselung. Denn damit könnte Apple kaschieren, dass die Entladekurve der Akkus – wie bei jedem anderen Gerät – nicht linear verläuft. Bei vielen Smartphoneswerden noch beispielsweise 15 Prozent Restkapazität angezeigt, dennoch fährt das Gerät plötzlich herunter. Nachdem Anschließen eines Ladegeräts ist die Kapazität auf null Prozent gefallen. Grund dafürmist, dass die Elektronik der Geräte, insbesondere CPU und GPU, für den Betrieb eine bestimmte Mindestspannung benötigen. Kann der Akku diese nicht mehr liefern, schalten die Geräte sich vorsichtshalber ab, um Datenverlust zu vermeiden.
Solche spontanen Spannungseinbrüche wirken sich besonders stark aus, wenn eine Anwendung mit hoher Last startet. Dann muss der Akku spontan mehr Spannung abgeben als zuvor im Ruhezustand. Darauf reagieren Lithium-Ionen-Zellen und auch andere Bauformen regelrecht empfindlich: Die Spannung kann spontan abfallen.
Da moderne Chips mit einem weiten Spannungsbereich – abhängig vom Takt – arbeiten können, lässt sich der Effekt durch reduzierten Takt abmildern. So scheint das auch Apple zu handhaben. Fraglich ist nur, warum die Nutzer auf diesen Umstand und die einfache Abhilfe durch Akkutausch nicht hingewiesen werden. John Poole meint, dass dahinter auch geplante Obsoleszenz stecken könnte: “Ich brauche ein neues Handy, mein altes ist so langsam.” Wer Kinder hat, kennt diese simple aber falsche Problemanalyse sicher nur zu gut.