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Industrielle Daten monetarisieren

In der neuen Expertise des Forschungsbeirats Industrie 4.0 untersuchen das FIR e. V. an der RWTH Aachen und das Industrie 4.0 Maturity Center den Status-quo und die aktuellen Herausforderungen der deutschen Industrie bei der Nutzung und wirtschaftlichen Verwertung von industriellen Daten. Der Zugriff auf Daten und ihre Nutzung sind in allen Wirtschaftsbereichen zunehmend wettbewerbsentscheidend. Damit besteht auch in der produzierenden Industrie die Notwendigkeit zur digitalen Transformation etablierter Geschäftsmodelle und -prozesse.

Investitionen  essenziell für Aufbau einer Datenbasis

Industrieunternehmen schaffen es häufig noch nicht, die vorhandenen Daten zu monetarisieren, denn dafür sind erstmal weitreichende Investitionen notwendig. Diese sind essenziell für den Aufbau einer Datenbasis mit einer zielgerichteten Datenanalyse sowie den darauf basierenden Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Physische Produkte müssen mit Sensorik ausgerüstet und die Infrastruktur zur Speicherung und Verarbeitung von Daten aufgebaut werden. Darüber hinaus müssen passende Fachkräfte eingestellt und ausgebildet werden.

Um die derzeitige Reife von Industrieunternehmen und deren Herausforderungen bei Aufbau, Nutzung und Monetarisierung einer industriellen Datenbasis zu bestimmen, wurde Firmen aus Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektro-, Automobil- und Chemieindustrie befragt. „Wir konnten sehen, dass Unternehmen in den Handlungsfeldern Aufbau und Nutzung relativ fortgeschritten sind. Hinsichtlich der Datenmonetarisierung gibt es jedoch erhebliche Verbesserungspotenziale,“ erläutert Maximilian Schacht, Leiter der Studie am FIR, den Status-quo. „Zudem war kein Unternehmen dabei, das in allen drei Handlungsfeldern einen hohen Reifegrad aufweist. Herausforderungen existieren vor allem hinsichtlich Datenrecht, Fachkräftemangel und der Quantifizierung des Werts von Daten.“

Digitale Dienstleistungen auf Basis von Daten

„Industrie 4.0 schafft neue Möglichkeiten, den Umsatz nicht nur durch den Verkauf von Produkten zu generieren, sondern auch durch die Monetarisierung von Daten“, erklärt Harald Schöning von der Software AG und Sprecher der Industrie des Forschungsbeirats Industrie 4.0. „Dabei geht es nicht nur um den eigentlichen Verkauf von Daten. Vielversprechend sind auch (digitale) Dienstleistungen, die auf den Daten beruhen, die während der Produktion und vor allem bei der Nutzung der Produkte entstehen. Das zeigt die Expertise anhand von Praxisbeispielen.“

Produzierende Unternehmen in Deutschland sind beim Aufbau und in der Nutzung einer industriellen Datenbasis besser als bei der Monetarisierung. Da aber in allen Bereichen akuter Handlungsbedarf besteht, wurden Handlungsoptionen für die Unternehmen sowie für deren Umfeld – Verbände, Politik und Wissenschaft – formuliert.

Unternehmen sollten Optimierungspotenziale in jedem Handlungsfeld ausschöpfen, vom Schließen der Lücken bis hin zum Umsetzen innovativer Ideen. Dabei sind die strategische Priorisierung von datenbezogenen Themen, die Erweiterung der Qualifikation von Mitarbeitenden oder der Denkwandel vom Produkt- zum Nutzenanbieter entscheidend. Das Umfeld sollte Unternehmen auf dem Weg zur besseren Datennutzung und -monetarisierung optimal unterstützen und absichern. Das gilt für alle Beteiligten in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich. So kann die Wissenschaft durch die Entwicklung von Konzepten und den Test von Hypothesen eine Basis schaffen. Die Politik sollte einen klaren rechtlichen Rahmen für den Datenaustausch sowie die Datennutzung festlegen. Zusätzlich können Verbände Ökosysteme zum Datenaustausch bilden oder als unabhängige, vertrauensvolle Parteien agieren.

Roger Homrich

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