Wie beurteilen Sie die Rolle der Frauen in MINT-Berufen in Österreich, insbesondere im Technologiesektor?
Grundsätzlich gibt es leider immer noch viel zu wenige Frauen in MINT-Berufen! Die Branche ist seit vielen Jahren männerdominiert, allerdings ist die IT historisch gesehen sogar Frauensache. Erste Programmierungen im 19. Jahrhundert erfolgten von einer Mathematikerin, während des zweiten Weltkrieges galt die Softwareentwicklung als Frauenberuf.
Heutzutage ist die IT-Welt eigentlich wie gemacht für Frauen – es gibt vielfältige Möglichkeiten und häufig perfekte Arbeitsbedingungen, um Privates und Berufliches zu vereinen.
Zur Rolle der Frauen in MINT-Berufen wünsche ich mir den Wandel hin zu (noch) mehr weiblichen Nachwuchs und mehr Frauen, die sich in diese Berufsbereiche trauen – denn Diversität bringt unglaublichen Mehrwert!
Was wird auf Hochschul- und Ausbildungsebene gut gemacht, und bei welchen Initiativen gibt es Ihrer Meinung nach noch viel zu tun?
Ich sehe extrem viel Potenzial in unserem Nachwuchs! Es gibt einige junge Mädchen, die sich für MINT-Berufe interessieren, sich aber nicht trauen, in weiterführende (Hoch-)schulen zu gehen und doch lieber einen ,,frauentypischen‘‘ Berufsweg einschlagen. Laut einer Studie der FH Oberösterreich wurde 85 Prozent der befragten Schülerinnen einer klassischen AHS sogar abgeraten von einem Weg in MINT-Berufe.
Laut Fachhochschule Technikum Wien (dort habe ich mein Wirtschaftsinformatik Studium abgeschlossen) benötigen Frauen vor der Wahl einer entsprechenden technischen Ausbildung eine genaue Vorstellung davon, wie technische Berufe konkret aussehen und welche Zukunfts- und Karrierechancen eine solche Ausbildung ermöglicht.
Aus meiner Sicht werden der fachliche Austausch und weibliche Role Models immer wichtiger, um die Attraktivität der Berufe bewusst zu machen! Beispielsweise der Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI) WOMENinICT bietet am 31. März eine Veranstaltung zum Austausch an. msg Plaut ist förderndes Mitglied der Vereinigung (VÖSI) WOMENinICT und stellt Mentorinnen für Frauen, die in der IT Fuß fassen wollen.
Für den Nachwuchs bieten wir am Wiener Töchtertag, am 28.4., für die 11- bis 16-jährigen Mädchen ein spannendes Programm an und möchten so bereits früh die Begeisterung für diese tolle Branche wecken. Wir bei msg Plaut legen besonderen Wert auf weibliche Role Models und unterstützen die genannten sowie zahlreiche weitere Events sehr gerne. Meiner Meinung nach ist besonders wichtig, die Frauen(früh)förderung auszubauen, Talente zur Identifizierung sowie jungen Mädchen und Frauen Mut zu machen, den Weg in MINT-Berufe einzuschlagen
Welche Berufsbilder haben Ihrer Meinung nach das größte Potenzial und/oder die meisten Chancen für Frauen?
Die IT ist eine vielfältige Branche, die generell unter einem Fachkräftemangel leidet und somit tolle Chancen für jede:n bietet! Egal, ob in den Bereichen Software Engineering, Entwicklung, IT-Security oder im Projektmanagement – um nur einige Beispiele zu nennen – mit voranschreitender Digitalisierung werden immer mehr Fachkräfte gebraucht.
Ich persönlich sehe vor allem im Projektmanagement und Requirements Engineering großartige Chancen für Frauen. In IT-Projekten gelingt es Frauen, durch ihr Engagement, Organisationstalent und ihre Kommunikationsstärke Projekte zum Erfolg zu bringen. In Kombination mit einer technischen Ausbildung sind Frauen daher einfach unschlagbar!
Ist das Geschlechtergefälle größer als in unseren Nachbarländern? Wenn ja, warum?
Wir leben immer noch in einer Zeit, in der vor allem die Frauen Kinder oder Eltern betreuen müssen, oft sogar alleinerziehend. Das ist in Österreich und auch in den Nachbarländern so. Allerdings ist Österreich leider eines der Schlusslichter in Hinblick auf die Frauenquote in Informatikstudien, außerdem liegen wir nach wie vor unter dem europäischen Durchschnitt, obwohl sich in den letzten Jahren eine positive Entwicklung gezeigt hat. Länder wie Bulgarien, Malta oder Finnland freuen sich über hohe Frauenquoten, die teilweise fast bei 50 Prozent liegen.
Vor allem deshalb braucht es auch bei uns das Bewusstsein dafür, wie toll ein MINT-Job ist, der flexibel und individuell ausgeübt werden kann! Bei msg Plaut gibt es die Möglichkeit für Home Office, unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, die Lebensphasenorientierung uvm. – so kann Privates und Berufliches gut unter einen Hut gebracht werden und frau muss sich nicht unbedingt für ,,Entweder / Oder‘‘ entscheiden.
Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt, hat sich der Abstand verringert oder ist die Situation ähnlich?
