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Kommentar: Suite oder Best-of-Breed für Hyperautomation?

Nach dem ersten Hype um die Prozessautomatisierung ist mittlerweile eine schnelle und effiziente Skalierung anspruchsvoller Automatisierung gefragt. Der Schlüssel dazu ist Hyperautomation. Doch bevor Unternehmen in den Genuss einer nahtlosen End-to-End-Automatisierung kommen, müssen sie die Gretchenfrage beantworten: Suite oder Best-of-Breed? Keine leichte Entscheidung, da die Ausrichtung der internen Digitalstrategie und die individuellen Anforderungen an die Geschäftsstrategie eine erhebliche Rolle spielen. Dazu kommen die oftmals bereits bestehende IT-Infrastruktur, ein gewisser bereits vorhandener Automatisierungsgrad sowie die Komplexität der abzubildenden Prozesse.

Hyperautomation-Suite

Automatisierungs-Suites bieten alle Werkzeuge, um jedes Automatisierungsproblem optimal lösen zu können. Die nahtlose Integration der verschiedenen Automatisierungstools und KI-Komponenten in einem Produkt-Bundle gewährleistet ein einheitliches Design der Komponenten, eine konsistente Usability und ein nahtloses Ineinandergreifen der Funktionen und Komponenten. Die Software stammt aus einer Hand, was die Update- und Versionsfähigkeit über den kompletten Produktlebenszyklus hinweg garantiert. Dieser All-in-One-Ansatz bündelt Tools und Funktionalitäten, mit denen sich die gesamte Prozesskette abbilden lässt.

Die Suite punktet bei standardisierten Geschäftsmodellen

Die Vorteile einer “Alles aus einer Hand“ -Lösung liegen für Unternehmen, die die Automatisierung von Grund auf neu aufbauen,  vor allem in einer einheitlichen Datenbasis, der Bedieneroberfläche und -freundlichkeit, der vorgegebenen Struktur sowie in dem Umgang mit Schnittstellen, gerade auch mit Blick auf Updates und neue Releases. Suites sind auch deshalb schon attraktiv und sinnvoll, weil sie gleichzeitig im gesamten Unternehmen bereitgestellt werden können. Sie bieten sich vor allem für Unternehmen mit einem standardisierten, skalierbaren Geschäftsmodell wie beispielsweise DHL an. Der Geschäftsprozess, Pakete von A nach B zu transportieren, ist weltweit – vielleicht mit leichten Abweichungen – überall der gleiche.

Automatisierungsexperten

Unter den Protagonisten des Suite-Ansatzes finden sich Automatisierungsexperten wie UiPath. Diese Hyperautomation-Suite ermöglicht es Unternehmen, die gesamte Bandbreite des Automatisierungszyklus zu bespielen – von den Bereitstellungsoptionen für das Roll-Out der entwickelten Software-Roboter bis zu Prozesserkennungstools und Mitarbeiter-Crowdsourcing. KI-Funktionen analysieren auch komplexere Szenarien und Automatisierungsauswirkungen. Document Understanding extrahiert Daten aus verschiedenen strukturierten und unstrukturierten Dokumenten, interpretiert sie und stellt eine durchgängige Verarbeitung sicher.

Best-of-Breed-Automation

Best-of-Breed setzt dagegen für jeden Anwendungsfall auf die bestmögliche Lösung. Denn nicht jedes Problem ist ein Nagel und nicht jede Lösung ist ein Hammer. Anbieter, die ausschließlich Tools beispielsweise im Bereich RPA, Process Mining, Machine Learning oder NLP anbieten, haben auf diesen Bereich ihren uneingeschränkten Fokus gesetzt und verfügen über ausgewiesene Expertise. Mit einer Best-of-Breed Lösung profitieren Unternehmen in technischer und fachlicher Hinsicht von dem spezialisierten Professional Service einer jeden Einzellösung Dies stellt sicher, dass die Mitarbeiter die jeweils beste Automatisierungslösung für die anstehende Prozessoptimierung verwenden können.

Mitunter ist der Best-of-Breed Ansatz angesichts der individuellen Automatisierungsanforderungen hinsichtlich Größe, Branche und Organisationsstrategie sinnvoller als ein Suite-Ansatz. Vertreter des Best-of-Breed Ansatz verweisen gerne auf die schnelle Implementierung der einzelnen Lösungen und die Anpassungsfähigkeit an neue Prozesse. Sollte eine singuläre Lösung nicht mehr gebraucht werden, ist sie zudem deutlich einfacher abzulösen als eine Suite.

Best-of-Breed bei diversifizierten Geschäftsmodellen

Etwas anders sieht es sicher aus, wenn im Unternehmen bereits unzählige Automatisierungsinitiativen parallel laufen bzw. schon verschiedene Automatisierungen abgeschlossen wurden. Hier tabula rasa zu machen und alles einzustampfen zugunsten einer Hyperautomation Suite, ist mit enormen Kosten und einem erhebliche, Zeitaufwand für die unternehmensweite Implementierung verbunden. Gerade für Unternehmens-Konglomerate, die mit einem wahren Bauchladen an Produkten und Services operieren, wie beispielsweise Thyssen Krupp, ist eine Best-of-Breed Lösung unter operationellen, kostentechnischen und zeitlichen Gesichtspunkten die bessere Lösung. Denn je fachspezifischer ein Prozess ist, desto eher kommt eine Einzellösung in Frage. Bei der „capability driven“ Best-of-Breed Lösung wird jeder Use Case daraufhin durchleuchtet, welches Werkzeug individuell abgestimmt auf den speziellen Fall als Lösungstool in Frage kommt und die End-to-End Digitalisierung der Prozessketten nachhaltig positiv verändert.

Im Idealfall sollte der Einführung von Automatisierungs- und KI-Tools die Entwicklung einer ganzheitlichen und langfristig ausgelegten Digital-Strategie vorausgehen. An ihr muss sich die Auswahl des technologischen Ansatzes orientieren und nicht umgekehrt. Nur so lässt sich ein konsistenter Hyperautomatisierungs-Ansatz im Unternehmen erfolgreich realisieren.

Roger Homrich

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