US-Regierung will mit Facebooks Hilfe Messenger-Nutzer abhören

Facebook Messenger (Grafik: Facebook)

Es geht um Ende-zu-Ende verschlüsselte Sprachnachrichten. Facebook weigert sich bisher, den Ermittlern bestimmte Konversationen zugänglich zu machen. Dem Social Network zufolge müsste dafür der Code für alle Messenger-Nutzer neu geschrieben werden.

Die US-Regierung will in einer Strafermittlung Facebook zur Zusammenarbeit zwingen. Wie schon im Streit zwischen FBI und Apple geht es um moderne Verschlüsselungstechniken, mit denen angebliche Straftäter ihre Kommunikation vor den Ermittlern verbergen sollen. Konkret fordern die Behörden von dem sozialen Netzwerk den Zugang zu Sprachnachrichten, die per Facebook Messenger ausgetauscht werden, wie die Agentur Reuters berichtet.

Facebook Messenger (Bild: Facebook)Da das Verfahren, mit dem ein Gericht im US-Bundesstaat Kalifornien betraut ist, als geheim eingestuft ist, sind keinerlei Gerichtsunterlagen öffentlich verfügbar. Die drei Quellen sollen jedoch mit dem Verfahren vertraut sein, zu dem in der vergangenen Woche eine mündliche Anhörung stattfand, da Facebook die geforderte Überwachung nicht ausführen will.

Facebook soll argumentiert haben, dass Sprachanrufe per Messenger Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Es habe zudem erklärt, es müsse den Messenger-Code für alle Nutzer umschreiben, um die fraglichen Nachrichten abhören zu können.

Facebook ist zumindest bei einer korrekten Implementierung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung technisch nicht in der Lage, Sprachnachrichten abzuhören. Das kann nur durch eine Hintertür geändert werden. Anders verhält es sich bei Textnachrichten, die zwar auch verschlüsselt übertragen werden, je nach Anbieter jedoch während des Transports entschlüsselt werden, um personalisierte Werbung zu schalten.

Der Ausgang des Rechtsstreits ist dem Bericht zufolge offen. Reuters spekuliert, dass die Regierung ein Urteil zu ihren Gunsten nutzen könnte, um auch andere Anbieter von verschlüsselten Diensten zu zwingen, Daten zu sammeln und den Behörden zu übergeben. Die wiederum stellen sich in der Regel auf die Seite des Datenschutzes, der für viele Anwender ein wichtiges Argument für die Nutzung bestimmter Dienste ist.

Um nahezu dasselbe Thema drehte sich 2016 ein Streit zwischen Apple und dem FBI. Damals ging es um ein gesperrtes iPhone eines Attentäters, der für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich gemacht wurde. In dem Fall gelang es den Ermittlern schließlich, das iPhone – ein älteres Modell – auch ohne Hilfe von Apple zu knacken, woraufhin das Justizministerium seine Klage zurückzog.

Rechtsgrundlage für das Ersuchen der Behörden ist ein US-Gesetz, das Telefonanbieter zwingt, Strafermittlern das Abhören von Telefonverbindungen zu ermöglichen. 2006 entschied ein Berufungsgericht in Washington laut Reuters, dass dieses Gesetz auch für Voice-over-IP-Telefonate gilt. Bisher hätten Ermittler allerdings noch nicht versucht, das Gesetz auf Messaging-Dienste wie Google Hangouts, Signal oder Facebook Messenger anzuwenden, die ebenfalls eine Sprachkommunikation ermöglichen.

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