Tim Berners-Lee stellt Datenschutzkonzept fürs Internet vor
Das Solid genannte Projekt soll die Kontrolle über Daten zurück in die Hände der Nutzer legen. Dafür bedient sich Solid vorhandener Technologien wie HTTP und HTML. Ziel ist es, die Daten von den jeweiligen Anwendungen der Anbieter zu trennen.
Tim Berners-Lee, der als Erfinder des Internets gilt, hat eine neues Open-Source-Projekt namens Solid vorgestellt. Dessen Ziel ist es, Nutzern die Kontrolle über ihre im Internet veröffentlichten und derzeit von Konzernen wie Amazon, Facebook und Google verwalteten Daten zurückzugeben. Dafür soll Solid Nutzern und auch Organisationen helfen, die Daten von den Anwendungen zu trennen, die die Daten verwenden.
“Ich habe immer daran geglaubt, dass das Internet für alle da ist”, schreibt Berners-Lee in seinem Blog. “Aber trotz allem, was wir erreicht haben, hat sich das Web zu einer Maschine der Ungerechtigkeit und Spaltung entwickelt, beeinflusst von mächtigen Kräften, die es für ihre eigenen Zwecke benutzen.” Inzwischen sei ein kritischer Wendepunkt erreicht worden. Änderungen hin zum besseren seien möglich und notwendig.
“Deswegen haben ich in den vergangenen Jahren mit mehreren Personen am MIT und anderswo an der Entwicklung von Solid gearbeitet, einem Open-Source-Projekt, um die Macht des Individuums im Web wiederherzustellen”, ergänzte Berners-Lee. “Solid ändert das aktuelle Modell, beim Nutzer ihre Daten den digitalen Konzernen im Austausch für einen empfundenen Vorteil übergeben müssen. Wie wir alle gemerkt haben, war das nicht in unserem Interesse. Bei Solid geht es darum, das Internet voranzubringen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen – indem jeder von die vollständige Kontrolle über die Daten, egal ob persönliche oder nicht, auf revolutionäre Art zurück erhält.”
Solid beschreibt Berners-Lee als eine Sammlung modularer Spezifikationen, die auf Technologien wie HTTP, REST und HTML aufbauen und diese erweitern sollen. Sie sollen 100 Prozent abwärtskompatibel sein. Außerdem soll jede Spezifikation ein vorhandenes System um neue Funktionen erweitern. Zusammen eingesetzt sollen “aufregende neue Möglichkeiten für Websites und Applikationen bieten”.
Vor allem soll das Web mithilfe von Solid zu einem Raum mit gemeinsamen Lese- und Schreibzugriffen werden, in dem die Kontrolle über die Daten von den Service-Anbietern auf die Nutzer übergeht. Der Datenschutz selbst soll gemäß der Spezifikationen der Web Access Control List verwaltet werden. Dabei handelt es sich um ein dezentrales System, dass Nutzer und Gruppen Zugang zu Ressourcen gibt und in dem Nutzer durch WebIDs identifiziert werden. Nutzergruppen wiederum werden durch die URI einer Gruppe von Nutzern identifiziert. Dadurch kann eine Person, die Mitglied einer Seite ist, auch eine Mitglied einer Gruppe sein, die von einer anderen Seite gehostet wird.
Bisher beschreibt Solid allerdings nur die Rahmenbedingungen für ein neues Internet. Die Entwicklung von Solid soll nun Berners-Lees neues Unternehmen Inrupt vorantreiben.
“Solid Stand als Open-Source-Project vor den üblichen Herausforderungen: Es muss um Aufmerksamkeit ringen und es verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen, um sein ganzes Potenzial zu entfalten. Die Lösung bestand darin, ein Unternehmen zu gründen, das Ressourcen, Prozesse und die benötigten Fähigkeiten einbringt, um das Versprechen von Solid einzulösen”, ergänzte Berners-Lee.