Amazon-CEO Jeff Bezos kündigt Rücktritt an
Er gibt seinen Posten im dritten Quartal ab. Nachfolger ist der Chef der Cloud-Sparte Andy Jassy. Firmengründer Bezos behält als Executive Chairman eine Führungsrolle.
Amazon hat gestern nach Börsenschluss nicht nur die Bilanz für das vierte Quartal 2020 vorgelegt, sondern auch einen Wechsel an der Unternehmensspitze angekündigt. Firmengründer Jeff Bezos tritt im dritten Quartal als Chief Executive Officer zurück und wechselt als Executive Chairman in den Verwaltungsrat. Sein Nachfolger steht bereits fest: Neuer CEO wird Andy Jassy, der derzeit die Geschäfte der Cloudsparte Amazon Web Services leitet.
Die Ankündigung bescherte der Amazon-Aktie im nachbörslichen Handel eine Berg- und Talfahrt. Gegenüber dem Schlusskurs von 3380 Dollar kletterte der Kurs zuerst auf 3425 Dollar, um dann auf 3360 abzustürzen und erneut auf fast 3440 Dollar anzusteigen. Schließlich pendelte er sich bei 3390 Dollar ein, 0,30 Prozent über dem offiziellen Schlusskurs.
“Amazon ist aufgrund von Innovationen, dass, was es ist”, sagte Bezos. “Wir machen gemeinsam verrückte Dinge und machen sie dann zur Normalität. Wir haben Pionierarbeit geleistet mit Kundenrezensionen, 1-Click-Bestellungen, personalisierten Empfehlungen, dem wahnsinnig schnellen Prime-Versand, Just Walk Out Shopping, dem Klimaversprechen, Kindle, Alexa, Marketplace, Infrastructure Cloud Computing und vielem mehr. Wenn Sie sich unsere Finanzergebnisse ansehen, sehen Sie in Wirklichkeit die langfristigen, kumulativen Ergebnisse von Erfindungen. Im Moment sehe ich Amazon so erfinderisch wie noch nie, was einen optimalen Zeitpunkt für diesen Übergang darstellt.”
Jassy arbeitet seit 1997 für Amazon. 2006 übernahm er den Posten des CEO der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS). Sein Name steht für den Aufstieg von AWS zur weltweit größten Anbieter von Cloud-Computing.
Zwar ist der Online-Handel weiterhin die größte Umsatzquelle für Amazon, die Erträge erwirtschaftet jedoch das Cloud-Geschäft. So steigerte das Unternehmen seine Umsatz im vierten Quartal um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden Dollar, der Gewinn erhöhte sich jedoch um mehr als 100 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar oder 14,09 Dollar je Aktie. Analysten hatten mit 7,20 Dollar je Anteilsschein bei Einnahmen von 119,72 Milliarden Dollar gerechnet.
Das Handelsgeschäft spülte 112,8 Milliarden Dollar in Amazons Kasse und generierte damit einen operativen Gewinn von 3,3 Milliarden Dollar. Die Cloudsparte verbuchte indes einen operativen Überschuss von 3,5 Milliarden Dollar aus lediglich 12,7 Milliarden Dollar Umsatz.
Im laufenden ersten Quartal strebt Amazon einen Umsatz von bis zu 106 Milliarden Dollar an, was einem Plus von bis zu 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entsprechen würde. Der operative Gewinn soll um bis zu 62,5 Prozent auf bis zu 6,5 Milliarden Dollar klettern – in der Schätzung sind zusätzliche Kosten durch die Corona-Pandemie von rund 2 Milliarden Dollar enthalten.