Migration zu SAP S/4HANA: RISE with SAP oder Managed Service Provider?

Die Migration ist ein Kraftakt. Gastautor Sören Genzler von SoftwareONE erklärt, wie sich nach seiner Meinung der Kraftakt am besten meistern lässt.

Intelligente Entscheidungen und neue Geschäftsmodelle sind Schlüssel für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Das kann nur auf Grundlage fundierter Datenanalysen gelingen, zum Beispiel mit Daten aus dem ERP-System. Ein Großteil der Unternehmen arbeitet aktuell jedoch mit einem historisch gewachsenen und hochgradig individualisiertem SAP-Umfeld, das sich nur schwer überblicken und managen lässt. Der Schritt hin zu SAP S/4HANA ist für viele Verantwortliche daher gesetzt, da das System große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten kann. Gleichzeitig lässt sich der Wechsel nutzen, um Prozesse zu optimieren und insgesamt die Komplexität innerhalb und außerhalb des SAP-Ökosystems zu reduzieren.

Viele Unternehmen entscheiden sich beim Wechsel für die Cloud-Version von SAP S/4HANA. Sicherheitsbedenken fallen dabei heute bei der Entscheidung kaum mehr ins Gewicht. Denn die großen Hyperscaler – Microsoft Azure, Google Cloud Platform und Amazon Web Services – bieten meist bessere Sicherheitsvorkehrungen als Unternehmen im eigenen Rechenzentrum umsetzen können. 

Migration mit MSP hat Vorteile

Beim Wechseln in die Cloud-Version von SAP S/4HANA können Unternehmen das SAP-eigene Angebot RISE with SAP nutzen oder die Dienste eines Managed Service Providers (MSP) in Anspruch nehmen. Beim Paket RISE with SAP übernimmt SAP die Betriebsverantwortung für das Cloud-ERP und bietet technischen Support – allerdings nur innerhalb der SAP-Plattform. In der Regel sind SAP- und Peripherie-Anwendungen heute jedoch tief miteinander integriert, um reibungslose und schnelle Geschäftsprozesse sicherzustellen. Das bedeutet: Tritt ein Fehler auf, kann ein Service-Mitarbeiter von SAP nur weiterhelfen, wenn die Ursache auch im SAP-System liegt. Ist dies nicht der Fall, müssen Unternehmen einen anderen Spezialisten beauftragen. Dieses gestaffelte Vorgehen und der dabei anfallende zusätzliche Koordinationsaufwand bei der Fehlerbehebung ist umständlich und zeitaufwendig – wo doch gerade bei geschäftskritischen Anwendungen Schnelligkeit gefordert ist, um den laufenden Betrieb nicht lahmzulegen.

Solche Situationen lassen sich vermeiden, wenn Unternehmen ihre SAP S/4HANA-Cloud-Umgebung von einem MSP beziehen. Denn dieser kümmert sich auf Wunsch auch um die gesamte Peripherie und bietet individuell passende Services. So haben Unternehmen im Störungsfall einen Single Point of Contact, der sich zuverlässig und schnell um die Fehlerbehebung kümmert.

Verträge und Lizenzbedingungen individuelle aushandeln

Auch in Sachen Flexibilität bieten MSPs Unternehmen Vorteile gegenüber RISE with SAP. Beim SAP-eigenen Angebot sind Software, Hosting und Betrieb in einer Lizenz mit mindestens dreijähriger Vertragsbindung zusammengefasst. Das vereinfacht zwar das Lizenzmanagement, macht die Nutzung aber auch sehr starr – und beinhaltet außerdem das Risiko eines Abhängigkeitsverhältnisses. Denn hier werden bereits vom Unternehmen gekaufte Lizenzen auf ein verbrauchsabhängiges Abo-Modell umgestellt. Auf diese Weise stehen die wertvollen On-Premises SAP-Lizenzen nicht mehr zur Verfügung, wenn das Unternehmen später doch wieder auf ein Kaufmodell umsteigen möchte. Arbeitet das Unternehmen stattdessen mit einem MSP zusammen, lassen sich Verträge und Lizenzbedingungen mit Hyperscalern und Dienstleistern hingegen individuell aushandeln.

Ähnliches gilt beim Thema Customizing. RISE with SAP ist auf Standardisierung ausgerichtet – was durchaus Vorteile bringen kann. Denn durch die Rückkehr von sehr stark individualisierten SAP-Landschaften zum Standard lassen sich Prozesse erheblich verschlanken. Oftmals ist dies jedoch nicht flächendeckend sinnvoll und möglich – besonders wenn es um spezifische Anpassungen und Integrationen geht, ohne die Geschäftsprozesse unterbrochen werden. Bevor sich Unternehmen also für RISE with SAP entscheiden, sollten sie prüfen, ob die verfügbaren Customizing-Möglichkeiten ausreichen. Ist dies nicht der Fall, müssen sich Verantwortliche selbst darum kümmern, die Lücken zu schließen. Das ist aufwendig und bedarf in den meisten Fällen das Know-how eines spezialisierten Dienstleisters.

Potenziale mit Experten voll ausschöpfen

Für die meisten Unternehmen ist die Frage nicht mehr ob, sondern wann und wie sie zu SAP S/4HANA migrieren. Den Schritt in die SAP-Cloud mit einem MSP zu gehen, hat Vorteile und verhilft Unternehmen zu mehr Flexibilität. Im Vorfeld sollten sie jedoch genau evaluieren, ob der Dienstleister der Wahl umfassende SAP- und Cloud-Expertise mitbringt und bereits Hosting-Erfahrung mit den verschiedenen Hyperscalern gesammelt hat. Im Idealfall bietet der MSP einen Rundum-Service, der die Beratung im Vorfeld, die Migration selbst sowie den laufenden Betrieb von SAP S/4HANA und Peripherie-Anwendungen umfasst. Auf diese Weise können Unternehmen Verträge und Lizenzbedingungen auf ihre individuellen Anforderungen anpassen sowie zusätzliche Aufwände für nötiges Customizing und Fehlerbehebungen umgehen – und sich stattdessen darauf konzentrieren, das volle Potenzial von SAP S/4HANA für ihre Geschäftsziele auszuschöpfen.

Sören Genzler, SoftwareONE: Um angesichts globalisierter Märkte wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen heute in der Lage sein, intelligente Entscheidungen zu treffen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

 

 

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