Elon Musk hat seine Bemühungen, den Kurznachrichtendienst Twitter zu übernehmen, aufgegeben. In einem Brief an Twitters Chief Legal Officer Vijaya Gadde begründet Musk den Schritt mit angeblichen Verstößen Twitters gegen die Übernahmevereinbarung. Twitter selbst prüft nun Schritte, die Übernahme zum vereinbarten Preis von 54,20 Dollar je Aktie gerichtlich durchzusetzen.
„Wie weiter unten beschrieben, kündigt Herr Musk die Fusionsvereinbarung, weil Twitter gegen mehrere Bestimmungen dieser Vereinbarung verstößt, offenbar falsche und irreführende Zusicherungen gemacht hat, auf die sich Herr Musk beim Abschluss der Fusionsvereinbarung verließ“, heißt es in dem von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Brief.
Konkret wirft Musk Twitter vor, seiner Verpflichtung zur Bereitstellung von Daten und Informationen nicht nachgekommen zu sein. Musk habe fast zwei Monate lang versucht, Informationen für eine unabhängige Einschätzung zum Anteil der Fake- und Spam-Konten auf Twitter zu erhalten. Diese Daten seien „entscheidend“ für Twitters geschäftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit. „Twitter hat es versäumt oder sich geweigert, diese Informationen zu liefern“, schreiben Musks Anwälte an Twitter.
Twitter schränkt angeblich Zugang zu Informationen ein
Dem Brief zufolge soll Musk unter anderem acht Entwickler-Programmierschnittstellen angefordert haben, wie sie Twitter großen Enterprise-Kunden zur Verfügung stellt. Die Nutzbarkeit der APIs soll jedoch beispielsweise in Bezug auf die maximale Anzahl der Anfrage von Twitter beschränkt worden sein. Musk habe Twitter am 29. Juni darauf aufmerksam gemacht und auch nach einer weiteren Aufforderung sei die Beschränkung bis zum 6. Juli nicht aufgehoben worden. „Aufgrund der vorgenannten Weigerung, die von Herrn Musk seit dem 9. Mai 2022 angeforderten Informationen zur Verfügung zu stellen, verstößt Twitter gegen die Abschnitte 6.4 und 6.11 der Fusionsvereinbarung“, folgerten Musks Anwälte.
Ihnen zufolge wurde Twitter am 6. Juli über die Vorwürfe zum Vertragsbruch informiert. Da Twitter auch darauf nicht reagiert habe, mache Musk nun von seinem vertraglich vereinbarten Rechte gebrauch, die Übernahmevereinbarung zu kündigen.
Twitters Board of Directors reagierte auf die Vertragskündigung am Freitag mit einer kurzen Stellungnahme. „Wir sind entschlossen, die Transaktion zu dem Preis und den Bedingungen abzuschließen, die mit Herrn Musk vereinbart wurden, und planen, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Fusionsvereinbarung durchzusetzen. Wir sind zuversichtlich, dass wir uns vor dem Delaware Court of Chancery durchsetzen werden.“
Der Streit um die sogenannten Fake-Konten beschäftigt Twitter und Musk bereits seit Mitte Mai. Die Frage ist von großer Bedeutung, weil Twitters wichtigste Einnahmequelle Werbung ist. Werbeeinnahmen lassen sich allerdings nicht mit gefälschten Konten und Spam-Konten erzielen. Konkrete Angaben zu deren Anteil an der gesamten Nutzerbasis sind für Musk also wichtig, um die Profitabilität seiner Investition in Twitter einschätzen zu können.
Anleger befürworten offenbar weiterhin die Transaktion. Die Veröffentlichung von Musks Börsenpflichtmeldung lies den Kurs der Twitter-Aktie im nachbörslichen Handel zwischenzeitlich um fast drei Dollar einbrachen. Den nachbörslichen Handel beendete das Papier mit einem Wert von 35,04 Dollar, 4,81 Prozent weniger als der offizielle Schlusskurs am Freitag. Den Handelstag hatte die Aktie allerdings bereits mit einem Minus von 4,98 Prozent beendet. Der Aktienkurs nähert sich also immer mehr dem aktuellen 52-Wochen-Tief von 31,30 Dollar – was den Übernahmepreis von 54,20 Dollar je Aktie immer attraktiver macht.
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