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Pentagon zieht umstrittenen JEDI-Cloud-Auftrag zurück

Das US-Department of Defense hat den Joint Enterprise Defense Infrastructure (JEDI) Cloud-Auftrag storniert. Damit endet vorerst auch der Streit um die Vergabe an Microsoft, gegen die sich Amazon und auch Oracle gewehrt hatten. Eigentlich wollte das Pentagon schon 2019 ältere IT-Systeme durch neue Cloud-Dienste ersetzen.

Der Vertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Volumen von 10 Milliarden Dollar war im Oktober 2019 an Microsoft vergeben worden. Die Ausführung wurde jedoch kurz darauf durch ein Klage von Amazon Web Services verhindert. Das Unternehmen behauptete, ausschlaggebend für die Vergabe an Microsoft sei die Feindschaft zwischen dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump und Amazon-CEO Jeff Bezos gewesen.

In der Ausschreibung hatte das Verteidigungsministerium angekündigt, die JEDI-Cloud werde “Enterprise-Level, kommerzielle IaaS (Infrastructure as a Service) und PaaS (Platform as a Service) für das Ministerium und alle Missionspartner für alle Geschäfts- und Missionsoperationen des Ministeriums” bereitstellen. Während der Ausschreibung war allgemein vermutet worden, dass die Amazon-Tochter AWS den Zuschlag erhält. Schließlich reduzierte sich das Bieterfeld auf AWS und Microsoft – Google, Oracle und IBM waren zuvor ausgeschieden.

Im September 2020 bekräftigte das Pentagon schließlich seine Entscheidung, woraufhin AWS erneut von einer “politisch korrumpierten” Entscheidung des damaligen US-Präsidenten sprach. Der Rechtsstreit um die Vergabe verzögerte währenddessen die Ausführung und verhinderte, dass das Verteidigungsministerium wichtige Technologie-Upgrades umsetzen konnte.

Dies nannte das Pentagon auch als einen Grund für die jetzt erfolgte Stornierung des Auftrags. Der Auftrag soll aber auch wegen “sich entwickelnder Anforderungen” und “Fortschritten in der Industrie” neu ausgeschrieben werden.

“JEDI wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Bedürfnisse des Ministeriums anders waren und sowohl die Technologie der Cloud Service Provider als auch unsere Cloud-Nutzung weniger ausgereift waren”, sagte John Sherman, amtierender Chief Information Officer des Department of Defense. “Angesichts neuer Initiativen wie JADC2 und AI and Data Acceleration (ADA), der Entwicklung des Cloud-Ökosystems innerhalb des Ministeriums und der veränderten Anforderungen der Benutzer, mehrere Cloud-Umgebungen für die Ausführung von Missionen zu nutzen, haben sich unsere Anforderungen weiterentwickelt und ein neuer Weg ist gerechtfertigt, um eine Dominanz sowohl in traditionellen als auch in nicht-traditionellen Bereichen der Kriegsführung zu erreichen.”

In einem Blogeintrag äußerte Microsoft Verständnis für die Absage. Die Sicherheit der USA habe Vorrang vor einem einzelnen Vertrag. Das Unternehmen kritisierte jedoch die Bedingungen für Einsprüche gegen die Auftragsvergabe, was es Amazon erlaubt, die Umsetzung fast zwei Jahre lang zu blockieren.

Laut Department of Defense ist nun eine Multi-Cloud/Multi-Anbieter-Vertrag mit der Bezeichnung Joint Warfighter Cloud Capability (JWCC) geplant. Dazu sollen Angebote von nur wenigen Anbietern eingeholt werden, vor allem Microsoft und AWS.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die Redaktionen von Silicon.de und ZDNet.de. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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