Auf der Suche nach Digitaler Unabhängigkeit setzen immer mehr Unternehmen und Behörden auf Open Source. Gleichzeitig schließen sich hiesige Lösungsanbieter zusammen, um gemeinsam echte Alternativen zu den Tech-Riesen aus den USA anbieten zu können. So profitieren am Ende alle Seiten – außer die bisherigen Marktführer aus Übersee.
Bereits im Koalitionsvertrag hatte die neue Bundesregierung angekündigt, Open Source und digitale Souveränität finanziell unterstützen zu wollen. Nach längeren Diskussionen einigten sich die Bundestagsfraktionen Ende Mai letztlich sogar darauf, die Gelder noch einmal deutlich aufzustocken. Somit stehen nun rund 51 Millionen Euro an stattlichen Geldern für die Stärkung von Open-Source-Projekten und -Lösungen zur Verfügung. Damit soll vor allem die digitale Souveränität in Deutschland vorangetrieben werden. Und das ist laut Experten aus IT und Industrie auch dringend notwendig.
In den letzten Jahrzehnten haben sich einige wenige Tech-Unternehmen, die zumeist aus den USA stammen, eine Marktmacht aufgebaut, die tiefgreifenden Einfluss auf alle Anwender hat. Das gilt teils auch für Privatpersonen, vor allem aber für Unternehmen und Behörden. Die Abhängigkeit etwa von Microsoft werden viele Betriebe und Institutionen spätestens dann deutlich zu spüren bekommen, wenn der Tech-Riese ab Ende 2025 tatsächlich nur noch Cloud-basierte Bereitstellungsmodelle anbietet. Die bisher von vielen Anwendern vor Ort betriebene Software wird laut einer Ankündigung von Microsoft dann nämlich nicht mehr unterstützt.
Immerhin erkennen nun immer mehr Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, wie wichtig es ist, digital unabhängig zu sein. So setzen etwa bereits ganze Bundesländer mit der Open-Source-basierten Phoenix-Suite auf eine europäische Alternative zu Microsoft. Da es sich um quelloffenen Code handelt, kann die Lösung jeweils so angepasst werden, wie es im Einzelfall benötigt wird. Auch die Sicherheit des Systems sowie der anvertrauten Daten ist mit der europäischen Open-Source-Suite deutlich höher, da neu auftretende Sicherheitslücken umgehend geschlossen werden können. Anders als bei Lösungen von US-Anbietern, die aufgrund entsprechender Gesetze in den USA per se nicht im Einklang mit den strengen deutschen Datenschutzgesetzen sind, wird die Plattform zudem in einem deutschen Rechenzentrum gehostet. Gerade bei sensiblen Daten von Kunden, Partnern und Bürgern ist dies besonders wichtig.
Die Open-Source-Suite umfasst alle üblichen Bausteine wie E-Mail, Kalender, Chats, Kontakte und Video-Konferenzen, die Behörden und Unternehmen im digitalen Zeitalter benötigen. Jenseits der Phoenix-Suite bieten die einzelnen Anbieter wie Open-Xchange ihre Lösungen teils sogar schon seit über 20 Jahren an. Millionen von Kunden des Internet-Providers 1&1 nutzen etwa bereits seit Jahren die E-Mail-Lösungen des deutschen Unternehmens. „Wir freuen uns, darüber hinaus jetzt auch Teil der Phoenix-Suite zu sein“, sagt Frank Hoberg, Mitgründer von Open-Xchange. Der Grund, sich für Open-Source-basierte Lösungen zu entscheiden, ist derselbe wie für Internetunternehmen wie 1&1“, sagt Frank Hoberg, Mitgründer von Open-Xchange. „Das ist das Schöne an Open Source: Verschiedene Open-Source-Unternehmen können zusammenarbeiten, um einen Lösungs-Stack zu entwickeln, der auf offenen Internetstandards basiert, um die Abhängigkeit von bestimmten Anbietern oder Technologien zu vermeiden. Damit sind Anwender digital unabhängig – und ihre Lösung absolut zukunftssicher“, betont Hoberg.
Der Trend hin zu Open-Source-Lösungen führt dazu, dass sich auch jenseits der Phoenix-Suite immer mehr Entwickler und Lösungsanbieter zusammentun, um ihre Kräfte und ihr Wissen zu bündeln und so gemeinsam an Alternativen zu den proprietären Lösungen der US-Anbieter zu arbeiten. So haben sich allein im letzten halben Jahr 22 neue Mitglieder der Open Source Business Alliance angeschlossen – darunter namhafte Branchengrößen der deutschen IT-Industrie wie Adesso, Bechtle, Secunet und SVA. „Das zeigt, dass Open Source in der Mitte der Industrie angekommen ist“, sagt Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender der OSB Alliance.
Open Source ermöglicht also nicht nur neue Möglichkeiten und eine digitale Unabhängigkeit für die Anwender, sondern sorgt auch dafür, dass es endlich gleich mehrere deutsche sowie europäische Lösungsanbieter gibt, die die digitale Zukunft mitgestalten. Die Zeiten, in denen einige wenige IT-Riesen aus Übersee bestimmen konnten, was möglich ist und was Anwender dürfen – und was nicht – neigt sich dank Open Source somit dem Ende. Zumindest dann, wenn Unternehmen und Behörden ihre digitale Souveränität ernst nehmen und auf sichere Open-Source-Lösungen umstellen.
Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…
Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…
DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).
Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.
IT-Infrastruktur-Trends 2025: Open-Source-Projekte sowie aufwändige regulatorische und Pflichtaufgaben werden das Jahr prägen.
IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…