Keine Cloud-Migration ohne Performance Testing

Cloud Computing (Bild: Shutterstock)

Um eine möglichst komplikationsfreie und stabile Leistung zu erzielen, sollten sich Unternehmen mit Performance Testing befassen.

Seit der Pandemie sind laut einer IDC Studie 80 Prozent der Organisationen mit zweifacher Geschwindigkeit auf Cloud-Systeme umgestiege. Worin Unternehmen allerdings noch selten investieren, ist begleitendes Performance Testing. Grund dafür sind neben der Komplexität der Testverfahren der Zeit- und Geldaufwand. Trotzdem sollten Organisationen nicht auf Performance Testing verzichten, wenn sie ihre IT in eine Cloud verlagern.

Die Tests dienen dazu, langsamen sowie lange ladenden Applikationen vorzubeugen und sorgen dafür, dass vor, während und nach der Cloud-Migration keine unerwarteten Probleme auftreten. Wer also keine Einbußen bei der Produktivität erfahren möchte, kommt um eine Strategie für Performance Testing nicht herum. Denn eine stabil laufende Anwendung in der Cloud dient nicht nur der Kundenzufriedenheit – sie ist auch für einen reibungslosen Workflow im Unternehmen unerlässlich.

Zu den in die Cloud verlagerten Applikationen gehören auch geschäftskritische Anwendungen wie ERP, die Supply Chain oder das Auftragsmanagement. Besonders im Hinblick auf die kommende Nachfolgeversion der ERP-Software SAP ECC – SAP S/4HANA – können Unternehmen so ihre Kosten sowie den Management-Aufwand reduzieren. Damit die Cloud jedoch eine echte Alternative ist, muss sie eine stabile und schnelle Leistung aufweisen. Darauf lässt sich mit einer gut ausgearbeitete Teststrategie hinarbeiten.

Langsame Applikation auch in der Cloud langsam

Grundsätzlich hat es Vorteile, Applikationen in die Cloud zu verlagern. Um die Potenziale jedoch richtig zu nutzen, müssen sich Verantwortliche über die Herausforderungen bewusst sein. Zwar lassen sich Ressourcen in der Cloud flexibel skalieren – wenn eine Applikation jedoch bereits On-Prem langsam war, kann sie in der Cloud nicht effektiver sein. Eine weitere Herausforderung sind die Reaktionszeiten, wenn Leistung über Cloud-Ressourcen und Netzwerkgrenzen verteilt wird.

Zudem sind Einstellungen nicht immer passend vorkonfiguriert. Mit Blick auf die Rechenleistung können auch erforderliche Security-Maßnahmen für die Cloud wie Verschlüsselungen, Firewalls oder VPN die Performance von Applikationen belasten. Daher ist es essenziell, Engpässe und deren Ursachen zu prüfen, um gezielte Maßnahmen abzuleiten.

Aufwand verringern durch Performance Testing

Eine gut durchdachte Testing-Strategie für eine geplante Cloud-Migration spart sowohl Zeit als auch Geld. Dazu müssen die Testmethoden jedoch auf die Migrationsstrategie abgestimmt sein. Sollen beispielsweise Applikationen in ihrer bereits bestehenden Form in eine IaaS-Umgebung übertragen werden, ist folglich die Infrastruktur Kern der Performance-Teststrategie. Der Fokus sollte also auf Netzwerkbandbreite sowie Ausstattung von virtuellen Maschinen (VMs) und Containern mit Rechenleistung und Speicher liegen.

Bei Applikationen, die durch eine Cloud-Migration serverlos agieren sollen, stehen hingegen Performance-Tests auf der Anwendung selbst im Mittelpunkt. Vor allem fehlerhafte Codes verursachen in diesem Fall Einschränkungen in der Performance. Eine Möglichkeit, solche Engpässe bereits vor der Cloud-Migration zu vermeiden ist, Performance Testing in bereits bestehende DevOps-Prozesse zu integrieren.

Elastizität ist nicht alles

Eine Funktion, die Cloud Services für Unternehmen attraktiv macht, ist die Elastizität. So lassen sich Ressourcen automatisch an den Bedarf einer Anwendung anpassen. Das hat den Vorteil, dass der Kunde nur für die tatsächlich genutzte Leistung bezahlt. Dennoch kann Elastizität nicht garantieren, dass sich bei der Performance keine flüchtigen Engpässe ergeben. Denn obwohl die automatische Provisionierung erkennt, dass zusätzliche Container oder VMs benötigt werden, kann es einige Minuten dauern, bis diese hochgefahren und betriebsbereit sind. Daher ist es für Unternehmen ratsam, zusätzliche Vorkehrungen zu treffen, mit denen sich Lastenspitzen abdecken lassen. Dies lässt sich am besten realisieren, wenn das Nutzerverhalten bekannt ist.

Zudem ist es hilfreich zu verstehen, woraus Schwankungen in der Nachfrage resultieren. Hierbei helfen Tests, bei denen Szenarien in einer realistischen IT-Umgebung simuliert werden. So kann beispielsweise ein Streaming-Anbieter herausfinden, wie viel Rechenleistung zu welcher Tageszeit benötigt wird und kann seine Ressourcen zu den Hauptnutzungszeiten automatisiert hochfahren.

Rundum-Carepaket für die Cloud

Performance Testing ist also vor und während der Cloud-Migration sinnvoll ist. Warum jedoch auch danach? Die Release-Zyklen in der Cloud sind schneller und die Cloud-Umgebung ist nicht statisch, sondern hochdynamisch. Will man also Anwendungsproblemen, wie sie etwa durch neue S/4HANA-Updates entstehen können, nach der Migration entgegenwirken, sind kontinuierliche Performance Tests unerlässlich. Es ist zwar möglich, diese Updates manuell zu testen, der Zeitaufwand steht jedoch in keiner Relation zu einer cloudfähigen Testautomatisierungs-Plattform.

Performance Testing bei der Cloud-Migration hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Durchdacht aufgesetzt – etwa von einem spezialisierten Dienstleister – spart es Unternehmen auf lange Sicht Zeit und Geld. Denn durch die automatisierten Tests lässt sich sicherstellen, dass Cloud-Applikationen schnell und stabil laufen, wodurch sich wiederum Engpässe und Geschäftsrisiken für Unternehmen deutlich reduzieren. Wer Cloud-Projekte zu einem Erfolg machen will, sollte sich also jetzt mit Performance Testing auseinandersetzen.

 

Viktoria Praschl, Vice President of Central Europe Sales bei Tricentis