Die Bundesregierung hat, in Person des Bundeswirtschaftsministers, die Stufe 1 eines dreistufigen Notfallplans ausgerufen (Frühwarnstufe, Alarmstufe und Notfallstufe), mit dem sichergestellt werden soll, dass neben den privaten Haushalten auch Wirtschaftsbetriebe mit der so dringend benötigten Energie versorgt werden, falls es zu einem Energieembargo gegen Russland kommen sollte.
Es wurde ein Krisenteam gebildet, das die Lage laufend analysiert und bewertet. Die Versorger sind angehalten, ihre Transportkapazitäten optimal auszunutzen und mögliche Puffer ausfindig zu machen. Zudem müssen gemäß diesem Plan eine Prioritätenliste erstellt werden und die Bundesnetzagentur hat schon jetzt festzulegen, bei welchen Betrieben die Versorgung im Fall der Fälle wann erlaubt und wann gestoppt wird. Hier ist es das oberste Ziel, vor allem die systemrelevanten Industriezweige bei Eintritt einer Gasmangellage weiterhin mit Gas zu versorgen.
Hinsichtlich eines eventuell notwendigen Importstopps von russischem Gas kommt von der Industrie bzw. von der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie bereits jetzt die Warnung, dass es bei einer teilweisen oder ganz wegfallenden Versorgung zu massiven Arbeitsplatzverlusten kommen könnte. Alleine durch das Herunterfahren der verschiedenen Chemiestandorte wären nicht nur Arbeitsplätze gefährdet, sondern es würde auch massive Engpässe bei Produkten zahlreicher Wirtschaftsbereiche geben, z. B. in der Bau-Industrie oder der Pharmaindustrie.
Die Stahlindustrie macht sich ebenfalls große Sorgen, denn die Produktion von Stahl ist im Augenblick nur mit Erdgas aus Russland möglich. Weshalb das so schwierig wäre? Ganz einfach, denn Stahl ist sozusagen der Grundkomponente und Ausgangsprodukt für fast alle industriellen Value Chains. Mögliche Folge könnten Produktionsausfälle in der Stahlindustrie sein, die vermutlich zu einem massiven EU-weiten Einbruch der Industrieproduktion führen würde.
In das gleiche Horn stößt die Elektro- und Metallindustrie. Beim Verzicht auf Gas aus Russland durch ein Embargo müsste man kurzfristig befürchten, dass die sogenannte Prozesswärme für das produzierende Gewerbe und auch die Industrie nicht mehr garantiert werden kann. Zu erwarten wären schon nach kurzer Zeit beispielsweise Produktionsausfälle in der chemischen Industrie sowie bei der Lebensmittel- und Fleischindustrie.
Nicht zuletzt bedroht ein möglicher Engpass im Bereich Energie auch Unternehmen, die große IT-Rechenzentren betreiben bzw. für ihre IT-Abteilungen große Mengen an Energie benötigen. Auch sie könnten bei einem Engpass stark in Mitleidenschaft gezogen werden, denn ohne Kühlung besteht ein großes Risiko für Schäden und ein Versagen der IT-Sicherheit.
Was für die privaten Haushalte gilt, das ist auch für die Industrie notwendig, nämlich die Suche nach dem günstigsten Versorger. Privathaushalte können hierfür ein auf Energieversorger spezialisiertes Vergleichsportal heranziehen, auf dem sie die einzelnen Anbieter miteinander vergleichen.
Für die Industrie bzw. Wirtschaft ist die Suche nach günstigem Gewerbegas ebenfalls über ein solches Vergleichsportal möglich. Dazu muss, wie bei Privathaushalten auch, die jährlich verbrauchte Gasmenge sowie die Postleitzahl eingegeben werden. Auch bei dieser Suche erhält man dann eine Ergebnisliste mit in der Region verfügbaren Versorgern und ihren Konditionen für Gewerbegas.
Diese sind vergleichbar mit denen von Privathaushalten, nur in größerer Dimensionierung. Es gelten auch für Unternehmen Vertragslaufzeiten von 12 Monaten sowie eine eingeschränkte Preisgarantie, die normalerweise für 12 Monate gilt und alle Preiskomponenten umfasst. Nur die verschiedenen auf Gas anfallenden Steuern (also Erdgas-, Mehrwert- sowie Stromsteuer) sind ebenso nicht in der Preisgarantie enthalten wie staatliche Abgaben und Umlagen, also die EEG-Umlage sowie die Konzessionsabgabe. In der angezeigten Ergebnisliste wird zudem der Grundpreis pro Jahr.
Grundproblem für die Industrie und den Staat insgesamt ist im Augenblick, dass man sich nicht von heute auf morgen aus der Abhängigkeit von russischem Gas befreien kann. Hierzu müssen zunächst alternative Versorgungswege gefunden und dann entsprechende Verträge geschlossen werden. All dies nimmt viel Zeit in Anspruch. Die EU arbeitet im Moment daran, sich energietechnisch neu aufzustellen, um einen Wegfall russischer Importe für die Zukunft kompensieren zu können. Tatsächlich braucht es einen massiven Ausbau der Versorgung durch erneuerbare Energiequellen wie Wasser-, Wind- und Sonnenenergie.
Aber auch die Privathaushalte sowie die Wirtschaft könne helfen, den Gasbedarf zu reduzieren. Durch Modernisierung vorhandener Geräte oder durch verantwortungsvollen Umgang lassen sich durch die Haushalte alleine etwa 15 Prozent Gas einsparen. Die Stromversorgung bietet hier ein besonders hohen Sparpotenzial, denn der Strom wird zu 36 Prozent aus Gas gewonnen.
Dienstleistungsunternehmen, Handel und Gewerbe könnten darüber hinaus ihren Gasbedarf um weitere 8 Prozent reduzieren, wie eine Studie des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) errechnet hat. Zudem besteht die Möglichkeit, in hohem Maße energieintensive Produkte nicht mehr selbst zu produzieren, sondern den Bedarf durch Import zu befriedigen.
Bild: Pexels, Marcin Jozwiak
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