98,5 Prozent. In dieser Höhe garantieren DSL-Anbieter die Verfügbarkeit ihrer Services. Und niemand bietet mehr. Im Umkehrschluss heißt das: Die Leitung darf insgesamt an fünfeinhalb Tagen im Jahr tot sein – und der Vertrag ist damit trotzdem erfüllt. Was ärgerlich genug ist – man stelle sich ähnliches in anderen Lebens- und Wirtschaftsbereichen vor –, wiegt in der Praxis umso schwerer: Denn solche Ausfälle passieren selten in der Nacht oder am Wochenende und sie können riesige finanzielle Schäden nach sich ziehen; erst Recht, wenn sich die fünfeinhalb „erlaubten“ Tage immer mal auf stundenweise Defekte verteilen. Dagegen hilft das Multi-Carrier-Konzept.
In den meisten Unternehmen werden heute verschiedenste Leitungen benötigt, um alle Geschäftsabläufe zu organisieren – im Handel zum Beispiel für das Einlesen der Barcodes an der Kasse, die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Unternehmensbereichen, für die Steuerung elektronischer Preisschilder oder für ein Kunden-WLAN. Alle diese Prozesse wurden früher über Einzelleitungen gelenkt. Heute nutzen viele Handelsunternehmen All-IP, also eine Gesamtleitung, die in verschiedene Unterleitungen aufgeteilt ist. Das Problem: Solch eine Lösung ist umso störungs- und ausfallanfälliger, desto mehr Dienste sie bündelt.
Denn wegen ihres Filialkonzepts besitzen vor allem Handelsunternehmen oft eine komplexe Kommunikationsinfrastruktur. Sie nutzen All-IP und verfügen zu selten über sogenannte Redundanzsysteme zur Sicherung. Fällt die All-IP-Gesamtleitung aus, kommt der Betrieb in sämtlichen Filialen fast vollständig zum Erliegen. Weder Scanner-Kasse noch Lesegeräte für Kartenzahlungen funktionieren.
Will ein Unternehmen solche – oft mit hohen finanziellen Verlusten verbundene Verbindungsabbrüche und Systemausfälle verhindern – ist ein neues Gesamtkonzept notwendig, das auch redundante IT-Strukturen beinhaltet. Eine Alternativleitung ist nötig, die genutzt werden kann, bis die Hauptleitung wieder funktionsfähig ist.
Im Handel, in der Systemgastronomie, in Franchises oder der Fitnessbranche hat da bereits ein Umdenken stattgefunden und die Unternehmen setzen oftmals auf Lösungen zur Systemsicherung. Doch die größte Herausforderung sind die bei bundesweit agierenden Unternehmen oft weit auseinanderliegenden Standorte. Wer in verschiedenen Bundesländern Niederlassungen betreibt, der kooperiert aufgrund der Verfügbarkeit oder schlicht wegen des geltenden Aktienrechts mit vielen unterschiedlichen Netzbetreibern. Ausgerechnet diese Diversität gestaltet den Aufbau von Redundanzsystemen schwierig. Denn meist sind die Anbieterpakete nicht kompatibel.
Hier helfen Multi-Carrier-Konzepte. Der Kern solcher Lösungen ist, dass sämtliche Dienstleistungen anbieterübergreifend gebündelt werden. Diese Kooperationen ermöglichen Internetzugänge und Standortvernetzungen überall in Deutschland. Bei der Auswahl eines Multi-Carrier-Konzepts sollten Unternehmen allerdings darauf achten, dass tatsächlich alle großen Infrastrukturunternehmen zu den Partnern gehören. Zudem sollte der Anbieter auf eine möglichst große Anzahl von kooperierenden Serviceprovidern zurückgreifen.
Unternehmensführungen, die Multi-Carrier-Verträge heute noch als „nice to have“ ansehen und diesen Aspekt nur halbherzig behandeln, setzen die Existenz ihres Unternehmens aufs Spiel. Cyber-Attacken nehmen stark zu und verursachen jährliche Schäden von rund 220 Milliarden Euro allein in Deutschland. Gleichzeitig werden Kommunikationsinfrastrukturen immer komplexer. Daher müssen Geschäftsprozesse effizient abgesichert werden. Und das gilt unabhängig von der Unternehmensgröße. Schließlich sind gerade mittelständische Unternehmen Innovationsmotor der Wirtschaft, dadurch gut vernetzt – und für Attacken und Abstürze anfällig. Kompetente IT-Systemhäuser als Kooperationspartner können hier bei Kommunikation, Kollaboration und Infrastruktur unterstützen, darunter auch mit „Managed Services“. So können Firmen jeder Branche, vor allem aber der Handel und das Gesundheitswesen, folgenschwere Verbindungsausfälle minimieren und das eigene Unternehmen vor finanziellen Schäden bewahren.
Sascha Korten
ist Director Solution Sales der Ostertag DeTeWe. In seinen Bereich gehört die vertriebliche Verantwortung für die hauseigene Cloud-Lösung sowie für die Carrier-Dienstleistungen und die Netzwerk-Infrastruktur-Angebote.
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