Millionenschäden durch Credential Stuffing

Mithilfe geleakter Passwort-Datenbanken gelingt es Cyberkriminellen immer wieder, Nutzerkonten zu übernehmen. Zum Einsatz kommen dabei hochautomatisierte Werkzeuge, die innerhalb weniger Minuten Millionen Kombinationen aus Nutzernamen und Passwörtern durchprobieren. Auf diese Weise kann bereits ein einziger dieser sogenannten Credential-Stuffing-Angriffe tausende von Opfern nach sich ziehen. Für Unternehmen mit starkem Online-Fokus sind solche Kontoübernahmen mittlerweile zu einem finanziellen Geschäftsrisiko geworden, das bis zu neun Prozent der Umsätze verschlingt – so das Ergebnis einer Studie der Strategieberatung Aberdeen. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass einige ihrer Online-Nutzer in den vergangenen zwölf Monaten Opfer erfolgreicher Kontoübernahmen geworden seien.

Cyberangriffe beeinträchtigen Rentabilität

Die Untersuchung macht auch das dramatische Ausmaß der dadurch entstehenden Schäden deutlich. So gehen bei Geschäftsbanken 3,4 bis 5,28 Prozent Umsatz durch Credential Stuffing verloren; im Bereich Fintech sind es sogar zwischen 5,57 bis 8,96 Prozent. Auch Branchen außerhalb der Finanzwelt sind in vergleichbarem Maße betroffen: so belaufen sich die Umsatzverluste durch illegale Kontoübernahmen bei Healthcare-Providern auf 4,45 bis 5,79 Prozent. Selbst im streng reglementierten und daher in besonderem Maße auf Sicherheit bedachten Glücksspiel-Sektor schlagen die Verluste mit 5,02 bis 8,2 Prozent zu Buche.

Betrügerische Transaktionen und neue Konten

Steht der Zugang zu einem Nutzerkonto erst einmal offen, können das die Kriminellen für verschiedenste Zwecke ausnutzen. Nach der Erhebung von Aberdeen kommt es vor allem zu betrügerischen Transaktionen (39 Prozent), zur Erstellung von neuen Konten (34 Prozent) sowie zur fehlerhaften Ablehnung von Kartenzahlungen (34 Prozent). Weitere typische Folgen der Kontoübernahmen sind Rückbelastungen (18 Prozent), der Transfer von Geldern oder anderen fungiblen Werten (11 Prozent), betrügerische Einkäufe (11 Prozent) sowie der Diebstahl von digitalen Inhalten und Dienstleistungen (11 Prozent). Neben diesen direkten Folgen drohen noch weitere indirekte Konsequenzen – etwa ein Rückgang der aktiven User, die durch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen abgeschreckt werden, oder die Abwanderung zu Wettbewerbern.

Vermeidung von Nutzername-Passwort-Modell

Auch der Frage, wie sich Unternehmen vor der steigenden Zahl von Credential-Stuffing-Attacken zu schützen versuchen, ist Aberdeen nachgegangen: Dabei zeigt sich eine zunehmende Vermeidung sowohl des Nutzername-Passwort-Modells als auch von Multi-Faktor-Authentifizierungslösungen: So werden etwa Mobile Apps für die Multifaktor-Authentifizierung derzeit in 42 Prozent der befragten Unternehmen eingesetzt – aber nur 24 Prozent befürworten eine zukünftige Einführung. Ein starkes Innovationspotenzial sehen die Studienteilnehmer dagegen bei passwortlosen Ansätzen, die sowohl benutzerfreundlich als auch für die Anbieter kosteneffizient sind. Bislang haben zwar nur 20 Prozent kennwortlose (adaptive, kontextbasierte, transparente) Verfahren eingeführt, doch 46 Prozent planen dies für die Zukunft.

Für die Untersuchung hat sich Aberdeen auf zehn ausgewählte B2C-Kategorien im EMEA-Raum konzentriert: Zum einen Geschäftsbanken, Kreditgenossenschaften, Sparinstitute und Finanztechnologie, aber auch Sach- und Unfallversicherungen sowie Unterhaltungselektronik, Netzwerke von Anbietern von Gesundheitsfürsorgeleistungen, Online-Glücksspiele, Telekommunikation und Energieversorger.

Roger Homrich

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