Facebook stellt System zur Gesichtserkennung ein

Facebook hat angekündigt, sein System zur automatischen Erkennung von Gesichtern abzuschalten. Darüber hinaus sollen individuelle Gesichtserkennungsdaten von mehr als einer Milliarde Nutzer gelöscht werden.

Die Entscheidung soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden. Danach werden Gesichter von Facebook-Mitgliedern, die der Gesichtserkennung zugestimmt haben, nicht mehr automatisch in Fotos und Videos erkannt. Auch werden die Namen von Nutzern nicht mehr als Tags für Fotos, auf denen sie abgebildet sind, vorgeschlagen.

Laut Jerome Presenti, Vice President des Bereichs künstliche Intelligenz bei Facebook, hatte sich zuletzt mehr als ein Drittel der täglich aktiven Nutzer für die Gesichtserkennung entschieden. “Diese Änderung wird eine der größten Verschiebungen in der Nutzung der Gesichtserkennung in der Geschichte der Technologie darstellen”, sagte der Manager. Die Abschaltung begründete er mit Datenschutzbedenken beziehungsweise dem schlechten Ruf der Technik.

“Die vielen spezifischen Fälle, in denen Gesichtserkennung hilfreich sein kann, müssen gegen die zunehmenden Bedenken über die Verwendung dieser Technologie insgesamt abgewogen werden”, schreibt Presenti in einem Blogbeitrag. “Es gibt viele Bedenken über den Stellenwert der Gesichtserkennungstechnologie in der Gesellschaft, und die Regulierungsbehörden sind noch dabei, klare Regeln für ihre Verwendung aufzustellen.”

Eine wohl nützliche Anwendung für die Gesichtserkennung dürfte die Funktion Automatic Alt Text sein, mit der Facebook Sehbehinderte und Blinde unterstützt. Sie erstellt Bildbeschreibungen, die den Nutzern vorgelesen werden – darunter eben auch die Namen von Personen, deren Gesichter auf Fotos erkannt wurden. Facebook weist aber darauf hin, das Automatic Alt Text in der Regel nur etwa 4 Prozent der in Fotos gezeigten Menschen erkennt.

Presenti stellte allerdings auch klar, dass Facebook die Technik nicht vollständig aufgibt. Man werde sich weiter mit den Technologien beschäftigen und auch externe Experten einbeziehen. Angesichts der fehlenden Regulierung der Technik und der damit verbundenen Unsicherheit sei Facebook der Ansicht, die Technik auf wenige angemessene Anwendungen zu beschränken.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die Redaktionen von Silicon.de und ZDNet.de. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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