ESG-Studie: Große Ambitionen, geringer Tatendrang
Nur ein Drittel der Unternehmen hat bisher Maßnahmen zur Emissionsreduzierung umgesetzt.
Weltweit setzen sich Unternehmen ambitionierte ESG-Ziele, doch nur 6 Prozent realisieren die dafür erforderlichen Maßnahmen in voller Konsequenz. Mehr als die Hälfte befinden sich noch in einem relativ frühen Stadium der ESG-Transformation und setzen lediglich grundlegende Maßnahmen wie den Ausgleich von Kohlenstoffemissionen durch CO2-Zertifikate um. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie “ESG Empowered Value Chains 2025“, für die PwC Deutschland über 900 Führungskräfte weltweit zum Status quo ihrer ESG-Transformation befragt hat.
Die Studie deutet darauf hin, dass viele Unternehmen mit der Umsetzung der teilweise komplizierten und schwierig zu messenden Maßnahmen hadern, wie etwa bei der Neugestaltung von Produkten oder der Verbesserung von Vielfalt und Integration. Eine kleine Gruppe fortgeschrittener Unternehmen, die die Studienautoren als ESG-Champions kategorisieren, bemüht sich indes, ESG-Maßnahmen in ihre gesamte Wertschöpfungskette einzubinden, um sich selbst und ihre Lieferanten nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen.
ESG-Champions setzen auf Tempo, Ganzheitlichkeit und Transparenz
Die Studie zeigt, dass sich die Einstellung gegenüber der Transformation zu ESG-getriebenen Geschäftstätigkeiten als Treiber für Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit stark verändert hat. Eine kleine Gruppe von Champion-Unternehmen (6 %) tätigen unter diesen Vorzeichen hohe Investitionen und verzichten auf kurzfristige Gewinne, um ihr Unternehmen langfristig nachhaltig zu gestalten.
“Die ESG-Champions weisen ähnliche Merkmale auf”, erklärt Stefan Schrauf von PwC Deutschland. “Sie sind in der Regel größer und haben einen Umsatz von mehr als 3 Milliarden Euro. Sie sind besser darin, Pläne zu machen, sie mit konkreten Maßnahmen zu untermauern und sie langfristig zu verfolgen.” ESG-Champions verfügen über detaillierte, kurz- und langfristige Roadmaps, die die meisten ihrer Wertschöpfungsketten abdecken. Außerdem haben sie einen umfassenden Überblick hinsichtlich der Menschenrechtsrisiken in ihren Wertschöpfungsketten sowie robuste, produktspezifische Standards für Bereiche wie den Tierschutz oder die Rohstoffbeschaffung.
ESG-Ziele und KPIs mit Unternehmenszielen verknüpft
Mehr als 70 Prozent der Produkte und Dienstleistungen der ESG-Champions stehen im Einklang mit ESG-Zielen. Sie haben ESG-Ziele und KPIs, die mit den Unternehmenszielen verknüpft und auf die operativen Funktionen heruntergebrochen sind, sowie einer regelmäßigen Überwachung unterliegen. 81 Prozent der Champions richten ihre Geschäftsmodelle in erheblichem Maße neu aus, indem sie beispielsweise auf zirkuläre Geschäftsmodelle umstellen oder ihr Produktportfolio an die ESG-Ziele anpassen. Im Vergleich dazu tun dies nur 15 Prozent der anderen Unternehmen.
ESG-Champions sind darüber hinaus auch bei der Digitalisierung weiter und verfügen über ein höheres Maß an Datentransparenz und -zugänglichkeit. 81 Prozent geben an, dass ihre ESG-Daten vollständig verfügbar sind und für die Entscheidungsfindung genutzt werden. Zum Vergleich: Nur 13 Prozent der Unternehmen abseits der Champions behaupten das von sich.
Fortgeschrittene Digitalisierung beschleunigt nachhaltige Transformation
Die meisten Unternehmen geben an, dass unzureichende IT-Infrastrukturen, ein Mangel an digitalen Lösungen und ein eingeschränkter Datenzugang zu den wichtigsten ESG-Herausforderungen gehören. Weil sich die digitalen Fähigkeiten vieler Unternehmen noch in der Entwicklung befinden, sind diese Ergebnisse nur wenig überraschend. So haben aktuelle PwC-Untersuchungen gezeigt, dass sich 64 Prozent der Unternehmen aus der industriellen Fertigung noch in der Anfangsphase der digitalen Transformation befinden.
Die Studie veranschaulicht, dass ein hohes Maß an Digitalisierung für die Umsetzung von ESG-Maßnahmen unerlässlich ist – insbesondere im Hinblick auf die dafür notwendigen Daten. Diese müssen überall im Unternehmen zuverlässig und zugänglich sein, um Auswirkungen und Aktivitäten effektiv überwachen, verfolgen und steuern zu können. Hier setzen die Vorreiter in der Regel auf moderne IoT-Lösungen, um Umwelt-KPIs in Echtzeit zu messen und den ökologischen Fußabdruck ganzer Fabriken sowie einzelner Maschinen und Produkte zu ermitteln.
Darüber hinaus können Analysen helfen, den Energieverbrauch vorherzusagen. Technologie ist zudem der Schlüssel für eine ESG-fokussierte Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette und unerlässlich, um die wachsenden Berichtspflichten zu erfüllen. Lücken in der Digitalisierung führen so schnell zum Rückstand im Wettbewerb.