Das World Wide Web feiert am 12. März Geburtstag. Erfinder des WWW ist der Wissenschaftler Sir Tim Berners-Lee, der 1989 mit seinem Paper „„Information Management: A Proposal“ die Grundlage für das System legte. Heute sind Websites und das Internet nicht mehr vom Alltag wegzudenken. Auch auf unsere Sprache hatte das World Wide Web einen nachhaltigen Einfluss. Spannend ist unter anderem, wie sehr die Internet-Communities einzelne Wörter und Begriffe für sich wiederentdeckt und ihnen völlig neue Bedeutungen gegeben haben.
„Im Kontext des Internets greifen wir oft auf bereits existierende Wörter aus anderen Lebensbereichen zurück. Das ist ein ganz natürlicher Prozess und ermöglicht uns einen schnellen Zugang zu neuen – und dadurch möglicherweise noch abstrakten – technologischen Entwicklungen und Phänomenen. Wir müssen keine neuen Wörter erfinden, die das Verständnis für unbekannte Konzepte erschweren, wie die Computermaus, die dem Nagetier ähnelt. Oder der Virus, der unsere virtuellen Daten “infiziert” und beschädigt”, sagt Fidi Ercan, Sprachlernexpertin bei Babbel. Sprachexpert*innen der Sprachlernplattform Babbel nehmen anlässlich des WWW-Geburtstages einige dieser Internetbegriffe unter die Lupe.
Spam Eigentlich eine Marke für Dosenfleisch aus den USA, wurde Spam aus den Worten spiced ham (deutsch: gewürzter Schinken) gebildet. Im Jahr 1970 wurde das Dosenfleisch auch Teil des Monty Python „Spam-Sketch”, in dem das Wort „spam” irgendwann beliebig immer wieder auftauchte und gerufen wurde. In unserem elektronischen Postfach verbinden wir Spam weniger mit Fleisch, als mit per E-Mail unerwünscht massenhaft versendeten Nachrichten. Die neue Bedeutung ist vermutlich auf eine der Computerspiel-Communities der 1980er Jahre zurückzuführen und wurde als Anspielung auf den Python-Sketch verwendet, um die wiederholte Überflutung von Chats mit nutzlosen Texten zu beschreiben.Internet Hacker Im alltäglichen Sprachgebrauch verstehen wir Hacker als jemanden, der oder die illegalerweise in Computernetze eindringt und Schaden anrichtet. In der Informatik beschreibt der englischsprachige Begriff Personen, die technisch versiert Hard- und Software verändern und Schwachstellen ausfindig machen. Im Deutschen hatte das Wort noch lange vor dem Internet eine andere Bedeutung: Auch Arbeiter:innen im Weinberg, die den Boden lockern, werden als Hacker (oder auch Hecker) bezeichnet. Im Sportjargon kennt man Hacker als rücksichtslose und unfaire Spieler:innen. Cloud Eine Wolke verdeckt als Ansammlung und Verdichtung von Wassertröpfchen oder Eiskristallen nicht nur regelmäßig den Himmel, sondern stellt als Cloud Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware als Dienstleistung bereit. Somit kann von überall über ein Netzwerk auf die gespeicherten Daten zugegriffen werden. Warum die Cloud-Technologie den Namen des Naturphänomens trägt, wird oft mit ihrer physisch nicht greifbaren Form erklärt. Doch der Begriff stammt aus den 1960er Jahren und geht auf das Symbol der Wolke zurück, das zur Abbildung des Internets in Diagrammen verwendet wurde. Soziales Netzwerk Heute führt uns ein „soziales Netzwerk” auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder LinkedIn vor Augen. Die Ursprünge des Begriffs liegen jedoch in der Ethnosoziologie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts – das soziale Netzwerk wird als ein wechselseitiges Interaktionsgeflecht verstanden, mithilfe dessen sich die persönlichen Beziehungen miteinander verbundener Personen darstellen lassen. Obwohl sich diese soziologische Definition nicht großartig verändert hat, gibt es kaum noch jemand, der zunächst an Soziologie denkt und nicht an seine virtuellen Freunde, Profile und entsprechenden Plattformen. Nerd Heute definiert der Duden einen Nerd als eine teilweise abwertende Beschreibung für einen „sehr intelligenten, aber sozial isolierten Computerfan”. Erstmals in den 1950er Jahren dokumentiert, war der amerikanischen Bevölkerung die Bezeichnung, abgeleitet von „nut” (deutsch: Nuss), im übertragenen Sinne als „verrückte Person” geläufig. Als weitere mögliche Herkunft wird das rückwärts gelesene englische Wort „drunk” (deutsch: betrunken) gehandelt, das mit der Zeit in Nerd umgewandelt wurde und sich auf Partys vermeidende College-Absolvent:innen bezog. Streaming / streamen Heutzutage denkt man bei dem Anglizismus “streamen” in erster Linie an die Nutzung von Musik- oder Videoplattformen wie Spotify, Netflix und Co. Es handelt sich hierbei um ein Datenübertragungsverfahren, bei dem die Daten bereits während der Übertragung angehört oder angesehen werden können. Das englische Wort stream gibt es natürlich schon lange und bedeutet übersetzt Bach oder Strömung, das gleichnamige Verb fließen oder strömen. Die neue Bedeutung des Wortes führt auf die 1990er Jahre zurück, als die ersten Video-on-Demand-Angebote auf den Markt kamen. Troll Einst fast ausschließlich als skandinavische Sagengestalt oder als Plastikpuppe mit langen, bunten Haaren aus den Neunzigern bekannt, definiert das Internet heute Trolle als Internetnutzer, die gezielt provozierende oder beleidigende Kommentare unter Beiträgen und in Diskussionsforen veröffentlichen, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen. Der Ursprung dieses Begriffes liegt möglicherweise auch im französischen Wort le troll, einem Fischköder. Lesezeichen Das Lesezeichen ist klassischerweise als ein Kartonstreifen oder Stoffbändchen bekannt, das zwischen die Seiten eines Buches gelegt wird, obwohl man in der Auswahl im Notfall sehr kreativ werden kann. Das Internet verfügt heute über eine eigene elektronische Version des Lesezeichens, die als Markierung in der Browserleiste zum Speichern und späteren Wiederfinden einer Website dient. Abstürzen Früher wurde das Verb „abstürzen” hauptsächlich verwendet, um einen Unfall aus großer Höhe in die Tiefe zu beschreiben, sei es ein Felsabhang oder ein Heißluftballon. Heute ist der Ärger groß, wenn der Computer oder ein Softwareprogramm mal wieder scheinbar grundlos abstürzen und einige Handgriffe nötig sind, um den Fehler zu beheben. Viral / Virus Beide Wörter haben zwar einen ähnlichen semantischen Ursprung, symbolisieren in der Welt des Internets aber unterschiedliche Sachverhalte. Das kleine, krankheitserregende Partikel kann nicht nur lebendes Gewebe, sondern auch einen Rechner befallen und dessen Software manipulieren oder zerstören. Geht ein Video, Post o. ä. in den sozialen Medien „viral”, erhält es besonders viele Klicks und somit viel Aufmerksamkeit.
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