Von den besten Digitalisierern im Mittelstand lernen

Prämiert mit dem “Digital X Award“ wurden Unternehmen, die digitale Lösungen besonders konsequent und innovativ einsetzen und ihre Produkte mithilfe der Digitalisierung verbessert oder neue Geschäftsmodelle entwickelt haben. Die Auswahl der Gewinner erfolgte durch eine unabhängige Jury, die von den wissenschaftlichen Partnern Universität St. Gallen und Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne beraten wurde. „Digitalisierung ist keine Frage mehr des Ob, es geht nur noch um das Wie. Wer digitalisiert, brilliert. Wer nicht digitalisiert, der verliert. In der Corona-Pandemie haben sich Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad als deutlich resilienter erwiesen“, sagt Markus Jerger, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW. Digitale Lösungen tragen dazu bei, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Digital Champions 2022 sind:

Nölle + Nordhorn:
Tierwohl dank digitaler Stallkontrolle

Das vor rund 65 Jahren gegründete Unternehmen aus Gütersloh liefert Komplettsysteme für industrielle Anlagen. Für Tierstallbetreiber bietet das zum französischen Familienunternehmen Dexis gehörende Unternehmen ein Ökosystem aus Hardware, Software und Cloud, mit dem sich mit Sensoren erfasste Informationen speichern, analysieren, visualisieren und an dritte Systeme weitergeben lassen. Die Daten geben Aufschluss über die Tiergesundheit und Luftqualität im Stall und ermöglichen die Auswertung wirtschaftlicher Faktoren wie Legequoten in einem Hühnerstall. Das Komplettpaket sendet auch Alarme aus, wenn in einem Stall Probleme auftreten, die sich auf die Gesundheit der Tiere auswirken könnten. Die Lösung wird in Ställen eingesetzt, die nach den Vorschriften von Demeter betrieben werden. Die Lösung ist in verschiedenen Sektoren einsetzbar. Innovativ ist die Integration verschiedener Komponenten in einem Gesamtökosystem.

Rauschenberger Catering + Restaurants:
Weniger Lebensmittel wegwerfen durch Event-Planung mit KI

Nach wie vor arbeitet der Bereich Catering und Events häufig manuell mit Papier, E-Mail oder Telefon. Der Nachteil: Durchlaufzeiten von kundenzentrierten Prozessen sind langwierig und fehleranfällig. Die durch Corona verursachte Lockdown-Zeit hat Rauschenberger Catering und Restaurants aus Fellbach dazu genutzt, sich mit der Digitalisierung des gesamten Wertschöpfungsprozesses in ihrer Branche zu befassen. Herausgekommen ist eine Lösung basierend auf einer Microsoft-Plattform, die sich auf Bereiche wie Customer Experience und Kundenportale erweitern lässt. Zusätzlich hat das Unternehmen eine KI-basierte Lösung eingeführt, mit der sich die benötigten Lebensmittel für Events genauer am tatsächlichen Bedarf kalkulieren lassen und weniger in der Mülltonne landet.

Select AG:
Die Werkstatt in der Tasche

Überzeugt hat die Jury der digitale Beifahrer „vjumi“. Fahrzeuge werden zunehmend mit ihrer Umwelt vernetzt. Diese Entwicklung hin zum vernetzten Auto verändert die Lieferketten des Teilehandelsgeschäfts massiv. Die Select AG in Andernach nimmt diese Herausforderung an und transformiert ihre B2B-Geschäftsstrategie hin zu einem B2B2C-Geschäftsmodell. Die App „vjumi“ verbindet Kfz-Betriebe mit ihren Kunden. Sie ist ausgestattet mit einer intelligenten Realtime-Diagnostics-Technologie. Sie ist die erste Telematiklösung, die freie Werkstätten in Echtzeit mit den Fahrzeugdaten ihrer Kunden versorgt. Eine Werkstatt erkennt Probleme an einem Auto, lange bevor es zu einer Panne kommt, kann Kunden rechtzeitig informieren und den Schaden beheben, bevor ein Wagen stehen bleibt. Die Lösung ist sowohl für nicht vernetzte Fahrzeuge aller Marken als auch für voll vernetzte BMW-Modelle verfügbar und soll zukünftig weitere Hersteller einbinden.

Emons Spedition:
Traditionsunternehmen denkt komplett digital

Technologie- und Markttrends hinterherschwimmen und trotzdem das Gefühl zu haben, zu spät zu sein. Dies wollte das vor fast 100 Jahren gegründete Speditionsunternehmen Emons mit Sitz in Köln ändern – und befasst sich daher aktiv mit der Digitalisierung und der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle. Ein Ergebnis: EmonsDIGITAL. Dieser neu geschaffene Unternehmensbereich bekam von der Geschäftsführung die Freiheit, Digitalisierung für und von Emons kundenorientiert und so effizient wie möglich neu zu denken und umzusetzen. Im Rahmen eines Inkubationsprogramms identifiziert das Digital-Team von Emons Projekte, die das digitale Potenzial haben, Probleme und Bedürfnisse von Mitarbeitern, Partnern und Kunden zu lösen. Dafür setzt das Team auch agile Methoden ein und begleitet Projekte bis hin zu neuen, digitalen Geschäftsmodellen. Ein weiteres strategisches Element der digitalen Transformation heißt „Acceleration“ (englisch für Beschleunigung). Es befasst sich mit der Suche von Markt- und Technologietrends für digitale Geschäftsmodelle. Die ersten Erfolge: Von anfangs fünf Projekten sind bereits zwei als Ausgründung in eigenständige Gesellschaften gemündet.

Roger Homrich

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