Durch die andauernde Pandemiesituation hat sich einiges verändert. Digitalisierung wird als noch wichtiger angesehen und flexibles Arbeiten gehört dazu. MINT-Berufe ringen um qualifizierte Mitarbeitende, der Mangel ist mittlerweile in Österreich sogar ein wachstumseinschränkender Faktor. Wir haben nie aufgehört, uns als frauenfreundliches IT-Unternehmen zu präsentieren und besonders im letzten Jahr den Fokus auf weibliche Talente gelegt. Damit haben wir auch schon erste Erfolge erlebt: Im Jänner 2022 durften wir zum Onboarding-Termin erstmals mehr Frauen als Männer an ihrem ersten Arbeitstag bei msg Plaut begrüßen.
Sind Sie der Meinung, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Kluft zu verringern? Was sollte, Ihrer Meinung nach, getan werden, um dies zu erreichen? Und um die “gläserne Decke” zu durchbrechen?
Natürlich ist das Thema rund um Frauenförderung, Diversität und schließlich auch Nachhaltigkeit immer mehr im Bewusstsein der Gesellschaft. Allerdings sind wir noch lange nicht am Ziel, sofern es überhaupt ein definiertes Ziel gibt! Es geht ja nicht um die Erfüllung von Quoten, sondern um ein Umdenken, das unsere Welt zu einem besseren Ort macht. Dazu braucht es junge Mädchen und Frauen, die sich trauen, den Job auszuüben, der ihnen gefällt. Deshalb braucht es Rahmenbedingungen, die Wachstum auf beruflicher und persönlicher Ebene fördern. Gleichzeitig müssen Mitarbeitende ausgebildet werden, um den Anforderungen zu entsprechen
An einigen Stellen braucht es noch konkrete Maßnahmen und Initiativen, zum Beispiel Aufklärungsarbeit in den Schulen. Es ist wichtig, dass sich Frauen so früh wie möglich mit Naturwissenschaften und Technik vertraut machen und die Berührungsängste reduziert werden. Den jungen Mädchen sollte das unfassbar große Potential und die spannende, vielfältige Arbeit in MINT Berufen veranschaulicht werden. Hierzu sollten Maßnahmen schon vor der Wahl einer weiteren Ausbildung gesetzt werden.
Wie hoch ist der Anteil der Frauen in Ihrer Organisation? Ergreifen Sie Maßnahmen, um eine paritätische Vertretung zu erreichen? Worin bestehen diese?
Bei msg Plaut in Wien arbeiten etwa ein Drittel Frauen. In den Köpfen findet das Umdenken hin zu mehr Diversität bereits statt, allerdings braucht es eben auch qualifizierte Bewerber:innen, die das Team nachhaltig vergrößern und mit uns weiterwachsen!
Damit wir auf unserem Weg weiterhin Erfolg haben, beteiligen wir uns an einigen Initiativen und stellen Speaker:innen zu IT-Frauenthemen gerne und oft zur Verfügung. Für uns steht bei Mitarbeiter:innen und Kund:innen der Mensch im Mittelpunkt. msg Plaut freut sich über vielfältige Talente, die Zukunftsprojekte zum Erfolg bringen. Dazu bieten wir – besonders für Frauen interessant – flexible und frauenfreundliche Arbeitsmodelle an, es gibt Flexitage, wir unterstützen Role Models und haben ,,bring your kid to work‘‘ etabliert – damit lassen sich Notfälle in der Kinderbetreuung abfedern.
Welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht, und haben Sie sich jemals von Ihren Kollegen im Stich gelassen gefühlt, weil Sie eine Frau sind?
Ich schätze mich glücklich, bei msg Plaut zu arbeiten: wir sind ein fortschrittliches, nachhaltiges und tolerantes Unternehmen, dem Diversität bei Mitarbeiter:innen sehr wichtig ist. Hier herrscht ein Umfeld, in dem jede:r in seiner Individualität geschätzt wird, ausschließlich an ihrer oder seiner Arbeit gemessen wird und wirklich jede:r willkommen ist! msg Plaut ist seit Februar 2022 equalitA zertifiziert, ein Nachweis für Chancengerechtigkeit, Gleichstellung, Frauenförderung und Fairness, der vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort vergeben wird.
Mein Weg in die IT als Frau war allerdings nicht immer einfach:
Ich war schon immer an Technik und IT interessiert. Bereits in der HAK konnte ich im Fach Wirtschaftsinformatik IT-Luft schnuppern. Die Faszination war so groß, dass die Vertiefung dieses Fachwissens an der Fachhochschule Technikum Wien ein nächster logischer Schritt war. Zunächst wurde ich als HAK-Absolventin kritisch beäugt. Tatsächlich fiel mir der Einstieg in das Studium nicht so leicht wie jenen Kolleg:innen, die aus einer HTL kamen. Der Frauen-Anteil im Studium war damals jedoch noch relativ gering.
Der Fleiß im Rahmen meines Studiums hat sich ausgezahlt und bereits bei meinem ersten Vorstellungsgespräch konnte ich bei einer technischen Fragestellung zum Thema SQL Statements punkten und von mir überzeugen.
Als Frau mit technischem Background habe ich in meiner bisherigen Karriere laufend meine Kenntnisse unter Beweis gestellt und weiß daher gut, wie schwer es ist, als Frau erfolgreich zu sein. Umso wichtiger ist es für mich, Frauen zu fördern und als Mentorin und Coachin zu unterstützen.
Weitere Infos zu Marion C. Vöhr gibt es in ihrem LinkedIn-Profil
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