In einigen Fällen ist der Cookie-Diebstahl eine gezielte Attacke, bei der Cookie-Daten von kompromittierten Systemen ausgelesen werden. Dabei nutzen die Kriminellen legitime ausführbare Dateien, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. Sobald sie mithilfe der Cookies einen Zugang zu web- oder cloudbasierten oder Unternehmens-Ressourcen haben, können sie diese für weitere Angriffe nutzen. Dazu gehören beispielsweise die Kompromittierung von E-Mails oder Social Engineering, um zusätzliche Systemzugänge zu ergaunern oder sogar für die Änderung von Daten oder Quellcode-Repositories zu sorgen. Wie dies funktioniert und welche Risiken der Cookie-Klau mit sich bringt, beschreibt Sophos beschreibt im X-Ops Report “Cookie stealing: the new perimeter bypass“,
„Cyberkriminelle nutzen neue und verbesserte Malware – etwa Raccoon Stealer – um den Diebstahl von Authentifizierungs-Cookies, auch bekannt als Access Tokens, zu vereinfachen”, sagt Sean Gallagher, Security-Forscher bei Sophos. „Wenn Angreifende im Besitz von Session-Cookies sind, können sie sich frei in einem Netzwerk bewegen.“
Sitzungs- oder Authentifizierungs-Cookies sind Cookies, die von einem Webbrowser gespeichert werden, wenn sich ein Benutzer bei Webressourcen anmeldet. Sobald Cyberkriminelle in ihren Besitz gelangen, können sie einen “Pass-the-Cookie”-Angriff durchführen, bei dem sie das Zugriffstoken in eine neue Web-Sitzung einschleusen und dem Browser vorgaukeln, es melde sich ein authentifizierter Benutzer an. Damit ist keine weitere Authentifizierung mehr erforderlich. Da bei der Verwendung von MFA auch ein Token erstellt und in einem Webbrowser gespeichert wird, kann derselbe Angriff verwendet werden, um diese zusätzliche Authentifizierungsebene zu umgehen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele legitime webbasierte Anwendungen langlebige Cookies anlegen, die selten oder nie ablaufen; Einige Cookies werden nur dann gelöscht, wenn sich der Benutzer ausdrücklich vom Dienst abmeldet.
Dank Malware-as-a-Service wird es selbst für eher unerfahrene Cyberkriminelle immer einfacher, in das lukrative Geschäft mit dem Diebstahl von Zugangsdaten einzusteigen. Sie müssen beispielsweise nur eine Kopie eines Trojaners wie Raccoon Stealer kaufen, um Daten wie Passwörter und Cookies in großen Mengen zu sammeln und können sie dann auf kriminellen Marktplätzen wie Genesis anbieten. Andere Kriminelle in der Angriffskette, wie z. B. Ransomware-Betreiber, können diese Daten dann kaufen und durchforsten, um alles, was sie für ihre Angriffe als nützlich erachten, zu nutzen.
Bei zwei der jüngsten Vorfälle, die Sophos untersuchte, verfolgten die Angreifenden hingegen einen gezielteren Ansatz. In einem Fall verbrachten sie Monate im Netzwerk des Zielunternehmens und sammelten Cookies des Microsoft Edge Browsers. Die erste Kompromittierung erfolgte über ein Exploit-Kit. Anschließend nutzten sie eine Kombination aus Cobalt-Strike- und Meterpreter-Aktivitäten, um über ein legitimes Compiler-Tool die Zugriffstoken abzugreifen. In einem anderen Fall nutzten die Angreifenden eine legitime Microsoft-Visual-Studio-Komponente, um eine bösartige Malware abzusetzen, die eine Woche lang Cookie-Dateien abfing.
„Während wir in der Vergangenheit massenhaften Cookie-Diebstahl beobachten konnten, gehen Cyberkriminelle jetzt gezielt und präzise vor, um Cookies zu stehlen. Da ein großer Teil des Arbeitsplatzes inzwischen webbasiert ist, gibt es keine Grenzen für die bösartigen Aktivitäten, die Angreifer*innen mit gestohlenen Sitzungscookies durchführen können. Sie können Cloud-Infrastrukturen manipulieren, geschäftliche E-Mails kompromittieren, andere Mitarbeitende zum Herunterladen von Malware überreden oder sogar Code für Produkte umschreiben. Die einzige Grenze ist ihre eigene Kreativität”, so Gallagher.
Es gibt laut Gallagher keine einfache Lösung gegen den Cookie-Diebstahl. Zwar könnten Dienste die Lebensdauer von Cookies verkürzen, was jedoch bedeute, dass sich die Benutzer*innen häufiger neu authentifizieren müssten. Da Angreifer*innen legitime Anwendungen nutzten, um Cookies abzugreifen, müssten Unternehmen die Erkennung von Malware mit einer Verhaltensanalyse kombinieren, rät Gallagher.
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